Der letzte Auftritt des Papstes
Ein letztes Mal zeigt sich Papst Benedikt XVI. der Öffentlichkeit auf einer Generalaudienz. Zehntausende wollen ihn sehen. Die Spekulationen um seine Nachfolge gehen indes weiter.
Zum letzten großen öffentlichen Auftritt von Papst Benedikt XVI. sind am (heutigen) Mittwoch in Rom zehntausende Menschen gekommen. Bei einer Generalaudienz nimmt das scheidende Oberhaupt der katholischen Kirche auf dem Petersplatz Abschied von der Öffentlichkeit. Er dankte den Gläubigen und schloss die ganze Welt in sein Gebet ein. Er vertraue Gott die Kirche in aller Welt an, sagte Benedikt. Der Herr habe ihn auch in schwierigen Zeiten geführt. Der Papst dankte allen, die seinen Rücktritt mit Respekt und Verständnis aufgenommen haben. Er habe diese Entscheidung zum Wohl der Kirche getroffen. Benedikt hatte seinen Rücktritt mit schwindenden Kräften begründet. Er werde den Weg der Kirche weiterhin im Gebet begleiten, bekräftigte er.
Viele Kardinäle, Pilger aus Deutschland und einige Prominente hatten sich auf den Weg zur Generalaudienz nach Rom gemacht. Unterdessen laufen im Vatikan die Vorbereitungen für das Ende von Benedikts Pontifikat am Donnerstag um 20 Uhr und die anschließende Papstwahl.
Seehofer will Papst persönlich grüßen
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer will Benedikt am Mittwoch Grüße überbringen. Für ihn und seine Frau ist eine persönliche Begegnung vorgesehen.
Aus Benedikts Heimat Bayern haben sich außerdem hunderte Pilger auf den Weg nach Rom gemacht. Auch einige Dutzend Gebirgsschützen und zahlreiche Trachtler in ihren farbenfrohen Gewändern wollten dem scheidenden katholischen Kirchenoberhaupt Grüße aus der Heimat übermitteln. Unübersehbar schwenkten sie weiß-blaue Fahnen. Aus Traunstein, wo Benedikt einst zur Schule ging, war eine Blaskapelle nach Rom gekommen. Seminaristen des dortigen Gymnasiums hielten ein Transparent mit der Aufschrift "Chiemgau-Gymnasium grüßt Papst Benedikt" in die Höhe.
Die Pilger aus Bayern hatten schon Stunden vor Beginn der Generalaudienz gute Stimmung auf dem Petersplatz verbreitet. "Es ist wahnsinnig gut", sagte Reiseleiterin Renate von Franckenstein vom Bayerischen Pilgerbüro. "Die Menschen stehen auf ihren Stühlen und singen und jubeln."
Auch Ingrid und Roland Koch aus Heidelberg verfolgten zusammen mit den bayerischen Pilgern den letzten großen öffentlichen Auftritt Benedikts XVI. in Rom. "Wir sind um 5 Uhr aufgestanden und zu Fuß zum Petersplatz gegangen", sagte Roland Koch. "Die Stimmung ist grandios." Der Rentner hatte die Reise seiner aus dem Allgäu stammenden Frau geschenkt, die am Mittwoch ihren 63. Geburtstag feierte.
Am späten Nachmittag wird für Benedikt der Trubel rund um seine letzten Tage als Papst vorbei sein. Dann wird der 85-Jährige mit einem Hubschrauber zur päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo vor den Toren Roms fliegen.
Mit Papst-Abschied stellt Schweizer Garde Dienst für Benedikt XVI. ein
Sein letzter öffentlicher Akt wird um 17.30 Uhr ein Abschiedsgruß an die Gläubigen der Diözese Albano von der Loggia der Residenz Castel Gandolfo aus sein. Mit dem offiziellen Ende des Pontifikats um 20.00 Uhr stellt auch die Schweizer Garde ihren "öffentlichen Dienst" für den Papst ein.
Die Sicherheit Benedikts ist aber garantiert, die Gendarmerie wird ihren Wachdienst fortsetzen.
Nicht vor Anfang nächster Woche soll dann die Kardinalsversammlung in Rom zusammenkommen, um die Papst-Wahl im März vorzubereiten und über den Beginn des Konklaves zu entscheiden, erklärte Papst-Sprecher Federico Lombardi. Benedikt hatte es den Purpurträgern in einem Schreiben zum Konklave freigestellt, die Papst-Wahl vorzuziehen.
Papst Benedikt XVI. wird weiter "Heiligkeit" sein
Nach seinem Rücktritt wird sich Benedikt "Emeritierter Papst" oder "Römischer emeritierter Pontifex" nennen, wie Lombardi am Dienstag sagte. Man werde sich an Joseph Ratzinger aber weiterhin auch mit der Anrede "Eure Heiligkeit" wenden können. Es sei Benedikts Entscheidung gewesen. Nach seinem Rücktritt am Donnerstag wird der 85-Jährige außerdem den "einfachen weißen Talar" anziehen.
Papst Benedikt hatte am 11. Februar völlig überraschend seinen Rücktritt zum Ende des Monats angekündigt. Seine Kräfte ließen nach, sagte er zur Begründung. Er ist der erste Papst seit Jahrhunderten, der sein Amt freiwillig aufgibt.
Voller Lob, Wehmut und Respekt: Erzbischof Robert Zollitsch
Erzbischof Robert Zollitsch wird als Vorsitzender die Deutsche Bischofskonferenz bei der Audienz vertreten. Er lobte den scheidenden Papst. "Mit Papst Benedikt verlässt einer der größten Theologen auf dem päpstlichen Stuhl sein Amt", sagte der Freiburger Erzbischof am Dienstagabend in Rom.
Dass Papst Benedikt XVI. sein Amt niederlegen wird, erfülle ihn mit "Wehmut", denn "Abschied bedeutet auch immer Trauer", sagte Zollitsch. Dennoch habe er großen Respekt vor Benedikts Entscheidung, als Papst zurückzutreten.
Nächster Papst könnte ein Nicht-Europäer werden
Benedikt hatte am 11. Februar seinen Rücktritt zum Ende des Monats verkündet. Er ist der erste Papst der Neuzeit, der sich zu solch einem Schritt entschließt. Im März soll sein Nachfolger gewählt werden.
Zollitsch bekräftigte erneut, dass er die Zeit für einen außereuropäischen Papst für gekommen hält. "Wir sind Weltkirche (...) und ich kann mir durchaus vorstellen, dass nun auch ein Papst von einem anderen Kontinent kommt", sagte er. dpa, AZ
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