Lothar Sigl - der eigenwillige Klubchef
Seit 30 Jahren führt Lothar Sigl den Eishockey-Klub Augsburger Panther. Noch einmal würde sich der Gastronom die Aufgabe allerdings nicht antun. Ein Porträt.
Eine Gemeinsamkeit besitzen der US-Milliardär Philip F. Anschutz und Lothar Sigl. Beide leiten einen Eishockey-Klub. Damit sind die Übereinstimmungen allerdings schon erschöpft. Herr Anschutz lässt die Eisbären Berlin leiten, während Sigl selbst die Zügel in der Hand hält, und das höchst erfolgreich. In diesen Tagen begeht der 59-Jährige ein besonderes Jubiläum. Seit 30 Jahren führt der Gastronom aus Rederzhausen bei Friedberg den Eishockey-Klub, der heute die Panther-GmbH ist. Eine Ausnahmeerscheinung im schwer kalkulierbaren Geschäft des Profi-Sports. Gratulieren sollte man ihm nicht: „Sie sollten mir Beileid wünschen“, sagt der eigenwillige Eishockey-Chef. Das meint er ernst.
Andererseits gilt Sigl als der Retter und Macher. Im März 1987 stand der älteste Eislauf treibende Verein Deutschlands vor dem Aus. Wieder einmal in der an Skandalen reichen AEV-Geschichte der 70er und frühen 80er Jahre. Nach dem Konkursantrag gründeten Sigl und eine Mannschaft von „Eishockey-Verrückten“ den Hockey Club Augsburg. Damit das Überleben des Eissports an dem Traditionsstandort gesichert war.
Letztendlich spielte der Augsburger EV im Konkurs weiter und wurde gerettet. Als Hauptgesellschafter trifft er mit seinen Partnern die Entscheidungen, er handelt die Verträge aus. In Deutschland dürfte es kaum einen Eishockey-Experten geben, der besser vernetzt ist. Sein Blick zurück fällt knapp aus: „Man darf nicht nachdenken, was in den 30 Jahren alles passiert ist. Da gibt es nichts zu beschönigen.“
Augsburger Panther müssen mit einem kleinen Etat auskommen
Nachfragen, was genau damit gemeint ist – zwecklos. Der verheiratete Familienvater zweier Kinder sagt nur so viel: „Es ist in jedem Jahr ein Ritt auf der Rasierklinge. Aber irgendwie haben wir es immer geschafft.“ Den Millionen-Etat auf die Beine zu stellen und mit den Großen mitzumischen – sehr gut sogar in diesem Jahr. Die Panther spielten ihre beste Punktrunde seit 23 Jahren in der Deutschen Eishockey-Liga. Der Liga-Zwerg zeigt allen, dass Geld allein nicht erfolgreich macht. Während Augsburg mit einem Saison-Etat von 5,4 Millionen Euro auskommen muss, verbrät der Anschutz-Klub Berlin etwa das doppelte Budget.
In seinem Hauptberuf leitet Gastronom Sigl das gleichnamige „Landhaus“. „Von früh bis spät bimmelt bei mir das Telefon“, erzählt er. Es geht entweder um die Bierbestellung oder eine Spielerverpflichtung. Hätte sich Lothar Sigl vor 30 Jahren so für den AEV eingesetzt, wenn er gewusst hätte, wo ihn die Sache hinführt? „Nein, hätte ich nicht“, sagt der Diplom-Betriebswirt und fügt an, dass man doch lieber was Nettes über die Panther schreiben soll. Machen wir gerne. Die Augsburger haben das erste Play-off-Viertelfinale gegen Nürnberg überraschend mit 4:1 gewonnen und empfangen die Franken heute Abend zum Heimspiel im Curt-Frenzel-Stadion. Auch Sigls Verdienst. Aber das sollen wir nicht schreiben.
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