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Randale in Stadien
24.11.2011

Am Rande des Fußballs

Die Vorfälle von Rostock am vergangenen Wochenende zeigen diese Rivalität und auch den Hang zu Aggression. Rostocker Fans schossen mehrfach mit Leuchtmunition in den Gästeblock auf die Anhänger des FC St. Pauli. (Archivbild)
Foto: dpa

Früher sprach man von Hooligans, wenn es um Randale in Stadien ging. Heute sagt man: Das sind Ultras. Was sind das für Menschen? Und wie sieht sie die Polizei? Eine Spurensuche.

11 Uhr. Früh, um einen Fußballtag zu beginnen. Anpfiff ist erst in viereinhalb Stunden. Trotzdem: Es ist ein Ritual der Legio Augusta. Das ist die Ultra-Gruppe des FC Augsburg. Ultra, das klingt nicht nach Normalmaß. Normal wollen sie auch nicht sein. Sie nennen sich Ultras, weil sie sich als besonders treue Fans sehen, als besonders traditionsbewusst, besonders emotional. Lange vor den 90 Minuten Bundesliga, dem Höhepunkt der Woche, treffen sie sich. So wie an diesem Tag. Immer mehr junge Männer zwischen 15 und 25 Jahren sammeln sich vor dem Café. Es ist ein bunter Haufen. Auch Frauen sind dabei. Respektvoll begrüßt man sich mit Handschlag. Wer das Sagen hat, ist schnell klar.

Liebe für eine Fußballverein

„Es ist Liebe, die man dem Verein entgegenbringt, nicht nur die 90 Minuten während des Spiels, sondern sein ganzes Leben“, sagt Mario Riedel, ein führender Kopf bei der Legio Augusta. Liebe für einen Fußballverein? Verpflichtung für ein ganzes Leben? Sie sprechen von Ehre, Stolz, Aufrichtigkeit, Zusammenhalt und Beständigkeit. Aber wie passt das zur Gewalt, von der fast wöchentlich im Zusammenhang mit Fußball und Ultras berichtet wird?

Die Gewalt lebt im Schatten dieses Selbstverständnisses. Hass und Rache lenken dann die Gefühlswelt vieler Ultras. „Es gibt oft Vorgeschichten. Da sind dann Dinge passiert, die man rächen muss. Das ist nicht immer rational“, sagt Riedel. Die Zusammenstöße mit Fans listet die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), eine Einheit der Polizei, in ihrem Jahresbericht auf. Für die vergangene Saison lautet die Bilanz: 846 verletzte Personen, davon 344 Unbeteiligte. Seit gut zehn Jahren spricht die Polizei von einem „saisonal schwankenden, jedoch tendenziell konstant hohen Niveau der Gewalt“. Diejenigen, die das relativieren, sagen: Bei 17,4 Millionen Zuschauern in der Saison 2010/2011 wurden 0,005 Prozent verletzt.

„Es gibt eine klare Regel: Ist die Zaunfahne weg, ist die Gruppe kaputt“

Bei der Partie Köln gegen Mönchengladbach am Freitagabend könnte eine Geschichte aus dem Jahr 2008 wieder zu Gewalt führen. Damals brach die „Wilde Horde“ (Ultras Köln) in die Räume der Ultras Mönchengladbach ein und stahl die Zaunfahne – der Heilige Gral jeder Ultra-Gruppe. „Es gibt eine klare Regel: Ist die Zaunfahne weg, ist die Gruppe kaputt“, sagt Legio-Mitglied Riedel. Ein ungeschriebenes Gesetz. In der Tat sind die Ultras Mönchengladbach Geschichte. Sie haben sich sofort nach dem Raub ihrer Fahne aufgelöst. Das heutige Derby schätzt die Deutsche Fußball-Liga als Hochrisikospiel ein. Das ist nicht die einzige Partie mit Brisanz an diesem Wochenende. Am Samstag empfängt Dortmund Schalke 04. „Mutter aller Derbys“ heißt das in der Fußballsprache.

Was ist dann mit Werten wie Vergebung oder Nächstenliebe? Haben die Ultras auch da ihre eigene Sichtweise? „Wir leben nicht den klassischen Traum, den die Gesellschaft von einem fordert“, sagt Riedel. Wonach streben die Ultras dann? Nach dem Unmodischen, dem Unangepassten? „Für uns ist die Gruppe die Familie. Wir fahren lieber zum Auswärtsspiel, als zum 60. Geburtstag der eigenen Mutter zu gehen.“ Häuser, Autos oder das modernste Handy scheinen in der Welt der Ultras wenig zu zählen. Aber gilt das auch für die eigene Familie? Sie reden lieber über Männerfreundschaft, Patriotismus für ihre Stadt, Loyalität – Begriffe, die ihrer Ansicht nach in der heutigen Gesellschaft nichts mehr zählen.

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Gunter Gebauer ist Professor für Philosophie an der Freien Universität Berlin. Er hat bei Fußballfans die Sehnsucht nach einer verlorenen Zeit entdeckt und festgestellt, dass Sport und Aggression schon immer im engen Verhältnis zueinanderstanden. In einem Aufsatz schreibt er: „Hier herrscht die Bruderschaft, deren Mitglieder einander gleichen wollen, in Kleidung, Entschlossenheit und in der Abwehr gegen die rivalisierende zweite Gruppe, jener des anderen Vereins, mit der sie sich den Raum des Stadions teilen.“

Auch Felix von Cube, einst Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Heidelberg, schreibt in seinem Buch „Besiege deinen Nächsten wie dich selbst. Aggression im Alltag“: „Es ist falsch und gefährlich, Aggression zu leugnen oder zu tabuisieren; wir müssen mit ihr leben. Der Mensch hat zwar Sehnsucht nach Frieden, wird dieses Utopia aber niemals erreichen.“

Rivalität und Hang zu Aggression

Die Vorfälle von Rostock am vergangenen Wochenende zeigen diese Rivalität und auch den Hang zu Aggression. Rostocker Fans schossen mehrfach mit Leuchtmunition in den Gästeblock auf die Anhänger des FC St. Pauli. Tausende Hansa-Sympathisanten bejubelten das Spektakel. Schon vor dem Spiel hatten die Fensterscheiben geklirrt. Vermummte Hansa-Fans griffen eine Polizeidienststelle an – ein noch nie da gewesener Akt der Vergeltung, der so oft von Experten befürchtet wird. Denn zuvor war ein Mitglied der Rostocker Fans von der Polizei festgesetzt worden.

Polizist Hans-Jörg Sommerfeld ist Pressesprecher der ZIS. Trotz der Gewalt der letzten Wochen sagt er: „Vorfälle wie in Rostock oder auch in Dortmund sind Ausreißer.“ Was war in Dortmund passiert? Dresdner Anhänger hatten vor dem DFB-Pokalspiel bei Borussia Dortmund randaliert. Flaschen und Böller flogen. Die Polizei setzte Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Die Konsequenzen folgten gestern Abend. Da entschied das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes, Dynamo aus dem Pokalwettbewerb der kommenden Saison auszuschließen.

Sommerfeld glaubt an eine Entspannung, wenn man nur mit den Ultras spricht. Etliche Gruppen lehnen das jedoch kategorisch ab. Der Politologe und Fan-Forscher Jonas Gabler sagt: „Besonders nachdem die Kampagne ,Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren‘ rigoros beendet wurde, fühlen sich viele Gruppen an der Nase herumgeführt.“ War es also ein Fehler des DFB, die Gespräche abzubrechen und das kontrollierte Abbrennen von Pyrotechnik weiter zu verbieten? Fliegen deswegen wieder Leuchtgeschosse in die Gästeblöcke oder bengalische Lichter auf den Rasen? Wolfgang Wenger, Pressesprecher der Polizei München, verteidigt das Verbot von Pyrotechnik in Stadien: „Sich gegenseitig mit Raketen zu beschießen wie in Rostock, finde ich gefährlich.“

Wenger hat am vergangenen Wochenende mit seinen Kollegen den Sonderzug der BVB-Anhänger vor dem Spiel gegen Bayern München am dortigen Hauptbahnhof in Empfang genommen. Kein Stress, keine Gewalt – ein lockerer Arbeitstag für ihn und seine rund 250 Kollegen. Dennoch spricht Wenger von einem Anstieg der Gewalt in den vergangenen Jahren. „Wir sind immer dicht am Mann“, sagt er. Freiraum würde die andere Seite nur ausnutzen. Aus den Reihen der Ultras hört sich das anders an: Von Sippenhaft ist da die Rede und von polizeilicher Willkür. Davon wiederum wollen weder Sommerfeld noch Wenger etwas wissen. „Es kann natürlich immer sein, dass ein Unschuldiger in die Datei ,Gewalttäter Sport‘ rutscht“, sagt Sommerfeld. „Wir versuchen selbstverständlich, nicht die Falschen festzusetzen. Dass einzelne Situationen von außen oft falsch eingeschätzt werden, ist klar“, sagt Wenger, „denn die Bilder sind manchmal nicht schön, wenn man versucht, Gewalt zu unterbinden.“

„Fußballfans dürfen nicht als Menschen zweiter Klasse behandelt werden.“

Fan-Forscher Gabler fordert: „Fußballfans dürfen nicht als Menschen zweiter Klasse behandelt werden.“ Denn „Ultra“ bedeute mancherorts auch: ehrenamtliche Sozialarbeit, Bastel- und Malkurse, Zusammenhalt und antirassistische Veranstaltungen. „Man spricht mit den Pubertierenden. Man ist Vorbild und kommt viel besser an sie ran als Eltern oder Lehrer“, sagt Legio-Augusta-Mitglied Riedel.

Doch das Fan-Projekt kostet Geld. Momentan sind die Türen in der ehemaligen Reese-Kaserne im Augsburger Westen zwar noch geöffnet. Ob sich der Stadtjugendring diese Einrichtung aber weiter leisten kann, ist fraglich. Die Stadt Augsburg will die Zuschüsse kürzen. Aber jeder Euro, der beim Fan-Projekt gestrichen wird, fehlt dreifach. „DFB und der Freistaat Bayern bezahlen pro Euro der Stadt zwei Euro dazu“, sagt Riedel. Die Ultras kämpfen für ihren Raum im ersten Stock der Sommestraße 38.

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