Probelauf misslingt
Die deutsche Mannschaft unterliegt dem US-Team mit 1:2. Bundestrainer Löw hatte allerdings nur eine Rumpftruppe zur Verfügung. Nächster Gegner ist Gibraltar
Jürgen Klinsmann ist im Trainerduell mit seinem ehemaligen Assistenten Joachim Löw 2:1 in Führung gegangen. Nach der 3:4-Niederlage 2013 in Washington und dem 1:0-Sieg bei der WM in Brasilien besiegte Klinsmanns US-Team den Weltmeister gestern 2:1 (1:1).
Die Partie in Köln war als Vorbereitung auf das EM-Qualifikationsspiel am Samstag gegen Gibraltar gedacht. Wenn es für die Begegnung mit dem Fußball-Bonsai tatsächlich eines Warmspielens bedurfte, dann hat das Treffen gegen die USA seinen Zweck erfüllt – mehr sogar, als sich die deutsche Mannschaft das gewünscht hatte.
Sammelsurium aus Urlaubsabbrechern und Rückkehrern
Löw hatte für die Startformation aufgeboten, was ihm nach Absagen und Freigaben geblieben war – ein Sammelsurium aus Urlaubsabbrechern und Rückkehrern. Dazu in Bastian Schweinsteiger, Mesut Özil, Andre Schürrle und dem Finaltorschützen Mario Götze vier Weltmeister sowie im Gladbacher Patrick Herrmann den 75. Debütanten der Ära Löw. Kölns Publikumsliebling Lukas Podolski dagegen saß erst einmal nur auf der Bank. Für Jürgen Klinsmann hatte der Abend erfreulicher begonnen. Der US-Coach wurde für sein internationales Wirken vom Kicker als „Deutscher Fußball-Botschafter 2015“ ausgezeichnet. Es folgte reichlich Gesang für den 50-Jährigen, der bei deutsch-amerikanischen Begegnungen immer beide Hymnen singt. Danach machten allerdings die Gastgeber die Musik.
Es war ein schwungvoller Auftakt, den die deutsche Elf den sichtlich erfreuten 40300 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Kölner Arena bot. Ein couragiertes Solo Herrmanns, der einen beachtlichen Einstand feierte, bereitete die deutsche Führung vor. Der Gladbacher bediente Götze und es stand 1:0 (12.).
Die körperlich robusten Amis mischten anschließend kräftig mit und nahmen das deutsche Gehäuse bei jeder Gelegenheit unter Beschuss – gelegentlich unterstützt durch Nachlässigkeiten im deutschen Viererkette-Experiment Rudy-Mustafi-Rüdiger-Hector. Damit gaben die Gäste jene Art von Sparringspartner ab, die sich der Bundestrainer gewünscht hatte. Die große Chance zu weiteren Treffern allerdings hatten die Deutschen. Doch Götze und Schürrle scheiterten an Torhüter Brad Guzan.
Was ihnen misslang, schaffte auf der anderen Seite Mikel Diskerud. Der langmähnige New Yorker brachte den Ball am herausstürzenden Ron-Robert Zieler vorbei (41.) ins Tor. Zieler vertrat den pausierenden Manuel Neuer. Mit Vertretungen ging es auch in die zweite Halbzeit. Für Schürrle und Schweinsteiger kamen der Neu-Turiner Sami Khedira und Lukas Podolski. Die deutsche Dominanz aber war dahin. Die Partie entwickelte allmählich Testspielcharakter.
Löw wechselte weiter. Für Gündogan, der müde wirkte und dem Spiel kaum Impulse gab, kam Kramer. Die Gäste witterten die Chance zum Prestige-Erfolg über den Weltmeister, was vor allem Jürgen Klinsmann am Spielfeldrand in Bewegung brachte.
Deutschland - USA: Löw bleibt entspannt
Löw, die Hände in den Hosentaschen, blieb entspannt – und wechselte. Kruse und Bellarabi für Götze und Hermann, der nach der Pause kaum mehr im Spiel war. Der Spielfluss kam damit endgültig zum Erliegen. Szenenapplaus heimste noch der 72-jährige deutsche Mannschaftsarzt Müller-Wohlfahrt für einen seiner bekannten, wehenden Haares vorgetragenen Sprints ein.
Der Weltmeister hatte es mehrmals seinem Torhüter zu verdanken, dass er nicht in Rückstand geriet. Bei Bobby Woods 18-m-Schuss aber war Zieler machtlos. Der 23-Jährige, der zuletzt von 1860 München an Erzgebirge Aue ausgeliehen war, platzierte den Ball hart und exakt neben den Pfosten. Weil Khedira in der Nachspielzeit mit einem Kopfball am Querbalken scheiterte, war der Weltmeister am Ende geschlagen.
Spätestens 2017 könnte es ein neues Duell zwischen Löw und Klinsmann geben. Sollten die Amerikaner den bevorstehenden Gold-Cup, eine Art Europameisterschaft für Nord-, Mittelamerika und die karibischen Staaten, wieder gewinnen, dürften sie auch beim Confed-Cup in Russland antreten. Für den Probelauf zur Weltmeisterschaft 2018 ist Deutschland als amtierender Weltmeister automatisch qualifiziert.
Deutschland Zieler – Rudy, Rüdiger, Mustafi, Hector – Schweinsteiger (46. Khedira), Gündogan (60. Kramer) – Herrmann (73. Bellarabi), Özil, Schürrle (46. Podolski) – Götze (73. Kruse)
USA Guzan – Chandler (46. Evans), Alvarado, Brooks, Johnson – Williams (46. Beckerman) – Diskerud (74. Morales), Bradley, Zardes (74. Wood) – Agudelo (46. Yedlin), Jóhannsson (74. Morris)
Tore 1:0 Götze (12.), 1:1 Diskerud (41.), 1:2 Wood (87.)
Zuschauer 40348
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