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Bundesliga
02.12.2016

Verkaufen die Fußballvereine ihre Seele?

Rote Karte für RB Leipzig: Der Bundesliga-Aufsteiger ist ein in den anderen Stadien viel geschmähter Verein. Unser Foto zeigt Fans des FC Augsburg im November 2014.
Foto: Ulrich Wagner

Schluss mit Romantik: Die Bundesliga ist längst ein Milliardengeschäft. Nun drängen auch noch Investoren aus China auf den Markt. Verkaufen die Vereine ihre Seele?

Wenn Christian Mössner über Fußball spricht, wird er sehr emotional. Der Verein taktet sein Leben. Mössner sieht sich als Angehöriger einer Familie, der des 1. FC Nürnberg. Das fränkische Urgestein bezeichnet sich als Romantiker, als einen, der Vereinskultur lebt und Traditionen pflegt. Was er dieser Tage beobachtet, stimmt ihn nachdenklich. Im Profifußball bleibt für Schwärmerei nur mehr wenig Raum. Die Kommerzialisierung schreitet unaufhaltsamer denn je voran. Und mancher unkt, der Fußball rücke langsam an den Abgrund.

Deutschlandweit diskutieren Anhänger, wie sie darauf reagieren sollen. In den Farben getrennt, in der Sache vereint. Die Initiative „Mein Club, mein Verein“ hat gerade erst nach Nürnberg eingeladen, wo Vertreter des FCN, des Hamburger SV, von Schalke 04 und 1860 München von ihren Erfahrungen erzählen.

Mössner, Vollbart, graue Kapuzenjacke, füllige Statur, kritisiert die nahende Ausgliederung der Fußballprofis in eine Kapitalgesellschaft. Andere Bundesligisten praktizieren dies längst. Mössner betont aber, sein Klub sei kein „Investorenspielplatz“. Und, dass er ein Problem damit habe, wenn auf dem Rasen eine Kapitalgesellschaft spiele. Dem gegenüber steht eine Aussage von FCN-Finanzchef Mario Hamm. Er glaube nicht, dass Fans gegen Investoren seien, sagt er. „Solange es eine Lösung gibt, die zum Standort passt.“ Der „Club“ aus Nürnberg. Ein einzigartiger Verein. Letztlich doch nur einer unter vielen?

Deutsche Fußball-Macher haben Angst, den Anschluss zu verlieren

Die deutschen Fußball-Macher treibt die Sorge um, im europäischen Vergleich den Anschluss zu verlieren. Englische Klubs kassieren in den nächsten vier Jahren rund 6,9 Milliarden Euro TV-Geld – etwa siebenmal so viel wie die deutschen. Christian Heidel, Schalkes Sportdirektor, sagte einmal, die Gehälter der Erstligaspieler würden sich nicht unterscheiden – nur erhalte der englische wöchentlich das Monatsgehalt des deutschen Profis.

Weil das finanzielle Ungleichgewicht zunimmt, suchen Bundesligisten nach neuen Finanzierungsmodellen. Steigerungspotenzial sieht die Branche vorwiegend in TV-Geld und Transfererlösen. Und dem umfassenderen Einstieg von Investoren. Marco Bode, Aufsichtsratsboss von Werder Bremen, sagt, er schließe dabei nichts aus.

Als Walther Seinsch einst beim FC Augsburg einstieg, lag der Klub am Boden. Mit seinen Millionen holte der ehemalige Textilunternehmer den FCA aus der Bedeutungslosigkeit und brachte Erfolg. Seine Bedingungen waren: die Profiabteilung ausgliedern, den Verein entschulden – und er lenkt als Boss den Klub. Der FCA machte sich von Seinsch abhängig.

Bundesligaklubs sind dieses Risiko wiederholt eingegangen. Dietmar Hopp fördert Hoffenheim, Dietrich Mateschitz Leipzig, Klaus-Michael Kühne den HSV, und bei 1860 München versucht der Jordanier Hasan Ismaik seinen Champions-League-Traum zu verwirklichen. Dessen Praktiken, direkt oder über Mittelsmänner das Sportliche zu beeinflussen und Personal auszutauschen, hat die Fanszene der „Löwen“ tief gespalten: in Befürworter und Gegner. Sascha Königsberg, tief verwurzelt in der Ultraszene, sagt in Nürnberg: „Die aktive Fanszene hatte Bedenken, die sich noch schlimmer bewahrheitet haben.“ Sein Fazit: „Wir sind von einer Person abhängig und kämpfen in der zweiten Liga gegen den Abstieg.“

Hopp, Ismaik, Kühne oder Seinsch zahlen nicht nur, sie schaffen an. Sind fußballverrückt, zugleich aber Geschäftsmänner mit wirtschaftlichem Kalkül. Dem Magazin 11Freunde sagte Seinsch einmal: „Fast das ganze Leben ist Kommerz, und wir sind es auch. Wer das nicht akzeptieren will, muss zu Schwaben Augsburg gehen.“ Einem Landesligisten. Fußball ist Teil der Gesellschaft, vielleicht sogar Kulturgut. Vor allem aber ist er ein Milliardengeschäft.

Business-Bereich der Augsburger WWK-Arena. Auf einem Kongress wird gezeigt, wie mit dem Produkt Fußball Geld verdient wird. Auf der Bühne präsentieren Unternehmen Geschäftsideen. Eines preist den Rundumservice im Stadion an: elektronische Einlasskontrolle, Bezahlsystem, Werbescreens und ein Bonuspunktesystem. Der Fan ist Kunde und konsumiert.

Chinesische Anleger locken mit Milliarden

Die Managertypen tragen helle Hemden und dunkle Anzüge, ihre Sätze beginnen mit „Am Ende des Tages“. Auf dem Podium sitzt Michael Ströll, Geschäftsführer des FCA. Er diskutiert mit Kollegen, was der Fußball wert ist. Und ob Investoren Sinn machen. Dass Ströll Ja sagt, liegt bei der FCA-Historie nahe. Doch grundsätzlich sind jene Zeiten vorbei, in denen Ströll und Co. Nein sagten. Vor allem chinesische Anleger locken mit Milliarden.

Und so nimmt Ströll die Vorlage auf, die ihm Präsident Klaus Hofmann vor einiger Zeit im Manager Magazin lieferte. Ströll erläutert: „China ist ein Markt für die Bundesliga. Dass jemand aus Asien bei einem Bundesligisten als Sponsor oder Gesellschafter einsteigt, ist nicht abwegig.“ Er betont, man müsse sich seriös damit auseinandersetzen, sehe aber keinen akuten Bedarf. „Wir sind nicht aktiv auf der Suche.“

Noch nicht. Schon jetzt sind die Grenzen fließend. Längst finanzieren sich Bundesligisten fremd, etwa in Wolfsburg (Volkswagen), Leverkusen (Bayer), Leipzig (Red Bull), Schalke (Gazprom) oder München (Adidas, Audi, Allianz). Beim FC Ingolstadt hält die Audi-Tochter Quattro GmbH 19,9 Prozent, das Bundesligastadion gehört dem Autobauer komplett. FCI-Geschäftsführer Franz Spitzauer hebt die Planungssicherheit hervor, betont aber zugleich: „Allein mit Audi schaffen wir es nicht.“ Er ist überzeugt, selbst mehr Fernsehgeld könne die Entwicklung nicht aufhalten. Es wäre sträflich, keine weiteren Gesellschafter zu wollen. „Das kann den FC Ingolstadt weiterbringen.“

---Trennung _Was wird aus dem Fußball-Fan?_ Trennung---

In der kommenden Spielzeit knackt die Bundesliga bei den TV-Einnahmen die Milliardengrenze. Transferrekorde werden fallen. Über 100 Millionen Euro für einen Spieler? Gut möglich. „Je mehr Geld im Umlauf ist, desto mehr Geld wird ausgegeben“, prognostiziert Spitzauer. Der Markt wirkt überhitzt. Mittelmäßige Spieler wechseln für zweistellige Millionenbeträge den Arbeitgeber.

Spitzauer heißt die Entwicklung nicht gut, hält für katastrophal, was in England passiert. Am Trend ändern wird seine Haltung nichts. Alle unterwerfen sich den Marktgesetzen. „Dem kann man sich nicht mehr entziehen“, kommentiert FCA-Finanzchef Ströll.

Traditionalisten mutmaßen, frisches Kapital ändere nichts. Alle Klubs hätten zwar mehr Geld. Weil aber über die Champions League die Top-Klubs noch mehr verdienen, bleiben Trends bestehen: einseitige Wettbewerbe und eine wachsende Kluft zwischen den Klubs. Dass Geld nicht zwingend in sportlichen Erfolg mündet, wenn handelnde Personen versagen, das beweisen der HSV und 1860 München.

Im europäischen Fußball haben sich Investoren längst eingekauft. Sie stammen aus allen Erdteilen, operieren global, meist im Hintergrund, und kontrollieren Klubs aus Manchester, London oder Mailand. Verstärkt im Mittelpunkt: China. Der schlafende Riese ist erwacht. Dort sind nicht nur Konten gefüllt, dort wird Erfolg im Fußball staatlich angeordnet. Das Reich der Mitte will überall Weltmarktführer werden, im Fußball sieht es Potenzial. Präsident Xi Jingping, ein glühender Fan, hat drei Wünsche: China soll sich für eine WM qualifizieren, soll eine WM austragen und eine WM gewinnen. Wie das gehen soll, ist nicht neu: mit der Strategie aus der Wirtschaft. Fehlt Know-how, wird es gekauft oder kopiert.

Die Bestrebungen zeigen sich vielschichtig. Schüler pauken im Pflichtfach Fußball Theorie und Praxis, rund 50000 Leistungszentren für den Nachwuchs sollen entstehen. Für die erste Liga werden Topspieler aus aller Welt verpflichtet, Kommandos geben renommierte Trainer wie der Brasilianer Luiz Felipe Scolari oder der Schwede Sven-Göran Eriksson.

Axel Sir hat Erfahrungen mit chinesischen Investoren. „Sie saugen nicht die Unternehmen aus“, sagt der Leiter des Geschäftsfeldes Internationale Beziehungen in der Industrie- und Handelskammer Schwaben (IHK). Stattdessen werde langfristig und strategisch gedacht, eine Einmischung ins Tagesgeschäft finde nicht statt. „Einen Einstieg sehe ich nicht als Gefährdung eines Fußballklubs, eher als Chance.“ Man dürfe allerdings nicht blauäugig sein, fügt der IHK-Experte hinzu. „Investoren aus einem anderen Land verfolgen Eigeninteressen.“

Stefan Söhn, Geschäftsführer von MBL China Consulting mit Sitz in Augsburg, weiß vom konkreten Interesse eines chinesischen Investors. An welchem Bundesligisten, will er nicht verraten. Dass Geld bisher vorrangig in Spanien, Italien oder England investiert wurde, hat mit der 50+1-Regel in Deutschland zu tun. Sie ist ein Zugeständnis an Vereinsmitglieder, die Fremdbestimmung und das Ende der Vereinsidentität befürchten. Die Regel in den Satzungen der Liga besagt, dass ein Kapitalanleger nicht die Stimmmehrheit im Verein haben darf. Die Mehrheit des Kapitals dagegen kann im Besitz privater Investoren liegen. Wie beim FCA. Dort hält Präsident Hofmann mit einer Investorengruppe 99 Prozent der FCA-KGaA. Söhn ist überzeugt, dass die Regel fallen wird. „Die Transfersummen werden steigen, der Druck auf kleinere Klubs nimmt zu.“

Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) unterstützt Asienreisen von Bundesligisten und betreibt ein Büro in Singapur. Investierten Chinesen, wäre das einerseits von Vorteil: Im Fernsehen wollen die Geldgeber ihren Verein sehen. Die TV-Erlöse für die DFL würden steigen. Als Gegenleistung allerdings würden die Anstoßzeiten den Wünschen der Geldgeber angepasst – was wieder die Fans auf die Palme bringt.

Was wird aus den Fans?

Bleibt die Frage, was aus ihm wird, dem normalen Fan? In Leipzig erfreut er sich an erstklassigem Sport, Vereinskultur und Tradition interessieren ihn nicht. Dass die aktive Fanszene ihrem Klub stets treu bleibt, zählt zu ihrem Markenkern. Doch wie reagieren stimmungsgeleitete Anhänger, wenn in Deutschland das Geld für Stars fehlt und der Erfolg ihres Klubs ausbleibt? Verzichten sie auf einen Stadionbesuch?

Beim FCA machen Zuschauereinnahmen nur rund zehn Prozent des Umsatzes aus, der FC Bayern oder Dortmund sind noch weniger darauf angewiesen. Entscheidend sind TV-Geld, Sponsoring, Fanartikel, Uefa-Prämien, Transfererlöse. Und fremdes Kapital.

FCA-Finanzchef Ströll bewertet diese Entwicklung nicht zwingend negativ, er sieht sie eher als Chance. Sei der Verein weniger auf Stadioneinnahmen angewiesen, könne der Ticketpreis moderat gehalten werden. Er bekräftigt: „Fans sind in Deutschland unglaublich wichtig.“ Was er nicht sagt, womöglich aber denkt: Mit ausverkauften Stadien, eindrucksvollen Choreografien und ausgelassener Stimmung lässt sich das Produkt Fußball gewinnbringender vermarkten.

Eingefleischte Fans wie „Clubberer“ Christian Mössner werden die Kommerzialisierung nicht aufhalten. Schweigend damit anfreunden werden sie sich aber auch nicht. Dafür lieben sie ihren Verein und den Fußball zu sehr.

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