Groß mit der perfekten Antwort
2. LigaMittelfeldspieler trifft nur 101 Sekunden nach dem Ausgleich des FC St. Pauli zum 2:1- Sieg für den FC Ingolstadt. Dabei muss er sich mit Magenkrämpfen durch die Partie kämpfen
Ingolstadt Der Held des Abends war am Ende. Am Ende mit seinen Kräften. Bereits kurz nach Spielschluss schlich Pascal Groß Richtung Ausgang des Audi-Sportparks. Er wollte nur noch nach Hause und schnell ins Bett. Groß hatte sich mit starken Magenkrämpfen durch die Partie geschleppt und dennoch die Kraft für eine letzte, überragende Aktion aufgebracht.
Gerade hatte der FC St. Pauli zum überraschenden 1:1 (78.) getroffen und dem FC Ingolstadt damit einen Nackenschlag verpasst. Im Gegenzug kam der Ball am Sechzehner zu Groß. Der 23-Jährige umdribbelte zunächst zwei Pauli-Verteidiger wie Slalomstangen, ließ einen dritten ins Leere rutschen und schob eiskalt zum 2:1 ein. Gerade einmal 101 Sekunden waren da seit dem Ausgleich vergangen. „Ich bin im Spiel geblieben, um dem Team vielleicht mit einer Aktion helfen zu können“, sagte Groß. Mehr konnte er nicht sagen.
„Der Wille des Teams nach dem Gegentor war sofort da, das Spiel unbedingt noch gewinnen zu wollen“, lobte Trainer Ralph Hasenhüttl, der ansonsten mit dem Spiel seiner Mannschaft nicht ganz zufrieden sein konnte. Gegen den Tabellenletzten tat sich der FCI lange Zeit sehr schwer. St. Pauli wirkte zwar verunsichert, stand aber erwartungsgemäß äußerst tief. Während sich Ingolstadt die Zähne ausbiss, hatten die Hanseaten die erste Torchance durch Sebastian Maier (11.). Dann schlug der Spitzenreiter zu. Morales bediente Leckie, der zunächst Schachten ausspielte und im Sechzehner aus spitzem Winkel eigentlich das rechte Eck anvisierte. Sein Schuss aber wurde von Sobiech ins linke Eck abgefälscht und schlug zum 1:0 ein (22.). Solche Tore fallen wohl tatsächlich nur, wenn man in der Tabelle oben steht.
Den Treffer als Trainer des FC St. Pauli sah Ewald Lienen, der erstmals bei den Kiez-Kickern auf der Bank saß und einen Tag vor der Partie Thomas Meggle abgelöst hatte. Ein ungutes Gefühl hätte ihm das bereitet, sagte Hasenhüttl. Lienen und der Österreicher kennen sich gut. Vor 14 Jahren stiegen sie gemeinsam mit dem 1. FC Köln in die Bundesliga auf. Lienen war Trainer, Hasenhüttl Stürmer. „Wir haben immer noch viel Kontakt“, erzählte Hasenhüttl, „daher weiß er genau, wie ich spielen lasse.“
Zu Beginn der zweiten Hälfte sahen beide Trainer einen aktiv beginnenden FCI. Erste Warnschüsse gaben aber die Gäste durch Sebastian Schachten (50.) und Dennis Daube (53.) ab. Auf der anderen Seite näherten sich Danilo Soares (53.) und Mathew Leckie (58.) dem Gehäuse an. Ansonsten war auf dem schwer zu bespielenden Boden – es regnete das ganze Spiel über – viel Leerlauf zu sehen. St. Pauli konnte nicht, Ingolstadt passte sich an. „Das war in der Offensive nicht gerade unser bestes Spiel“, gab Hasenhüttl zu.
So kam es zur hitzigen Schlussphase, die die Zuschauer für ein schwaches Spiel entschädigte. Nach einer Ecke brachte der FCI den Ball nicht aus der Gefahrenzone und Schachten drückte ihn über die Linie (78.). Dass die Schanzer im Moment durch nichts zu erschüttern sind, untermauerte Pascal Groß mit seinem Traumtor im Gegenzug.
Durch den Sieg haben die Schanzer nun neun Punkte Vorsprung auf einen Nicht-Aufstiegsplatz. Am kommenden Sonntag geht es zum Zweiten SV Darmstadt 98, der sieben Zähler zurückliegt. Dort fehlen wird Benjamin Hübner (fünfte Gelbe Karte). Wer ihn ersetzen wird, ist ungewiss. André Mijatovic jedenfalls stand gestern nicht im Kader, da er sich bei einem versprochenen Trainerlehrgang befindet, und wird wohl auch am Sonntag fehlen. FC Ingolstadt: Özcan – Levels, Matip, Hübner, Danilo – Groß (85. Wannenwetsch), Roger, Morales – Hinterseer (76. Hartmann), Lex (59. Bauer), Leckie FC St. Pauli:Himmelmann – Schachten, Sobiech, Gonther, Halstenberg – Görlitz, Daube, Nehrig (76. Ziereis), Maier (66. Rzatkowski) – Thy – Verhoek (74. Litka)
Schiedsrichterin: Steinhaus (Hannover) – Zuschauer: 9550 – Tore: 1:0 Leckie (22.), 1:1 Schachten (78.), 2:1 Groß (80.)
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