„Es war schockierend“
Anthony Jung ist drei Jahre für RB Leipzig aufgelaufen und hat einige Anfeindungen miterlebt. Inzwischen spielt er für den FC Ingolstadt und trifft heute auf seinen Ex-Verein. Was er vom Duell Letzter gegen Erster erwartet.
Die Rückkehr von Ralph Hasenhüttl nach Ingolstadt ist das große Thema vor der Partie (15.30 Uhr) zwischen den Schanzern und Tabellenführer RB Leipzig.
Auch beim FCI tritt indes ein Spieler gegen seinen Ex-Verein an. Anthony Jung spielte drei Jahre für RB Leipzig, ehe er im Sommer auf Leihbasis nach Ingolstadt wechselte. Jung, der heute den gelbgesperrten Markus Suttner als Linksverteidiger ersetzen wird und erst nach dem Trainerwechsel zu Maik Walpurgis den Sprung zum Stammspieler geschafft hat, hat sich zu folgenden Themen geäußert:
Die Entwicklung von RB Leipzig: „Der Verein wird bekanntlich allgemein sehr kritisch gesehen. Insgesamt ist der Klub und die dortige Entwicklung gut für den Fußball im Osten. Auch für die Menschen in Leipzig und der Region ist es eine tolle Geschichte. RB hat wegen seiner finanziellen Möglichkeiten ein großes Potenzial. Beeindruckend ist, dass immer wieder junge Spieler aus dem Hut gezaubert werden, die man vorher gar nicht auf dem Schirm hatte, die dann aber voll eingeschlagen haben.“
Anfeindungen: „Die regelmäßigen Anfeindungen sind keine schöne Geschichte und kommen nahezu bei jedem Auswärtsspiel von RB vor. Ich kann mich an mein erstes Spiel für Leipzig erinnern, als wir noch in der dritten Liga in Halle spielten. Auf der Rückfahrt wurde die Scheibe unseres Busses mit einem Backstein eingeworfen. Es war schockierend, wie sogenannte Fans mit Aggressionen auf uns reagierten. Es haben immer die Alarmglocken geläutet. Auch wenn ich bereits nicht mehr in Leipzig war, hat ein geworfener Schweinekopf wie im Pokalspiel in Dresden im Fußball nichts verloren. Im Großen und Ganzen muss man als Spieler das Drumherum ausblenden und sich darauf konzentrieren, was auf dem Platz passiert.“
Leipzigs Sturm an die Tabellenspitze: „Es war nicht zu erwarten, dass Leipzig so gut abschneidet. Gutes Angriffspressing und Gegenpressing sind ihre Waffen. Ich freue mich für meine ehemaligen Mitspieler. Wir werden gut vorbereitet sein und müssen auf Toplevel agieren, um diesen Gegner vor Probleme zu stellen.“
Kontakte nach Leipzig: „Die Stadt ist sehr schön. Meine Freundin ist aktuell mit unseren zwei französischen Bulldoggen dort geblieben. Man findet in einem Verein immer neue Freunde. Zu einigen ehemaligen Mitspielern besteht noch Kontakt. Etwa zu Diego Demme, mit dem ich in Leipzig noch in der dritten Liga zusammengespielt habe. Auch mit Rani Khedira oder Marcel Sabitzer schreibe ich regelmäßig. Im Spiel muss der Freundestatus natürlich ruhen. Sabitzer hat zuletzt rechts gespielt und könnte mein direkter Gegenspieler sein. Dann muss er mir den einen oder anderen Tritt verzeihen (lacht).“
Seine persönliche Situation: „Die hat sich nach dem schwierigen Start natürlich deutlich verbessert. Es hat mich gefreut, gegen Wolfsburg mein erstes Bundesligator zu erzielen. Leider haben zuletzt die Punkte fürs Team gefehlt. Insgesamt fühle ich mich wohl in Ingolstadt und bin definitiv hier angekommen.“
Rückkehr zu RB: „Dieses Thema stellt sich für mich im Moment überhaupt nicht. Es ist sicher, dass ich im Fall des Klassenerhalts in Ingolstadt bleiben werde. Das ist auch mein Ziel. Hier ist ohnehin die Perspektive auf viel Einsatzzeit realistischer. Meinen Wechsel bereue ich überhaupt nicht, auch wenn wir als Tabellenletzter derzeit einen schweren Stand haben.“
Spion Jung: „Das wird nicht nötig sein. Wir haben vor jedem Spiel eine gute Gegneranalyse. Ich werde aber den Mund aufmachen, wenn ich etwas über Leipzigs Stärken und Schwächen ergänzen kann.“
Erinnerungen an das letzte Spiel zwischen Ingolstadt und Leipzig: „An dieses Spiel kann ich mich noch gut erinnern. Der Tag war für den FC Ingolstadt historisch, da er mit dem 2:1-Sieg den Aufstieg in die Bundesliga perfekt gemacht hat. Für mich lief es nicht so gut, da ich den Elfmeter, der zum 1:1-Ausgleich für den FCI geführt hat, verursacht habe. Jetzt bin sich selbst in Ingolstadt. Das sind Zeilen, die der Fußball schreibt.“
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