Auge in Auge mit der Mannschaft
Wir haben viele Gründe dafür gefunden, sich auf die Saison zu freuen. Und ein paar Risikofaktoren
Ulm Mit der Verpflichtung von DeAndre Kane hat Ratiopharm Ulm in der vergangenen Woche ungewöhnlich früh seine Personalplanung beendet. Wir haben den Kader des Basketball-Bundesligisten genau unter die Lupe genommen und viele Gründe dafür gefunden, sich auf die neue Saison zu freuen. Aber auch ein paar Risikofaktoren.
Kleine Positionen: Sie sind ganz klar besser besetzt als in der vergangenen Spielzeit. Vor allem wird Per Günther durch Kane endlich im Spielaufbau entlastet. Der Amerikaner und der deutsche Nationalspieler ergänzen sich perfekt. Günther ist der klassische Regisseur, zudem mit einem soliden Distanzwurf ausgestattet und mit einem starken Zug zum Korb. Kane hat dank seiner Größe von 1,93 Metern die viel bessere Athletik und er sollte bullige Typen wie den Bonner Eugene Lawrence wirkungsvoller verteidigen können. Obendrein gibt es mit Carlon Brown noch eine weitere Option auf dieser Position.
Große Positionen: Auf den ersten Blick hat die Mannschaft hier nicht mehr die Qualität wie in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison, als mit Ian Vougioukas und Tim Ohlbrecht das wohl beste Centerduo der Bundesliga in Ulm spielte. Aber Leute wie Raymar Morgan, Da‘Sean Butler oder Augustine Rubit sind tolle Athleten und exzellente Rebounder, die jederzeit unter dem Korb spielen können. Das unterscheidet sie etwa von Maarten Leunen.
Trainer: Thorsten Leibenath hat vor ein paar Tagen gesagt, dass er als Trainer sein System und seine Philosophie nach den Spielertypen ausrichtet. Das wird gar nicht nötig sein. Die neue Mannschaft steht für Offensive, hohes Tempo und Athletik. Also für Leibenath-Basketball. Eine der ganz wichtigen Aufgaben des Trainers in der Vorbereitung ist es deswegen, aus vielen starken und vermutlich mit einem ausgeprägten Ego ausgestatteten Individualisten, die noch nie zuvor zusammen gespielt haben, eine Mannschaft zu formen.
Kadergröße: Hier lauert die größte Gefahr. Wenn man mal davon ausgeht, dass Leute wie Joschka Ferner und Tom Alte nicht innerhalb von ein paar Wochen zu Bundesligaspielern mutiert sind, dann hat Leibenath für die Bundesliga und den Eurocup gerade mal neun Mann zur Verfügung. Von denen waren mit Carlon Brown, Raymar Morgan und Da‘Sean Butler drei in den vergangenen Jahren oder gar Monaten mehr oder weniger schwer verletzt, Per Günther hatte zuletzt ebenfalls immer wieder gesundheitliche Probleme. Mit ihm, David Brembly und Philipp Neumann gibt es ohnehin nur drei uneingeschränkt bundesligataugliche deutsche Spieler. Denen darf nichts passieren, sonst wird es auch schwierig mit der Erfüllung der Quote.
Fazit: Die Mannschaft wurde bewusst mit Risiko zusammengestellt. Spieler wie Carlon Brown und Raymar Morgan hätte Ulm wohl nicht bekommen, wären sie nicht zuvor verletzt gewesen. Das kann gut gehen und es kann schief gehen, auf alle Fälle ist es spannend.
Prognose: Wenn alle Spieler gesund bleiben, dann muss Ulm den Anspruch haben, erneut und mindestens Platz vier hinter Bamberg, Berlin und den Bayern zu belegen. Quantitativ wird man allerdings so oder so nachlegen (müssen) und der Etat gibt das ja wohl auch her. Vielleicht doch noch vor Beginn der Saison, spätestens aber im Winter wird vermutlich noch ein Spieler kommen. Es wäre keine Überraschung, wenn das ein bulliger Brettcenter wäre.
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