Ingenieur mit Leib und Seele
Seit über dreißig Jahren dreht sich das Berufsleben von Roland Dölzer, Leiter des Bereichs Projektierung bei der LEW Verteilnetz GmbH, um Stromverteilung, Energieversorgung und Netzbetrieb. Heute leitet er eine 130-köpfige Abteilung und macht sich für das innovative Pilotprojekt "Smart Operator" stark.
Was fasziniert Sie so sehr am elektrischen Strom, dass Sie zunächst Ihr Studium an der TU München und anschließend Ihr gesamtes Berufsleben diesem Thema gewidmet haben?
Roland Dölzer: Ich bekam schon als kleiner Junge hautnah mit, wenn mein Vater Bereitschaftsdienst hatte. Er war ebenfalls bei LEW tätig. Ab und zu durfte ich mitfahren. Die Technik hat mich immer schon beeindruckt - aber auch, wie abhängig die Bevölkerung von der Stromversorgung ist. Strom muss bei Störungen schnell wieder fließen. Ich habe dann Elektrotechnik mit Schwerpunkt Hochspannungs- und Anlagentechnik studiert.
Was ist das Besondere an der langen Zeit, die Sie im selben Unternehmen verbracht haben?
Dölzer: In der Energiewirtschaft, beim Netzbau und -betrieb, ist alles sehr langfristig angelegt. Eine Hochspannungsleitung oder eine Transformatorstation leisten beispielsweise mehrere Jahrzehnte ihren Dienst. Erfahrung spielt deshalb bei uns eine große Rolle.
Ihre jetzige Führungsposition baut also entscheidend auf Ihrer beruflichen Erfahrung auf?
Dölzer: Auf jeden Fall ist sie förderlich. Technik bleibt in unserem Job immer wichtig. Je weiter man aber aufsteigt, umso mehr rücken Organisatorisches, Managementaufgaben und Personalführung in den Vordergrund. Das macht auch Spaß, ist aber eine andere Aufgabenstellung als früher.
Was hat Sie in all den Jahren angetrieben?
Dölzer: Ich bin als Ingenieur die Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis. Man projektiert, konstruiert etwas und setzt es dann in die Praxis um. Am Schluss nimmt man die Anlage in Betrieb, und sobald sie funktioniert, ist das eine super Sache, weil man etwas von seiner Arbeit sieht. Ich würde mich heute wieder für diesen verantwortungsvollen Beruf entscheiden. Wir gewährleisten schließlich die Versorgungssicherheit und -qualität für 550 000 Netzanschlüsse in unserem Versorgungsgebiet.
Wie hat sich Ihr Aufgabengebiet unter den Zeichen der Energiewende verändert?
Dölzer: Die gesamte Energiebranche befindet sich in einem tief greifenden Umbruch. Damit sind aber auch vielfältige Chancen und neue, spannende und abwechslungsreiche Aufgaben verbunden. Jetzt ist die Gelegenheit, die Zukunft der Energieversorgung mitzugestalten. Das sind tolle Aussichten für ambitionierte Hochschulabsolventen und auch erfahrene Fachkräfte. Früher ging es darum, unsere Kunden mit Strom aus den Großkraftwerken zu versorgen. Heute haben wir zusätzlich die Aufgabe, die Energie, die sehr viele Fotovoltaikanlagen dezentral erzeugen und ins Netz einspeisen, zu transportieren und zu verteilen. Wir haben in den letzten zehn Jahren über
60 000 Fotovoltaikanlagen angeschlossen. Der gesamte Netzbetrieb hat sich komplett verändert. Die intelligente Steuerung von Erzeugung und Verbrauch direkt vor Ort ist ein Schlüssel für die Energiezukunft. In unserem Pilotprojekt "Smart Operator" in Schwabmünchen testen wir derzeit solch ein intelligentes Stromnetz. Es hat sich zu einem Leitprojekt weit über die Region hinaus entwickelt.
Sie leben seit Langem in der Region Augsburg. Hat es Sie nie woanders hingezogen?
Dölzer: Ich bin sehr verwurzelt in der Region. Seit zwanzig Jahren leben wir in Bobingen. Meine Frau und ich sind auf dem Land südlich von Landsberg aufgewachsen und beide keine Stadtmenschen. Bobingen bietet viele Möglichkeiten: Wir wohnen im Grünen und haben dennoch alles in der Nähe, was man braucht. Wir sind gleich an der Wertach zum Spazierengehen oder zum Langlaufen in Burgwalden. Ich fahre mit dem Mountainbike von zu Hause weg und bin drei Minuten später mitten in den Westlichen Wäldern.
Gibt es ein Motto, nach dem Sie leben?
Dölzer: Carpe diem. Es ist schon so: Auch in der Freizeit bin ich kein Langschläfer, sondern eher ein Frühaufsteher. Ehrenamtlich arbeite ich als Vorsitzender des Meisterprüfungsausschusses an der Handwerkskammer für Schwaben. Auch privat muss bei mir immer etwas los sein. Ich habe in eine große Familie eingeheiratet, da hilft man sich, arbeitet zusammen und feiert miteinander. Seit Mitte Juli letzten Jahres bin ich Opa und ganz schön stolz! Der Gedanke an nachfolgende Generationen trägt mich beruflich wie privat. Für mich ist wichtig, dass man eine Spur hinterlässt.
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