Zu teuer: Viele Landkreise verzichten auf Ehrenamtskarte
Die Karte für ehrenamtliches Engagement stößt vielerorts auf Ablehnung. Auch in und um Augsburg wurde eine Einführung abgelehnt. Der Grund: Sie gilt als „bürokratisches Monster“
Sich sozial engagieren, für andere Menschen einsetzen und aktiv in die Gemeinschaft einbringen: Wenn es um ehrenamtliches Engagement geht, liegt Bayern im deutschlandweiten Vergleich weit vorne. 72 Millionen freiwillige Arbeitsstunden werden jeden Monat im Freistaat geleistet. Als Zeichen der Anerkennung dieses Engagements wurde Ende September die Bayerische Ehrenamtskarte eingeführt.
Den Inhabern soll sie unter anderem Vergünstigungen beim Besuch bayerischer Sehenswürdigkeiten oder Museen einbringen. Bisher ist die Karte jedoch erst in etwa einem Drittel der Landkreise eingeführt worden. Vor allem bei großen Städten wie Augsburg oder München stößt die Idee des Ehrenamtsnachweises im Scheckkartenformat auf eher verhaltene Resonanz.
Zu teuer und zu aufwendig
Zu teuer, zu aufwendig, zu wenig effizient: Augsburg will die Karte nicht, München auch nicht und auch im Landkreis Augsburg wurde sie vor wenigen Tagen abgelehnt. „Im Verhältnis ist die Einführung der Karte ein sehr hoher Aufwand für wenig Effizienz“, sagte beispielsweise Untermeitingens Bürgermeister Georg Klaußner. Unter breiter Zustimmung aller Bürgermeister des Landkreises sei sie deshalb abgelehnt worden. Für viele sei die Karte schlicht ein „bürokratisches Monster“.
Etwa jeder dritte Bürger in Bayern ist derzeit in einem Ehrenamt tätig. Ein Recht auf eine Ehrenamtskarte hat jedoch nur der, der durchschnittlich fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden jährlich unentgeltlich arbeitet, über einen Zeitraum von zwei Jahren tätig und mindestens 16 Jahre alt ist.
5000 Euro für die Kommunen
Die Karte soll nach Angaben des bayerischen Sozialministeriums Vergünstigungen zwischen ein und zwei Euro bei Einrichtungen des Freistaates Bayern, wie beispielsweise in Museen oder Schlössern, sowie bei kommunalen Einrichtungen wie Schwimmbädern und dem öffentlichen Nahverkehr bieten. Als eine Art Anschubfinanzierung für die Kommunen stellt das Sozialministerium für die Einführung in den ersten beiden Jahren 5000 Euro zur Verfügung.
Für größere Städte wie Augsburg sind diese Argumente allerdings wenig überzeugend. „Allein in Augsburg gibt es etwa 90000 Freiwillige“, sagt Sabine Nölke-Schaufler, Leiterin des Büros für bürgerschaftliches Engagement in Augsburg. Da seien 5000 Euro nicht ausreichend.
Augsburg geht eigenen Weg
Zudem sei die Ehrenamtskarte nicht mehr als eine Rabattkarte, bei der man erst konsumieren müsse, um überhaupt in den Genuss der Vergünstigungen zu kommen. Die Stadt Augsburg geht deshalb einen anderen Weg: Sie möchte ihre Ehrenamtlichen künftig mit einem Gutscheinheft belohnen. „Anerkennungskultur ist eben mehr als eine Ehrenamtskarte“, sagt Nölke-Schaufler.
Etwas anderer Meinung ist man in den Landkreisen Aichach-Friedberg und Günzburg. Dort soll die Ehrenamtskarte im kommenden Jahr eingeführt werden. „Die Karte ist ein sehr gutes Instrument, um das Ehrenamt noch stärker zu würdigen“, sagt Peter Fröschl vom Landratsamt Aichach. Der Aufwand, der hinter der Einführung stecke, sei zwar durchaus groß, aber dennoch vertretbar. Die dahintersteckende Idee sei gut und zeige, dass ehrenamtliches Engagement wieder mehr wert sei.
Auch im bayerischen Sozialministerium zeigt man sich trotz der ersten Gegenstimmen zufrieden: „Es freut mich sehr, dass sich bereits nach zwei Monaten 30 Landkreise und kreisfreie Städte beteiligen“, sagt Bayerns Sozialstaatssekretär Markus Sackmann. Für die Zukunft hoffe er, dass noch weitere Landkreise und kreisfreie Städte die Bayerische Ehrenamtskarte für ihre engagierten Bürger einführten.
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