Fußball-WM der Frauen: Wirbel vor dem Spiel in Augsburg
Eine Spielerin aus Äquatorialguinea ist vom Weltverband FIFA gesperrt worden. Um eine andere Sportlerin gibt es Gerüchte: Ist sie tatsächlich eine Frau?
Unmittelbar vor dem ersten WM-Auftritt ihrer Geschichte sorgen die Fußballerinnen von Äquatorialguinea für reichlich Schlagzeilen. Der Weltverband FIFA suspendierte die 25-jährige Jade Boho und sperrte sie zunächst für zwei Monate, dann kochten einmal mehr die Gerüchte hoch, dass Starstürmerin Genoveva Anonma in Wahrheit ein Mann sei.
Boho spielt für Rayo Vallecano in ihrem Geburtsland Spanien und soll dort bereits für die Nationalmannschaft aufgelaufen sein. Beim WM-Auftritt am heutigen Mittwoch in Augsburg wird sie deshalb fehlen. Der Einsatz von Anonma gegen Norwegen dagegen ist fest eingeplant. „Wenn ich keine Frau wäre, könnte ich nicht in der Bundesliga spielen. Die Leute wissen schon, wen sie verpflichten“, verteidigt sich die zuletzt für den USV Jena stürmende 21-Jährige, die zur neuen Saison zum Meister FFC Turbine Potsdam wechseln wird. Auch Trainer Marcello Frigero betonte, dass „dies alles Frauen sind, die ich trainiere. Ich würde mich als Mensch sehr angegriffen fühlen, wenn ich mich deshalb ständig rechtfertigen müsste.“
Immer wieder wird die Auswahl des erdölreichen Landes argwöhnisch beäugt. Was in erster Linie daran liegt, dass im Team des brasilianischen Trainers zahlreiche Spielerinnen stehen, die in Kamerun, Brasilien oder Nigeria geboren wurden. „Unsere Spielerinnen haben allesamt Wurzeln in diesem Land, seien es die Großeltern oder wie bei Boho die Mutter“, stellt Frigero klar.
Stensland wieder fit
Die Diskussionen lassen Norwegens Trainerin Eli Landsem kalt. „Das interessiert mich nicht“, erklärte sie demonstrativ beim gestrigen Abschlusstraining in der Augsburger WM-Arena. Sie setzt viel lieber auf die eigene Stärke. Alle Spielerinnen des Weltmeisters von 1995 sind an Bord, selbst Spielführerin Ingvild Stensland hat sich nach einer Bandscheibenoperation zurückgemeldet und die Stimmung ist blendend. Wie beim lockeren Abschlusstraining auf dem WM-Rasen spürbar war. „Alle sind fit, wir sind in Bestbesetzung – und wenn wir jetzt noch ins Finale kommen, dann geht für uns ein großer Traum in Erfüllung“, schickte Eli Landsem nach. Elf Jahre nach dem Olympiasieg, dem letzten großen Titel für die Skandinavierinnen, lechzt sie geradezu nach Erfolgen.
Genießen können die Norwegerinnen allerdings auch und loben daher die gute Stimmung in Deutschland. Toll sei ihre Mannschaft aufgenommen worden, vor allem die ersten Eindrücke von Augsburg seien sehr gut. Jetzt werde es allerdings Zeit, dass der Ball endlich rollt.
Weit verschlossener präsentierten sich die Afrikanerinnen bei ihrem Abschlusstraining auf dem Augsburger Rasen. Um 15.52 Uhr traf der Mannschaftsbus am Stadion ein, kurz darauf standen die Spielerinnen bereits auf dem Platz. Viel zu sehen gab es allerdings nicht, denn Trainer Frigero ließ gerade mal für die von der FIFA vorgeschriebenen 15 Minuten die Öffentlichkeit zu. Dann stand eine Übungseinheit unter Ausschluss von Beobachtern an.
Die Erklärung lieferte Trainer Frigero später nach: „Über unsere Stärken und Schwächen ist wenig bekannt – und genau das ist unsere Chance bei dieser Weltmeisterschaft. Daher bitte ich um Verständnis, dass ich vor unserem ersten Spiel nicht zu viel verraten möchte. Außer vielleicht, dass es meine Spielerinnen lieben, so richtig scharf zu essen.“
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