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  3. Tiere: Warum Bayern ein Katzenproblem hat

Tiere
30.12.2013

Warum Bayern ein Katzenproblem hat

Nicht alle Katzen, die von ihren Besitzern ausgesetzt werden, landen im Tierheim. Etwa 100.000 verwilderte Katzen streunen durch Bayern. Sie verunreinigen Gärten und übertragen Krankheiten. Tierschützer glauben, dass es wohl nur eine Lösung gibt.
Foto: Peter Fastl

Etwa 100.000 verwilderte Katzen streunen durch Bayern. Sie verunreinigen Gärten und übertragen Krankheiten. Tierschützer glauben, dass es wohl nur eine Lösung gibt.

Die schwarz-weiß gefleckte Räuberin drückt sich an die Hauswand. Ein Artgenosse, braun getigert, kauert im Gras. Die Katzen ahnen, dass gleich etwas passiert.

Magdalena Markus raschelt mit einer Tüte Trockenfutter. Sofort stürzen sich die Tiere auf das gelbe Plastikschälchen zu Füßen der eleganten grauhaarigen Frau. Sie füllt Futter hinein, während immer mehr Katzen den Hof des kleinen Hauses im Rieser Örtchen Ederheim bevölkern. Jeden Tag kommt die Rentnerin, die sich ehrenamtlich im Tierschutz engagiert, hierher. Morgens und dann am Nachmittag wieder. „15 Uhr ist Fütterungszeit“, sagt sie. Das wüssten die Katzen.

Bis vor kurzem hat sich noch die Besitzerin des Häuschens um ihre Tiere gekümmert. Nach drinnen durften die Katzen schon damals nicht. Jetzt ist die Frau tot. Und die Gemeinde hat ein Katzenproblem.

„Die Tiere sind so scheu, dass man sie nur sehr schwer einfangen kann“, sagt Magdalena Markus. Zum Glück sei wenigstens ein Großteil der mehr als ein Dutzend Tiere kastriert. Bei den meisten gänzlich frei lebenden Katzen ist das anders. Sie haben noch nie einen Tierarzt gesehen. Viele sind unterernährt, manche verletzt oder chronisch krank. Sie übertragen Krankheiten. Sie vermehren sich unkontrolliert. Und Vogelfreunde sagen: Sie dezimieren die Schar der Singvögel auf besorgniserregende Weise.

In nahezu jedem Dorf gibt es Streuner, um die sich keiner kümmert. Vom Ries bis ins Allgäu haben Gemeinden mit einer wachsenden Zahl an verwilderten Tieren zu kämpfen. „Tierschützer beklagen Katzenflut“, schrieb im November die Donauwörther Lokalausgabe unserer Zeitung. Nur ein paar Wochen später schlug das Landratsamt Ostallgäu Alarm. „Wir haben ein massives Katzenproblem“, hieß es aus dem Veterinäramt. Oft stammen die Tiere von Bauernhöfen, auf denen sie nicht als Haus-, sondern als Nutztiere zum Mäusefangen gehalten werden. Die Kosten für eine Kastration – bei Katzen gut 100 Euro, bei Katern etwa die Hälfte – sparen sich die Besitzer.

In Baden-Württemberg ist nun eine Kastrationspflicht möglich

Der Deutsche Tierschutzbund geht von etwa 100000 Streunern in Bayern aus. Deutschlandweit schätzt man die Zahl auf eine Million. Und jedes Jahr kommen etwa 130000 hinzu. Nach einer Änderung des Tierschutzgesetzes im Juli sind die Bundesländer nun zumindest befugt, in bestimmten Gebieten eine Kennzeichnungspflicht für frei laufende und ein Freigangsverbot für nicht kastrierte Katzen einzuführen. Die Länder können die Befugnis auf ihre Kommunen übertragen. Baden-Württemberg ist nach Angaben der dortigen Landestierschutzbeauftragten das erste Bundesland, das auf Grundlage des neuen Gesetzes seinen Städten und Gemeinden das Recht einräumt, in Gebieten mit ausufernder Katzenpopulation eine Kastrationspflicht zu verhängen.

Caroline Zehnpfennig, Bürgermeisterin des katzengeplagten Ederheim, fände eine solche Regelung auch für den Freistaat sinnvoll. „Ich glaube aber nicht, dass der Politik in Bayern das Problem bewusst ist.“ Das Thema befinde sich „im Stadium der Gespräche“, heißt es aus dem für den Tierschutz zuständigen Umweltministerium. Wann mit Neuigkeiten oder gar mit einer Verordnung zu rechnen sei? „Dazu können wir nichts sagen.“

Andreas Brucker vom Landesverband des Tierschutzbundes ist derselben Meinung wie Lokalpolitikerin Zehnpfennig: „Das Problem wird politisch nicht ernst genug genommen.“ Seine persönliche Erklärung liefert er gleich mit: Frei lebende Katzen würden zwar immer häufiger durch Städte und Ortschaften streunen und Krankheiten mit sich herumtragen – „dem Staat aber verursachen sie keinerlei Kosten“.

Auch Fördermittel für den Tierschutz gibt es in Bayern kaum. Nur die Tierheime erhalten von den Gemeinden eine Pauschale für Fundtiere – dem Tierschutzbund zufolge meist zwischen 25 und 50 Cent pro Einwohner. Tierschutzvereine oder private Initiativen finanzieren sich allein über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Vom Freistaat selbst gebe es „keinen Cent“, sagt Brucker. Auch ein Sprecher des Umweltministeriums verweist bei der Frage nach Fördergeldern lediglich auf den Bayerischen Tierschutzpreis, der jedes Jahr „wichtige Projekte ehrenamtlich Handelnder fördert“.

Sonja Gröger ist eine der vielen „ehrenamtlich Handelnden“. Die 45-Jährige aus Utzwingen im Kreis Donau-Ries kümmert sich um wild lebende Katzen. Sie übernimmt deren Fütterung. Wenn sie eine verletzte Katze aufliest, bringt sie sie zum Tierarzt. Sonja Gröger arbeitet mit dem Veterinäramt und dem Tierschutzverein Nördlingen zusammen. Oft lässt sie die Tiere aber auch auf eigene Kosten kastrieren, wenn es nicht anders geht.

Hauptberuflich betreibt die Frau seit drei Jahren eine Katzenpension. Dort betreut sie Tiere, deren Besitzer das vorübergehend nicht selbst übernehmen können – weil sie im Urlaub sind oder weil es ihnen gerade nicht gut geht. Doch nicht jeder der vierbeinigen Gäste kehrt nach ein, zwei Wochen wieder zurück zu einem liebevollen Herrchen. Etwa die Hälfte der 14 Plätze in ihrer Pension ist regelmäßig mit Fundtieren belegt. Katzen, die sie selbst am Straßenrand aufgelesen hat. Katzen, die ihr fremde Leute über den Gartenzaun geworfen haben. Katzen, die keine Zukunft hatten.

Mona und Lisa sind zwei davon. Laut schnurrend kuscheln sie sich in ihr Körbchen, um sich dann mit den kleinen Pfoten immer wieder auf den Rand ihrer Behausung zu stützen und neugierig die Umwelt zu erkunden. Vor gut drei Monaten haben Tierschützer ihre verwilderte und damals trächtige Mutter auf einem verlassenen Fabrikgelände entdeckt. „Zwei der Babys sind gestorben, aber Mona und Lisa konnten wir retten“, sagt Gröger und streichelt über das Fell der Katzenbabys.

Jetzt hofft sie auf einen „guten Platz“, vielleicht eine Familie, an die sie die beiden vermitteln kann. Sie will damit aber bis ins neue Jahr warten. „Vor Weihnachten war die Gefahr zu groß, dass sie unter dem Christbaum landen und sich danach niemand mehr für sie interessiert.“ Auch viele Tierheime würden aus demselben Grund vor den Feiertagen keine Tiere abgeben.

Sonja Gröger hat selbst zwölf Jahre lang im Nördlinger Tierheim gearbeitet. Sie war auf Grundstücken, wo die Katzen neben ihren eigenen Exkrementen gefüttert wurden. Traf ihre Besitzer, die das Problem nicht einmal erkannten. Sie rettete kleine Kätzchen, zusammengepfercht in zugeklebten Pappkartons oder eingeknotet in einen Kopfkissenbezug. Wenn sie heute über die Straßen im Ries fährt, hält Sonja Gröger die Augen offen. Es gibt ja auch immer mehr herrenlose Katzen. Zwei-, dreimal im Jahr bekommt ein unkastriertes Tier Junge, pro Wurf sind es bis zu fünf Tiere. Rein rechnerisch können also im Jahr mit nur einer Mutterkatze zehn bis 15 Nachkommen entstehen.

„Man fühlt sich schon machtlos“, sagt Sonja Gröger beim Gedanken daran und rührt in ihrem Kaffee, während ihr eigener blinder Kater über die Eckbank tapst. Sie ist in Dörfern unterwegs und leistet Aufklärungsarbeit. Sie redet Bauern ins Gewissen, die ihre Tiere auf dem Hof nicht kastrieren lassen wollen, spricht mit Menschen, die Katzen als Ersatz für soziale Kontakte ins Haus holen und damit nicht aufhören können – selbst, wenn ihnen die Situation über den Kopf gewachsen ist. „Animal Hoarding“ nennt man das Horten von Tieren. Leute wie Sonja Gröger versuchen dann zu helfen. Dauerhaft ändern können sie kaum etwas.

Was also tun? Die Möglichkeit einer Kastrationspflicht auch für bayerische Katzen wäre das schärfste Instrument. Anders als in Baden-Württemberg müsse diese aber mit einer Kennzeichnungspflicht, etwa durch eine Tätowierung im Ohr, verbunden sein, heißt es aus dem Landesverband des Tierschutzbundes. Sonst könnten Katzenbesitzer schlichtweg leugnen, dass ein nicht kastriertes Tier ihnen gehört.

Eine Bürgermeisterin löst das Problem auf ihre Art

Paderborn hat 2008 als erste Kommune in Deutschland eine solch kombinierte Regelung für Katzenbesitzer eingeführt. Wer sich nicht daran hält, riskiert ein Bußgeld. Vor allem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen sind bis heute mehr als 200 Städte und Gemeinden dem Vorbild Paderborns gefolgt. Tierschützer Andreas Brucker sagt, das Bayerns Vorgaben bislang eine solche Regelung verhindern. Auch der neue Passus im Tierschutzgesetz ändere daran nichts: „Wir bräuchten eine komplette Gesetzesänderung.“

Ob und wann es diese geben wird, weiß keiner. Caroline Zehnpfennig jedenfalls will sich nicht auf bessere Zeiten vertrösten lassen. Das Katzenproblem in ihrer Gemeinde löst die Bürgermeisterin von Ederheim jetzt selbst. Sie baut ein Gehege, in dem die herrenlosen Tiere zumindest vorübergehend leben können. Auf ihrem eigenen Grundstück. Und auf eigene Kosten.

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