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Hoeneß-Prozess
18.03.2014

Die Fragen bleiben: Geht es um mehr als hinterzogene Steuern?

Der Steuerhinterziehungsfall Uli Hoeneß ist juristisch abgeschlossen. Doch auf das schnelle rechtskräftige Urteil fällt ein Schatten: Soll durch das schnell durchgezogene Verfahren irgendetwas verschleiert werden? Zum Beispiel eine insgesamt noch höhere Steuerschuld?
Foto: Pool

Der Fall Hoeneß ist abgeschlossen. Uli Hoeneß muss ins Gefängnis. Doch das rasche Ende nährt Spekulationen. Geht es um mehr als die hinterzogenen Steuern eines Privatmannes?

Es war eine äußerst kuriose Szene am ersten Prozesstag: Der zurückgetretene Präsident des FC Bayern München setzt vor Gericht gerade noch einmal an, seine Version von der Freiwilligkeit seiner Selbstanzeige zu schildern, und behauptet plötzlich, die Recherchen des Stern hätten dabei keine Rolle gespielt. Da fährt ihm sein Verteidiger Hanns W. Feigen heftig in die Parade: „Herr Hoeneß, erzählen Sie doch hier keinen vom Pferd. Sie sind gerannt wie ein Verrückter!“ Kurios. Ungewöhnlich. Merkwürdig.

Hoeneß und seine Verteidigung sind sich oftmals uneinig

Es ist nicht der Regelfall, dass ein derart prominenter Angeklagter wie Uli Hoeneß, 62, von seinem Anwalt so zusammengestaucht wird. Wenige Minuten nach dem Urteil am Donnerstag sagt Staranwalt Feigen, Hoeneß und seine Verteidigung werden in Revision gehen. Am Morgen danach meldet sich Hoeneß persönlich in einer schriftlichen Erklärung: Er verzichtet auf die Revision und tritt die Haftstrafe an. Ungewöhnlich. Merkwürdig.

Es ist ja nicht der Regelfall, dass ein derart prominenter Angeklagter und seine Verteidiger sich in einem so spektakulären Verfahren nicht abstimmen. Und nur eine Woche nach Beginn des spektakulärsten Prozesses des Jahres ist jetzt der Deckel drauf. Die Staatsanwaltschaft verzichtet ebenfalls auf die Revision. Jetzt kann es für Hoeneß nicht mehr schlechter werden. Und das Risiko, dass noch mehr Rätsel auftauchen, sinkt. Woher kamen die gewaltigen Summen von zeitweise mehr als 150 Millionen Euro auf seinem geheimen Schweizer Konto? Egal. Rechtskraft. Ende. Aus. Merkwürdig.

Es ist ja nicht der Regelfall, dass ein derart komplexes Steuerstrafverfahren unter so strenger Beobachtung der Öffentlichkeit in wenigen Tagen durchgezogen wird. Das Gericht hätte jederzeit die Möglichkeit gehabt, den Prozess zu unterbrechen oder von vorn zu beginnen. Immerhin ist die Summe der hinterzogenen Steuern während dieser wenigen Tage auf mehr als das Achtfache gestiegen. Außerdem tauchten 70 000 Seiten Unterlagen erst kurz vor Prozessbeginn auf. Es war kaum möglich, diese seriös zu analysieren, wie ein erfahrener Steuerfahnder sagt.

79 Prozent aller Deutschen glauben, dass nicht die ganze Wahrheit hervorgekommen ist

Nach einer Emnid-Umfrage für die Bild am Sonntag glauben 79 Prozent der Deutschen nicht, dass die ganze Wahrheit im Fall Hoeneß auf den Tisch gekommen ist. Nur 15 Prozent gehen davon aus. Woher kommt dieses ungewöhnlich starke Misstrauen? War etwas zu viel Übertreibung im Spiel?

Was wäre, wenn allen Vorgängen der vergangenen acht Tage ein durchkomponiertes Drehbuch zugrunde gelegen hätte? Eine Regieanweisung, die selbst dem verurteilten Steuerhinterzieher die Möglichkeit eröffnet, als Ehrenmann aus der Sache rauszukommen. Als einer, dem sogar von Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel Respekt gezollt wird. Ja, der Hoeneß, das ist einer, der immer die Konsequenzen für sein Tun trägt ... Was wäre, wenn dadurch aus dem Blick geraten wäre, dass Hoeneß mit den dreieinhalb Jahren Haft sehr gut davongekommen ist?

Nach dem Prozess bleiben viele Fragen offen

Eine ungeheuerliche Vorstellung. Eine Verschwörungstheorie. Es gibt praktisch keine konkreten Anhaltspunkte. Und doch bleiben nach dem kurzen Prozess Fragen, Lücken, Unerklärlichkeiten. Einmal während des Prozesses sagt Richter Rupert Heindl: „Hier fehlen 1,7 Millionen, von denen keiner weiß, wo sie sind.“ Dass weder Hoeneß selbst noch die Staatsanwaltschaft das Urteil anfechten, nährt Spekulationen. Was, wenn in einem neuen Prozess tiefer gegraben worden wäre? Wäre noch mehr herausgekommen? Linken-Chef Bernd Riexinger sagt: „Das riecht alles nach Deal.“ Er beklagt, dass viele Fragen womöglich für immer ungeklärt bleiben, und fordert eine Untersuchung.

Der Kölner Steueranwalt Thomas Wenzler sagt am Donnerstagabend bei „Maybritt Illner“, eine Revision könne zu mehr Klarheit in dem Fall führen. Das Gericht sei verpflichtet, den Steuerschaden selbst auszurechnen. In der Urteilsbegründung müsse stehen, wie das Ergebnis von hinterzogenen Steuern in Höhe von 28,5 Millionen Euro zustande gekommen sei. Sollte es da einen Fehler des Gerichts geben, wäre die Revision für die Staatsanwaltschaft ein „Elfmeter ohne Torwart“, so Wenzler. Nun werden wir nie erfahren, ob die Staatsanwaltschaft diesen Elfmeter verwandelt hätte.

Hoeneß spekuliert seit den 1990er Jahren an der Börse

Während des Prozesses ist ein vielschichtiges, widersprüchliches, aber letztlich nachvollziehbares Bild von Uli Hoeneß entstanden. Der Ex-Präsident des FC Bayern hatte mindestens zwei Gesichter: das des erfolgreichen, konservativ denkenden Fußball-Managers, der sich rührend um seine Spieler kümmerte. Und das des adrenalingesteuerten Börsenzockers.

Seit den 1990er Jahren spekuliert Hoeneß. Irgendwann sieht man ihn nicht mehr ohne schwarzen Börsen-Pager, mit dem man Kurse in Echtzeit abrufen kann. Er hat ihn ständig dabei – bei Spielen, bei Sitzungen, auf dem Golfplatz. Bei den Bayern sagen sie zu ihm: „Jetzt leg doch endlich mal dieses Tamagotchi weg.“ Das Tamagotchi war in den 90er Jahren dieses elektronische Küken, um das man sich kümmern musste. Hoeneß’ Tamagotchi braucht besonders viel Fürsorge. Zwischen 2001 und 2010 tätigt er mehr als 52 000 Transaktionen an der Börse. In seinem Landhaus in Bad Wiessee am Tegernsee zeigt der Grund des hauseigenen Swimmingpools die Börsen-Insignien Bulle und Bär. Besser kann man das Dilemma kaum illustrieren.

In den Jahren bis 2006 habe er „richtig gezockt“, sagt Hoeneß vor Gericht, „das war gerade der Kick, das pure Adrenalin“. Hoeneß macht hohe Gewinne. Aber auch hohe Verluste. Geld ist da. Sein Freund, Ex-Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, hat ihm geholfen. Die Rede ist von fünf Millionen Mark plus einer Bürgschaft über 15 Millionen Mark. Hoeneß zockt weiter. Einmal verliert er 18 Millionen Euro an einem Tag. Einmal weist sein Schweizer Nummernkonto ein Haben von 155 Millionen Euro auf.

Es bleibt die Frage, woher Hoeneß das ganze Geld hat

Und damit beginnen neue Spekulationen. Vor allem in Schweizer Medien mehren sich die Zweifel, dass ein Einzelner – zudem noch ein Laie – solche riesigen Summen mit Devisenspekulationen bewegen kann. Der Tages-Anzeiger zitiert einen Banker: „Für einen Hoeneß ist es in diesem Markt unmöglich, aus 20 Millionen Mark zeitweise 150 Millionen Euro zu machen. Das ist völlig absurd.“ Auch andere Anlageberater haben Zweifel, wollen diese aber nicht öffentlich äußern.

Der Devisenhandel ist normalerweise kein Spielfeld für einzelne Amateur-Spekulanten. Dieses Geschäft wird von Großbanken, Investmentfonds, Hedgefonds und internationalen Konzernen dominiert. Die Zinsdifferenzen in diesem Markt sind minimal, man muss also mit immensen Summen operieren, um einen Gewinn einzufahren. Auf dem Devisenmarkt werden drei bis vier Billionen US-Dollar umgesetzt – am Tag. Laien fehle das nötige Kapital und das Wissen, um bei diesen Geschäften Gewinne zu erzielen, argumentiert der Fachmann gegenüber dem Tages-Anzeiger. Außerdem musste Hoeneß für jede Transaktion bei der Privatbank Vontobel eine Gebühr bezahlen. Die Schweizer Zeitung transportiert sogar den Verdacht, die Geschichte mit den Devisengeschäften könnte eine Schutzbehauptung sein, um anderes zu verdecken.

Anderes? Bis heute ist ungeklärt, ob Hoeneß’ Geschichte von Dreyfus’ Millionen überhaupt stimmt. Woher hatte der das Geld? War das Zur-Verfügung-Stellen des Kapitals an Bedingungen geknüpft? Geht es am Ende gar um Korruption oder Geldwäsche?

Fest steht nur: Adidas hat sich wenig später mit zehn Prozent in die FC Bayern AG eingekauft – für mehr als 70 Millionen Euro. Es gibt also nicht nur geschäftliche Verbindungen, sondern ein ausgeprägtes Geschäftsinteresse. Zur selben Zeit soll auch der US-Sportartikelhersteller Nike an einem Einstieg beim FC Bayern interessiert gewesen sein. Nike soll sogar ein besseres Angebot abgegeben haben, kam aber nicht zum Zug.

Der FC-Bayern und Hoeneß betonen immer wieder, dass der Verein nicht mit in die Spekulationen verwickelt war

Linkspartei-Chef Riexinger fordert daher auch, dass der FC Bayern eine unabhängige Kommission einsetzt, die offenlegt, „ob und welche Verquickungen es zwischen dem Fall Hoeneß und dem FC Bayern gibt“. Sowohl der Verein als auch sein Ex-Präsident betonten immer wieder, Bayern München sei nicht in Hoeneß’ Spekulationen verwickelt gewesen. Im vergangenen Jahr sagte Uli Hoeneß in seinem einzigen Interview zum Strafverfahren in der Wochenzeitung Die Zeit: „Dieses Konto war ganz allein Uli Hoeneß.“´

Oft ist in diesen Tagen zu lesen, der FC Bayern München sei Uli Hoeneß’ Lebenswerk. Ist es vorstellbar, dass der gebürtige Ulmer zwischen privaten Geschäften und dem beruflichen Wirken nicht mehr so genau trennte, trennen konnte?

Edmund Stoiber, Aufsichtsrat beim FC Bayern, sagte am Freitagabend: „Für Uli Hoeneß ist beim FC Bayern immer eine Tür offen.“

Zunächst  aber  steht jetzt bald die Tür der Justizvollzugsanstalt Landsberg für Hoeneß offen. Bald nach Ostern wird es so weit sein. Und was sagt der Mann, der in einer Woche so tief gefallen ist, dem Kicker? „Ich lasse das im Moment alles mal auf mich zukommen. Und dann sehen wir weiter.“ Er soll sogar gelächelt haben.

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