Immer cool bleiben
Ein Blick darauf, was der ERC Ingolstadt gegen die Hamburg Freezers schon gut gemacht hat und in den nächsten Spielen wichtig bleiben wird. Heute Spiel 2 in der Saturn-Arena
Timo Pielmeier ist selbst nach kraftraubenden Eishockey-Spielen für einen lockeren Spruch gut. Nach dem ersten Play-off-Duell mit den Hamburg Freezers am Mittwoch gingen dem Torhüter des ERC Ingolstadt diese Worte über die Lippen: „Ich glaube, meine Vorderleute haben in diesen Play-offs schon mehr Schüsse als ich gehalten.“ Ein großes Lob nach dem 3:1-Sieg, in dem Pielmeier zum besten Spieler gewählt wurde. Doch ganz unrecht hat der 24-Jährige natürlich nicht. Ingolstadt hat es erneut geschafft zu überraschen. Wir schauen deshalb vor Spiel 2 des Halbfinales am heutigen Freitag (19.30 Uhr) in der Saturn-Arena einmal genauer auf ein paar Schlüsselaspekte, die über Erfolg und Misserfolg in den kommenden Spielen entscheiden können.
Torhüter-Duell Pielmeier und sein Hamburger Kollege Dimitrij Kotschnew schenkten sich nichts. Beide waren fehlerfrei und gaben ihren Teams die Chance, Spiel 1 zu gewinnen. Gerade aus Hamburger Sicht ist diese Position jedoch bemerkenswert. Im Viertelfinale gegen Iserlohn stand nämlich zunächst noch Sébastien Caron zwischen den Pfosten, der immerhin die besten Werte aller DEL-Torhüter der Vorrunde aufwies. Doch er überzeugte nicht und Trainer Benoit Laporte wechselte vor Spiel 4 zu Kotschnew. Der ließ in den drei folgenden Spielen nur ein Gegentor zu – und scheint jetzt gesetzt. Das ist Pielmeier beim ERC schon seit Oktober, doch ausgerechnet zu Beginn der Play-offs leistete sich der bis dato so sichere Rückhalt einen Durchhänger. Den hat er aber – cool, wie er eben ist – verdaut.
Härte Hamburg ist körperlich im Schnitt größer und hätte dadurch theoretisch einen Vorteil. Doch gerade die kleinen Ingolstädter wie Björn Barta und Christoph Gawlik werfen sich voll in die Zweikämpfe und kämpfen in den Ecken um jeden Zentimeter. Meist kam aus dem Wust von Spielern ein Panther mit dem Puck heraus. Hamburg verlor zu viele Duelle Mann gegen Mann. Und wie Pielmeier richtig sagt, schmeißen sich seine Vorderleute mit aller Konsequenz – erinnert sei an den Gesichtstreffer bei Patrick Köppchen in Krefeld – in die Schüsse der Gegner, was natürlich auch die Spielidee von Trainer Niklas Sundblad ist: Es vor dem Tor eng machen und die Gegner zu Schüssen von den Seiten und der blauen Linie zwingen. Alle Ingolstädter haben das verinnerlicht und arbeiten nach hinten mit, sogar der oft als pomadig geltende Derek Hahn.
1. Sturm Gerade Teams, die auf eine kompakte Defensive bauen, brauchen wenigstens eine Reihe, die zuverlässig Tore produziert. Der ERC hat die momentan mit Derek Hahn und seinen Flügelstürmern John Laliberte und Thomas Greilinger. In Spiel 1 erzielte sie postwendend nach dem Ausgleich das wichtige 2:1 – wenn auch auf kuriose Weise. Doch Laporte hatte mit seinem Top-Trio Jerome Flaake, Garret Festerling und David Wolf so seine Sorgen. Mehrfach stellte er die Reihe um: Mal Philippe Dupuis als Center für Festerling, mal den „Ingolstadt-Killer“ Thomas Oppenheimer (fünf Tore in vier Vorrundenspielen) für Flaake auf rechts. Nichts fruchtete. Hamburgs Topsturm blieb relativ blass, die größte Chance hatte Wolf im ersten Drittel, doch Pielmeier wehrte mit der Schulter ab.
Special Teams Die Freezers hatten fünf Überzahlmöglichkeiten in Spiel 1 und konnten nur eine nutzen. Das Problem aus der Viertelfinal-Serie gegen Iserlohn (1 Tor bei 12 Versuchen) war erneut sichtbar: Hamburg ist im Powerplay nicht gefährlich genug. Der ERC hingegen strahlt momentan, auch dank der Greilinger-Reihe, jederzeit Torgefahr aus – und den Panthern kommt die Schwäche der Freezers sogar noch entgegen. Einerseits tendieren die Ingolstädter dazu, zu viele Strafzeiten zu kassieren, andererseits ist ihr Unterzahlspiel schon seit September mit das beste der Liga. (bla)
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