Ein Abgang mit Stil
Ingolstadts Trainer Tomas Oral und sein FCK-Kollege Franco Foda sind sich bei der Beurteilung des 1:1-Unentschiedens nicht einig.
Pressekonferenzen nach Spielen der beiden in Ingolstadt ansässigen Profimannschaften haben in diesen Tagen wahrlich einen hohen Unterhaltungsfaktor. Nach dem Eklat von Rich Chernomaz, dem Cheftrainer des ERC Ingolstadt, nach der Freitags-Partie gegen Düsseldorf (wir berichteten), sorgte auch die gestrige „Diskussionsrunde“ mit Kaiserslauterns Coach Franco Foda und seinem FCI-Kollegen Tomas Oral nach dem 1:1-Remis für beste Stimmung unter den anwesenden Journalisten im Presseraum des Audi-Sportparks.
Einziger, aber entscheidender Unterschied: Während Eishockey-Trainer Chernomaz nach seinem Statement einfach aufstand und seinen Düsseldorfer Kollegen Christian Brittig wie einen Schulbuben sitzen ließ, hatte das „Rededuell“ zwischen Foda und Oral schlichtweg Stil. Während der Lauterer Übungsleiter ein „überlegenes Spiel“ seiner Mannschaft, das man „schon aufgrund unserer drei vergebenen hundertprozentigen Chancen in der zweiten Hälfte gewinnen hätte müssen“, gesehen haben wollte, zog Oral ein gänzlich anderes Fazit. „Nach den Worten des Kollegen muss ich mir diese Partie wohl nochmals anschauen“, meinte der 39-Jährige, der – unter dem süffisanten Lächeln Fodas – vielmehr davon sprach, dass „alles andere als mindestens ein Remis absolut ungerecht gewesen wäre, da wir eine unserer bisher besten Saisonleistungen abgeliefert haben“. Nach einem kurzen „Einspruch“ beiderseits folgte jedoch nicht etwa „Chernomaz’sche Flucht“ – vielmehr umarmten sich beide Kontrahenten nach der Meinungsverschiedenheit (Oral: „Das gehört einfach zum Fußball“) mit einem schelmischen Grinsen und verabschiedeten sich, wie es sich gehört – mit Stil!
Kirschstein pariert gegen Borysiuk prima
Zu diesem Zeitpunkt wussten beide Cheftrainer wohl längst, dass die Wahrheit beziehungsweise Richtigkeit ihrer jeweiligen Spielanalyse wohl irgendwo in der Mitte lag. Vor allem in der ersten Hälfte zeigten die Hausherren gegen den Aufstiegsaspiranten aus der Pfalz defensiv eine konzentrierte und engagierte Leistung und ließen nur aus der Distanz die eine oder andere (Halb-)Chance zu. So durfte sich Ariel Borysiuk zweimal (33./36.) mit einem Schuss von der Strafraumgrenze versuchen. Doch in beiden Fällen reagierte Özcan-Vertreter Sascha Kirschstein (Oral: „Er hat genau das gebracht, was wir von ihm erwartet haben“) prima.
Sein Gegenüber Tobias Sippel blieb dagegen in den ersten 45 Minuten nahezu beschäftigungslos. „Gerade im letzten Angriffsdrittel müssen wir einfach noch gezielter und mutiger agieren, um uns dadurch klare Chancen zu erarbeiten“, meinte Oral, dessen „taktische Finesse“ in Sachen Aufstellung zumindest halbwegs aufging. Alper Uludag (rückte für den von einer Grippe immer noch angeschlagenen Stefan Leitl in die Startelf) zeigte quasi als Mischung aus hängender Spitze und zentralem Mittelfeldmann eine couragierte Leistung, während sich die beiden offensiven Außen, Caiuby (rechts) und vor allem Ümit Korkmaz (links), zunächst kaum einmal gefährlich ins Szene setzen konnten. Zudem hing Christian Eigler als einzige Spitze regelrecht in der Luft.
Pech für die Hausherren, dass man sich nach Wiederbeginn – wie es Tomas Oral ausdrückte – dann doch „ein paar Querschläger zu viel“ in der eigenen Hälfte leistete. Hatte man bei Danny da Costas Fauxpas in der 61. Minute noch Riesendusel, als FCK-Torjäger „Mo“ Idrissou das Leder frei stehend aus sieben Metern über den Ingolstädter Kasten jagte, konnten die rund 1600 mitgereisten Gäste-Fans kurze Zeit später doch jubeln: Nachdem Caiuby das Spielgerät nicht klären konnte, brachte Albert Bunjaku den großen Favoriten endgültig in Front (68.).
Die Vorentscheidung? Mitnichten, denn die Ingolstädter bewiesen – wie schon des Öfteren in dieser Spielzeit – ihr „überragendes Gesicht“ (Oral). Der eingewechselte „Edeljoker“ Manuel Schäffler war gerade einmal vier Minuten auf dem Platz, als er eine scharfe Hereingabe von Andreas Schäfer zum letztlich verdienten 1:1-Remis über die Linie drückte – auch wenn sich die beiden Trainer nach dem Schlusspfiff über die Beurteilung dieser Punkteteilung nicht wirklich einigen konnten.
FC Ingolstadt 04: Kirschstein – da Costa, Mijatovic, Gunesch, Schäfer – Matip (77. Leitl), Groß (83. Roger) – Korkmaz (75. Schäffler), Uludag – Caiuby, Eigler.
1. FC Kaiserslautern: Sippel – Dick, Torrejón, Heintz, Jessen – Borysiuk, Zellner – Fortounis (69. Nsor), Derstroff (50. Zuck) – Bunjaku (90. Linsmayer), Idrissou.
Tore: 0:1 Bunjaku (68.), 1:1 Schäffler (79.). – Schiedsrichter: Grudzinski (Hamburg). – Zuschauer: 7011.
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