Bahnausbau: Durchgängig vier Gleise
Zum letzten Mal ist am Dienstag ein Joch auf der Bahnstrecke zwischen Augsburg und Mering abgesetzt worden. Jetzt ist die Lücke geschlossen und die Strecke ist durchgängig auf vier Gleisen befahrbar. Von Anton Schlickenrieder
von Anton Schlickenrieder
Mering. Er wurde von den Bahn-Vertretern als "historischer Moment" apostrophiert, der Augenblick, in dem zwei Gleisbagger das letzte Joch (ein zwölf Meter langes Stück Schienen mit Betonschwellen darunter) beim viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke Augsburg - Mering absetzten.
Die letzte Lücke bei den zwei neuen Hochgeschwindigkeitsgleisen wurde damit geschlossen - Voraussetzung für eine Entzerrung des Bahnverkehrs, die ab Mitte Dezember tatsächlich Früchte für die vielen Pendler und Reisenden tragen wird. Denn noch sind viele Restarbeiten nötig, bis tatsächlich der erste Messwagen und dann eine Woche später der erste ICE dort rollen darf. "Mich freut es, dass es doch so schnell gegangen ist mit dem Lückenschluss", so Bianca Piechaczek, die Pressesprecherin für Bayern. Denn vor gut einer Woche waren Gleis eins und zwei im Meringer Bahnhof lediglich als Schienenbett vorhanden.
Gesamt-Projektleiter Karl Hamberger erinnerte daran, dass der Abschnitt Augsburg - Mering am 5. Februar 1998 begonnen wurde, mit einem feierlichen Spatenstich in Kissing. "Wir bauen also jetzt tatsächlich schon zehn Jahre", sagte er. Bundesfinanzminister und Verhandlungspartner der Bahn sei damals noch Theo Waigel gewesen.
Die Arbeiten seien wegen des nebenher laufenden Betriebs sehr schwierig und damit langwierig geworden. "Immerhin rollen jeden Tag 320 Züge über diesen Abschnitt hier", so Hamberger. Muss bislang im schlimmsten Fall ein ICE hinter einem Güterzug warten, stehen ab Mitte Dezember eigene Gleise für die schnellen Züge zur Verfügung. Damit ist dann auch mehr Platz für den Personennahverkehr. Technisch wird das so gelöst, dass am Eingang des Meringer Bahnhofs von München her Weichen zu den Hochgeschwindigkeitsgleisen führen. Und das wohl noch einige Zeit: DB-Pressesprecher Franz Lindemair bestätigte auf Nachfrage, dass schon noch einige Zeit vergehen wird, ehe bis Olching alle vier Gleise nutzbar sein werden.
Nach dem Einheben des letzten Gleisjochs im Bahnhof Mering muss jetzt der Schotter noch zwischen und unter die Schwellen gestopft werden. Das erledigt eine große Maschine, die auch dafür sorgt, dass die Betonfertigteile auf der ganzen Gleislänge ausgerichtet werden. Anschließend werden die Montierschienen ersetzt von 180 Meter langen Schienenstücken, auf denen die Züge später fahren. Diese werden nahtlos verschweißt und geschliffen, um Lärmentwicklung möglichst auszuschließen.
Weitere Technik ist nötig wie Oberleitungen und Signalmasten sowie Sicherheitseinrichtungen am Gleis selbst. Ein zentraler Punkt, vor die zwei neuen Trassen in Betrieb gehen können, ist das Stellwerk. Die Elektronik im unscheinbaren Bau im Meringer Bahnhof wird vom 6. bis 8. Dezember umgerüstet, später soll sie laut Hamberger dann einmal die Steuerung von Augsburg-Hochzoll bis Lochhausen übernehmen. Selbst die neuen Stellwerke in Olching und Mammendorf werden aus der Unterzentrale in Mering gesteuert. Carl Wiese, der Bauüberwacher für den Abschnitt Augsburg - Mering, richtete auch seinen Dank an die Bevölkerung für deren Geduld. "Jetzt wird bald Ruhe sein mit dem Baulärm", kündigte Wiese an.
Und auch für die Pendler und Reisenden hatte er Dankesworte parat, die Umwege und längere Fahrzeiten in Kauf nehmen mussten. Fahrplanwechsel ist zum 15. Dezember; dann gibt es Richtung München einen 20-Minuten-Takt, Richtung Augsburg sogar einen Viertelstundentakt. Dann geht auch der Haltepunkt St. Afra in Betrieb.
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