Flughäfen in der Region keine Alternative
Die Flughäfen in Schwaben sind für Politiker und die Lufthansa derzeit keine Alternative zu München.
Bekommen Schwabens Flughäfen nun Auftrieb im Windschatten der in einem Bürgerentscheid abgelehnten dritten Start- und-Lande-Bahn am Münchner Airport? Flughäfen in der Region sind – wie berichtet – im Gespräch, Kapazitäten aus München zu übernehmen. Doch dem Bundeswehr-Fliegerhorst Lagerlechfeld (Landkreis Augsburg) als Alternative für vermehrte Frachtflüge erteilte Verteidigungsstaatssekretär Christian Schmidt (CSU) gestern eine Absage. „Ich sehe nicht, dass man die Kapazitätsfragen des Flughafens München über Lagerlechfeld lösen kann“, sagte er gegenüber unserer Redaktion.
Der CSU-Landtagsabgeordnete Max Strehle (Kreis Augsburg) hatte diesen Standort für eine Ausweitung der Frachtflüge ins Gespräch gebracht. Den Fliegerhorst nutzt bereits das Unternehmen Premium Aerotec. Der Flugzeugbauer mit Sitz in Augsburg transportiert von dort aus seine großvolumigen Bauteile. Das soll laut Staatssekretär Schmidt auch weiterhin möglich sein, obwohl in Lagerlechfeld Ende März 2013 Schluss ist für das Jagdbombergeschwader 32. „Lagerlechfeld bleibt als militärischer Ausweichflughafen erhalten, wenn auch ohne Geschwader. Diese Entscheidung ist gefallen. Daher werden wir die nötige Infrastruktur eines Flughafens weiter vorhalten“, sagte Schmidt.
Die Frachtflüge können ohnehin nicht einfach von München nach Lagerlechfeld verlagert werden: Denn 80 Prozent der Fracht kommen in München als Beifracht, also in Passagierlinienflügen, an.
"Eine ganz andere Liga"
Bettina Rittberger, Sprecherin der Lufthansa, sieht keine Chance dafür, dass die Flughäfen in der Region eine dritte Münchner Startbahn kompensieren könnten. „Das ist nicht sinnvoll, weil es sich in München um ein Drehkreuz handelt.“ Entscheidend sei dabei die kurze Transferzeit zwischen zwei Flügen, weshalb die Passagiere nicht in Bussen von Memmingen nach München fahren könnten. „Das würde zu lange dauern.“ Bei einer Verlagerung von Flügen aus München an andere Airports „geht es um eine ganz andere Liga, als es die regionalen Flughäfen sind“, sagte Rittberger: „Es kommen nur die Drehkreuz-Flughäfen in Frankfurt, Wien, Zürich und Brüssel in Betracht.“
Langstreckenflüge zum Beispiel nach New York können nur zu 40 Prozent mit der lokalen Nachfrage gefüllt werden – also aus dem Münchner Umkreis, der alle bis zu anderthalb Stunden entfernte Orte einschließt. Der Rest der Langstreckenpassagiere komme von Zubringerflügen aus dem In- und Ausland, die in München landen, sagte Rittberger. „Italiener lieben es, über München zu fliegen.“ Von dort geht es dann innerhalb Deutschlands weiter – zu Zielen wie Berlin.
Der Augsburger Landrat Martin Sailer wies gestern Spekulationen zu einem Frachtflughafen Lagerlechfeld zurück. Er suche das Gespräch mit Verteidigungsstaatssekretär Schmidt, um die Pläne der Bundeswehr für das Lechfeld detailliert zu besprechen. Zur diskutierten Ausweitung der Frachtflüge sagte er: „Das ist alles hochspekulativ.“ Von einer dezentralen Aufteilung des Münchner Flugverkehrs in Schwaben sei man „Lichtjahre entfernt“, meinte Sailer. Gespräche mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben zu einem Frachtflughafen auf dem Lechfeld habe es nicht gegeben.
Peter Lintner, Hauptgeschäftsführer der IHK, sagte: „Wir begrüßen sehr, dass die Flughafeninfrastruktur in Lagerlechfeld bleiben soll.“ Eine Ausweitung des dortigen Frachtverkehrs sei jedoch Sache der Politik.
„Es ist viel zu früh, um zu sagen, wie es weitergeht“, meinte Augsburgs Wirtschaftsreferentin Eva Weber: Der Augsburger Flughafen werde aber im Zuge dieser Diskussion sicher nicht ausgebaut. „Dafür ist kein Platz da. Außerdem sind wir an den Planfeststellungsbeschluss gebunden.“
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