Ärger um pompöse Feier zu Ehren von Franz Josef Strauß
Morgen steigt zum 100. Geburtstag von Franz Josef Strauß ein Festakt. Und es gibt Ärger. Da wird sogar Horst Seehofer schmallippig. Und das passiert selten.
Dass Horst Seehofer schmallippig wird, passiert selten. Mittwochabend war es mal wieder so weit. "Wir feiern unseren Franz Josef Strauß, das können wir", sagte Seehofer knapp. Der Trotz in seiner Stimme war unüberhörbar, der Ärger zu spüren. Die Opposition in Bayern boykottiert geschlossen den Festakt zum 100. Geburtstag des CSU-Übervaters am Freitag. Und auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kommt nicht - obwohl sie sogar in München sein wird.
Pompöse Strauß-Feier ist vielen zu viel
Der Rahmen für das Gedenken an den am 6. September 1915 geborenen Strauß ist pompös. In der Münchner Allerheiligen-Hofkirche findet zu Ehren von Strauß ein Festakt unter dem pathetischen Titel "Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts" statt, im Anschluss lädt Ministerpräsident Seehofer zum Staatsempfang in die Münchner Residenz, den einstigen Wohn- und Regierungssitz der bayerischen Könige.
Das Franz Josef Strauß einem Monarchen gleich gefeiert werden soll, ist für viele zu viel. Strauß werde von der CSU "völlig unangemessen monumentalisiert", sagt SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher. So scheinen auch andere zu denken, auch wenn es nicht jeder so klar ausspricht.
Die Gästeliste der Hanns-Seidel-Stiftung für den Festakt liest sich entsprechend. Es stehen zwar 550 Namen auf der Liste, in der aktiven Politik endet die Prominenz aber bei CSU-Ministern aus Bund und Bayern. Kein führender Politiker der Schwesterpartei CDU hat zugesagt. Auch international gab es "keine Zusage", sagt ein Sprecher der CSU-Stiftung. Als vor knapp zwei Jahren der 100. Geburtstag von Willy Brandt begangen wurde, sprachen die Bundespräsidenten von Deutschland und Österreich, Joachim Gauck und Heinz Fischer. In Berlin wird es zum Strauß-Gedenken noch eine Feier der Landesgruppe geben, dazu werden immerhin auch CDU-Vertreter erwartet.
Strauß hinterließ ein schweres Erbe
Vermutlich liegt die Zurückhaltung an dem schweren Erbe, das der als CSU-Chef, bayerischer Ministerpräsident, Verteidigungs- und Bundesfinanzminister und 1980 knapp an der absoluten Mehrheit gescheiterte Unions-Kanzlerkandidat zu den prägenden Figuren der Bonner Republik zählende Strauß hinterlassen hat. Schon zu Lebzeiten sorgte er für Skandale, nach seinem Tod riss dies nicht ab. Zuletzt berichtete der "Spiegel" über angebliche schwarze Kassen bei dem CSU-Ehrenvorsitzenden.
Dessen Büste steht aber weiter im Büro von Horst Seehofer in der bayerischen Staatskanzlei. Seehofer hat das Verhältnis der CSU zu Strauß und dessen Familie befriedet. Er zitiert nicht nur bei jeder Gelegenheit seinen Strauß, er hat auch dessen Tochter Monika Hohlmeier aus der politischen Versenkung geholt und 2009 zur Europaabgeordneten gemacht.
Nach dem Tod von Strauß, der 1988 bei der Jagd zusammengebrochen und wenige Tage später gestorben war, hatten sich die drei Kinder Max, Franz Georg und Monika als Opfer der vielen Gegner ihres Vaters gesehen. Im "Münchner Merkur" klagten sie gerade erneut darüber. "Wir waren zum Abschuss freigegeben. Und die CSU hat kaum etwas gemacht", sagte Franz Georg Strauß der Zeitung.
Der Tiefpunkt kam 2004, als die bayerischen Finanzbehörden mit Wissen von Ministerpräsident Edmund Stoiber die Gruft von Franz Josef Strauß und dessen Frau Marianne wegen eines Offenbarungseids des damals psychisch kranken Strauß-Sohn Max pfändeten. Nach heftiger Kritik nahmen die Behörden die Pfändung zurück.
Am Sonntag, dem eigentlichen Geburtstag, wird nun Seehofer an der Gruft eine Rede halten. Er zieht die Gedenktage ohne Wenn und Aber und mit allem Pomp durch - dass Strauß auch 27 Jahre nach seinem Tod für kräftigen politischen Ärger sorgt, dürften manche in der CSU nur als Beweis von dessen Stärke werten. Ralf Isermann/afp/AZ
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