„Ein Traum ist wahr geworden“
Fatih Kaya trifft bei seinem Profidebüt. Der 19-jährige Stürmer ist bei der 1:2-Niederlage gegen den Hamburger SV einer von vier Debütanten.
Fatih Kaya verließ als einer der letzten Spieler die Kabine des FC Ingolstadt. Wegen Krämpfen war er vorzeitig ausgewechselt worden, Behandlungen standen an. Als er dann Rede und Antwort stand, machte der 19-Jährige einen aufgeräumten Eindruck. Große Gefühle gab sein Gesichtsausdruck nicht her.
Dennoch wird Kaya dieser Samstag für immer in Erinnerung bleiben. Der Stürmer gab nicht nur sein Profidebüt, sondern erzielte bei der 1:2-Niederlage des FC Ingolstadt gegen den Hamburger SV direkt ein Tor. „Das war Emotion pur“, sagte Kaya über seinen Treffer. Schon mit dem Einsatz sei für ihn „ein Traum“ in Erfüllung gegangen.
FC Ingolstadt: Kapitän Marvin Matip muss auf die Bank
Einige Stunden zuvor war ein Raunen durch den Presseraum des Audi-Sporparks gegangen, als die Aufstellungen der beiden Mannschaften bekannt wurden. Ingolstadts Interimstrainer Roberto Pätzold hatte die Starteld auf sechs Positionen verändert und mit Kaya, Jonatan Kotzke, Georgios Pintidis und Fabijan Buntic vier Spielern zu ihrem Debüt in der Profimannschaft der Schanzer verholfen. Dies dürfte mancher etablierten Kraft wie ein Schlag ins Gesicht vorgekommen sein. „Ich finde die Entscheidungen gar nicht mutig“, kommentierte Pätzold seine Aufstellung. „Ich habe lediglich die Spieler gewählt, die die größtmögliche Wahrscheinlichkeit mitbrachten, das Spiel erfolgreich zu gestalten.“ Spielern wie Konstantin Kerschbaumer oder Kapitän Marvin Matip traute er dies demnach nicht zu.
Anders als ihr bewerteten die Spieler die mutige Aufstellung. „Der Trainer hat Eier gezeigt“, meinten Almog Cohen und Marcel Gaus. „Der ein oder andere war ein bisschen verwundert“, fügte Gaus an, gab aber zu, dass die Mannschaft in den vergangenen Wochen „keine Argumente geliefert hat, ihr weiter zu vertrauen.“
Mit vier Debütanten versuchten die Schanzer also, dem Tabellenführer aus Hamburg ein Bein zu stellen. Während der HSV die erste Halbzeit klar dominierte und durch einen Freistoßtreffer von Aaron Hunt in Führung ging (28.), schwamm sich der FCI nach der Pause frei. Das 0:2 durch Hee Chan Hwang (52.) konterte Kaya mit einem Kopfballtreffer postwendend (54.). Doch die Schlussoffensive – der eingewechselte Kerschbaumer hatte die große Ausgleichschance, scheiterte aber an HSV-Torhüter Julian Pollersbeck (89.) – wurde nicht belohnt. „Wir wollten punkten, es hat nicht geklappt“, haderte Cohen, der aus den drei folgenden Spielen bis zur Winterpause sechs Zähler fordert. „Wir haben wieder ein Spiel verloren, alles andere interessiert keinen“, meinte Gaus.
FC Ingolstadt: Pintidis spielte bisher nur in der A-Jugend
Spannend wird sein, wie Jens Keller auf die Personalrochaden von Roberto Pätzold reagiert. „Die Jungs werden jetzt von Jens Keller anders wahrgenommen. Man hat gesehen, dass die jungen Spieler im Kader konkurrenzfähig sind“, sagte Pätzold. Wer sind die Spieler, die plötzlich in der Elf auftauchten?
Fatih Kaya Der 19-Jährige kam 2017 aus Mainz zum FC Ingolstadt, gehört seit vier Monaten zum Profikader. Spielen durfte er jedoch nur in der U21, für die er in der laufenden Saison zehn Tore in 16 Spielen erzielte. Trotz seines Traumeinstands gab sich Kaya zurückhaltend. „In erster Linie war es mein Ziel, der Mannschaft zu helfen.“ Er habe alles „reingehauen“, weswegen er in der 66. Minute von Krämpfen geplagt ausgewechselt werden musste. „Ich will demütig sein und mich mit harter Arbeit im Training weiter anbieten“, sagte Kaya.
Fabijan Buntic Der 21-jährige Kroate ist in der dritten Saison Stammtorhüter der U21. „Er trainiert seit langer Zeit sehr gut und bringt in der U21 gute Leistungen“, lobte Pätzold. Daher habe er das Gefühl gehabt, dass Buntic für das HSV-Spiel der Richtige sei.
Jonatan Kotzke Der 28-Jährige ist Kapitän der zweiten Mannschaft, spielt dort im defensiven Mittelfeld und gehört nicht einmal zum Profikader. Ihn hatte niemand auf dem Zettel. Lieferte in der Innenverteidigung eine souveräne Vorstellung ab. Kam zwischen 2011 und 2013 zu 19 Zweitligaspielen (für Jahn Regenburg und 1860 München).
Georgios Pintidis Spielte bisher nur in der U19 der Schanzer und durfte unter Pätzold erstmals mit den Profis trainieren. Pintidis zeigte Potenzial, war jedoch mit dem Tempo gelegentlich überfordert. Pätzold war dennoch „sehr, sehr zufrieden.“ Der 18-Jährige habe „läuferisch überzeugt, Löcher gestopft und ging keinem Zweikampf aus dem Weg“.
FC Ingolstadt Buntic – Ananou, Kotzke, Gimber, Gaus – Osawe, Pintidis (83. Kerschbaumer), Cohen, Kittel – Kutschke (46. Röcher), Kaya (66. Lezcano) Hamburger SV Pollersbeck – Sakai, Bates, van Drongelen, Douglas Santos – Mangala – Narey (85. Arp), Hunt, Holtby (68. Janjicic), Jatta – Hwang (90.+2 Lacroix). Schiedsrichter Tobias Reichel (Stuttgart)– Zuschauer 13500 Tore 0:1 Hunt (28.), 0:2 Hwang (52.), 1:2 Kaya (54.).
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