David Ulm will Goliath Bamberg stürzen
Im Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft bekommt es Ulm mit dem haushohen Favoriten aus Bamberg zu tun. Vorfreude und Optimismus sind dennoch groß in Ulm.
Am Dienstag um 12 Uhr hat der Vorverkauf begonnen. Eine halbe Stunde später waren alle 6000 Karten für das zweite Spiel der Finalserie um die deutsche Basketball-Meisterschaft zwischen Ulm und Bamberg am kommenden Mittwoch (20 Uhr) in der Ratiopharm-Arena vergriffen. Zum ersten Gipfeltreffen am Sonntag (15.30 Uhr) in der ebenfalls längst ausverkauften Bamberger Stechert-Arena reisen 600 Ulmer Anhänger in fünf Bussen und zahlreichen Privatautos an, die ersten 340 Tickets wurden innerhalb von acht Stunden an den Fan gebracht. In der Ulmer Geschäftsstelle stapeln sich die Interviewanfragen aus allen Teilen der Republik: ein Zehnminuten-Gespräch mit Starcenter John Bryant, eines mit Nationalspieler Per Günther, eines mit Trainer Thorsten Leibenath. Spieler und Trainer, Fans und Funktionäre sind in Ulm im Finalmodus.
Sweep oder Threepeat?
In der auch sprachlich amerikanisch geprägten Sportart haben die Bamberger die Mission „Threepeat“ formuliert. Soll heißen: Bamberg will zum dritten mal in Serie das Double aus Pokal und Meisterschaft holen. Die Ulmer Anhänger setzen frech die Parole „Three-sweep“ dagegen. Braunschweig im Viertelfinale und Würzburg um Halbfinale haben die Ulmer glatt mit drei Siegen, einem „Sweep“ also, aus den Play-offs gekegelt. Jetzt soll dieses Schicksal auch dem Überflieger des deutschen Basketballs widerfahren.
Ein überaus kühnes Unterfangen. Zwar trifft im Finale der Tabellenerste der Hauptrunde auf den Zweiten, aber in Pokal und Liga hat Ulm in drei Spielen drei Mal gegen Bamberg verloren und nach einhelliger Expertenmeinung ist der Titelverteidiger vielleicht in einem Spiel zu schlagen, aber in einer Serie nach dem Modus „best of five“ gilt Bamberg als nahezu unbezwingbar.
„Ich wünsche jeder Mannschaft in so einer Serie gegen Bamberg viel Spaß“, hatte schon der Bonner Trainer Michael Koch im März nach der 73:82-Niederlage seiner Mannschaft im Pokalfinale zu Protokoll gegeben und vom Ulmer Kollegen sind ähnliche Sätze überliefert. „Ich werde mich hüten, das zu wiederholen“, sagt Thorsten Leibenath vor dem Finale: „Es ist extrem schwierig, aber es ist nicht unmöglich.“
Keiner hat Ulm Platz zwei zugetraut
Schließlich haben die Ulmer in dieser Saison mit ihrem vergleichsweise bescheidenen Etat von gut drei Millionen Euro die wesentlich besser betuchte Konkurrenz schon oft genug düpiert. Keiner hätte ihnen Platz zwei in der Hauptrunde vor den sportlichen und wirtschaftlichen Schwergewichten wie Alba Berlin oder Bayern München zugetraut und niemand den Durchmarsch durch die Play-offs bis ins Finale. Zumal das Verletzungspech ausgerechnet in der entscheidenden Phase der Spielzeit brutal zugeschlagen hat. Für den besten Verteidiger Rocky Trice ist die Saison wegen einer Daumenblessur beendet, in zwei der drei Halbfinalspiele gegen Würzburg fehlte mit Isaiah Swann der beste Werfer wegen eines lädierten Sprunggelenks. Der befürchtete Einbruch blieb aus, in die Bresche sprang vor allem Per Günther, der in der Halbfinalserie im Schnitt 18 Punkte auflegte. „Ich weiß nicht, wer ihn stoppen soll“, gestand der inzwischen entlassene Würzburger Trainer John Patrick.
Gegen Bamberg ist Swann wieder dabei und es gibt inzwischen durchaus Stimmen, die eine Überraschung oder zumindest eine enge Serie für möglich halten. Es mag ein Stück weit Höflichkeit und Respekt vor dem Gegner sein, wenn der Bamberger Manager Wolfgang Heyder warnt: „Die Ulmer sind nicht umsonst im Finale. Sie waren nach uns sicherlich die beste Mannschaft in der Liga.“ Aber es gibt beispielsweise auch die neutrale Einschätzung von Stefan Koch, als Trainer der Artland Dragons im Halbfinale an Bamberg gescheitert und befreundet mit dem Ulmer Kollegen Thorsten Leibenath: „Wenn eine Mannschaft Bamberg Probleme bereiten kann, dann sind das die Ulmer.“
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