Der zwölfte Mann
Im Abstiegskampf setzt Trainer Jos Luhukay weiter auf das Kollektiv und die Unterstützung der eigenen Fans in der SGL-Arena. Gegen den FC Bayern hätte der Mix fast gewirkt.
Augsburg Als Jos Luhukay (48) gestern gefragt wurde, was denn nach einer überschlafenen Nacht von der 1:2 (0:2)-Niederlage gegen den FC Bayern München bei ihm so hängen geblieben sei, da kam dem Trainer des FC Augsburg sofort die Stimmung in der ausverkauften SGL-Arena in den Sinn.
Es war schon ein besonderer Sonntagabend. Denn als der Gäste-Fanblock schon früh alle Bayern-Fans aufforderte aufzustehen, da erhob sich kaum einer außerhalb des abgegrenzten Gäste-Sektors. Und was hatten vor dem Spiel viele geunkt, dass in Augsburg im Verborgenen immer noch die Fans des deutschen Rekordmeisters die Oberhand hätten. Doch spätestens seit dem Zweitliga-Aufstieg 2006 entwickeln die FCA-Fans ihre eigene Identität. Zuerst langsam und seit dem Eintritt in die Beletage Bundesliga immer schneller. Die Augsburger Anhänger haben ein gutes Gespür für das, was ihre Spieler leisten können und was sie nicht leisten können. Das Ergebnis ist derzeit noch zweitrangig. So gab es auch nach dem 0:2 nach einer halben Stunde kaum Pfiffe. Eigentlich ein aussichtsloser Rückstand gegen das Star-Ensemble aus München.
Luhukay, der aus seinen Kölner und Gladbacher Zeiten ganz anderes gewöhnt ist, schwärmt: „Wir sind Tabellenletzter und liegen zur Halbzeit 0:2 zurück. Aber wie dann die Atmosphäre noch aufkommt und wie dann die Fans die Mannschaft nach vorne getrieben haben mit ihrer Begeisterung, war phantastisch. Die Mannschaft hat das gespürt, hat es aufgenommen und ist über sich hinausgewachsen.“
Mit bescheidenen Mitteln die Bayern ins Wanken gebracht
Denn nach dem Anschlusstreffer durch Hajime Hosogai (59.) hallte das „Augsburg, Augsburg“ ohrenbetäubend durch das Stadion. Der vom Verletzungspech gebeutelte Aufsteiger brachte mit seinen bescheidenen Mitteln die Bayern ins Wanken. Angefeuert von den Fans rannte einer für den anderen, die mangelnde individuelle Qualität wurde durch Kampf und Einsatz wettgemacht. Die Neuers, Ribérys und Lahms staunten, Bayern-Trainer Jupp Heynckes war beeindruckt: „Der Gegner ist aufgekommen, weil er gut gespielt hat, weil er super gekämpft hat, weil das Publikum wie eine Eins hinter der Mannschaft stand.“ Am Ende reichte der Schulterschluss zwischen Fans und Team nicht ganz zum Punktgewinn.
Jetzt ist 14 Tage Länderspielpause. Luhukay zieht aus der Niederlage viel positive Energie: „Ich verliere lieber so, wie wenn ich die nächsten zwei Wochen Aufbauarbeit leisten müsste.“ Der Bundesliga-Alltag wird schon so schwer genug. Mit dem Spiel beim VfB Stuttgart geht der Abstiegskampf weiter. Acht Punkte aus zwölf Spielen, Tabellenletzter, lauten die harten Fakten. Noch ist der Abstand zu Platz 16, dem Relegationsplatz, gering, er beträgt zwei Punkte.
Luhukay hofft, dass der bis zur Winterpause nicht viel größer wird. Dann sollen die meisten Langzeitverletzten zurückkommen. Ob es auch Verstärkungen von außen geben wird, ist noch nicht sicher. Der FCA ist bei geeigneten Kandidaten nicht erste Wahl. Luhukay setzt lieber auf den zwölften Mann: „Wenn weiter in jedem Heimspiel so viel Begeisterung von unseren Fans zu spüren ist, kann es dazu führen, dass wir in der Rückrunde vielleicht noch das Unmögliche schaffen können, um auch in der nächsten Saison erste Liga spielen zu können.“ Es wäre fast ein Wunder.
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