Auf den Spuren einer Augsburger Textil-Dynastie
Eberhard Martini, der vergangene Woche bei einem Skiunfall in Österreich ums Leben kam, hatte nicht mehr viele Kontakte nach Augsburg. Er lebte in München, hatte sich für die Karriere im Bankenwesen statt der im heimischen Familienunternehmen entschieden. Seine Familie und deren Namen jedoch sind eng mit der Stadt verbunden. Die Martinistraße in Haunstetten zum Beispiel ist nach Clemens Martini, einem Spross der Textil-Dynastie, benannt.
Historie reicht zurück bis ins 19. Jahrhundert
Die Augsburger Geschichte des Unternehmens geht bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1832 kaufte Clemens Martini das Bleichgut in Haunstetten. Mit seinem Bruder und einem weiteren Verwandten machte er daraus einen der ersten süddeutschen Industriebetriebe zur Textilveredelung. 1993 wurde die Haunstetter Produktionsstätte der "Martini MCA Textilveredelungswerke GmbH" stillgelegt.
1995 wurde ein Großteil der Fabrikgebäude abgerissen - eine Vorsorgemaßnahme zum Schutz des Trinkwassers. Stadt und Stadtwerke erwarben das 24,3 Hektar große Areal. Nur die Direktorenvilla, das Kutscher- und das Turbinenhaus blieben damals stehen. In der Villa lebt bis heute ein Mitglied der Familie. Das Wasserkraftwerk gehört den Stadtwerken.
Eines der größeren Firmengelände in Augsburg trägt ebenfalls den Namen der Familie: der Martini-Park an der Provinostraße. Clemens Martini erwarb das Areal 1847 und beantragte die Konzession zum Bleichen und Färben. Auf den insgesamt rund 200 000 Quadratmetern sind heute 45 Firmen mit 600 Mitarbeitern angesiedelt. Die alten Industriegebäude aus dem 19. und 20. Jahrhundert wurden umgebaut und aktuellen Erfordernissen angepasst.
Eberhard Martini lebte einige Zeit im Martini-Palais am Ulrichsplatz 12. Die Neobarockfassade stammt von Jean Keller, der auch das Kurhaus erbaut hat. Im Besitz der Familie sind zahlreiche andere Immobilien, unter anderem ein Bürgerhaus in der Schießgrabenstraße. Die Räume sind zum Großteil vermietet.
Die Diskussion ist geschlossen.