Donald Trump lässt Apple, Facebook und Co. zittern
Das Silicon-Valley hätte sich mehrheitlich Hillary Clinton als nächste US-Präsidentin gewünscht. Wie die Chefs von Apple, Amazon und Facebook nun reagieren.
Die US-Technologiebranche steckt nach dem Coup von Donald Trump bei der Präsidentschaftswahl in der Zwickmühle. Amazon-Chef Jeff Bezos, der auch Gründer des privaten Weltraumunternehmens Blue Origin ist, hatte Trump bisher einen Platz in einer Rakete versprochen. Nach der Wahl gab er sich versöhnlich. "Ich für meinen Teil bin unvoreingenommen und wünsche ihm einen großen Erfolg im Dienste des Landes", twitterte Bezos am Donnerstag.
Das Silicon Valley muss nun mit einem Präsidenten leben, den es nicht wollte. Dort stieß Trump in den vergangenen Monaten - abgesehen vom deutschstämmigen Internet-Milliardär Peter Thiel - auf überwältigende Ablehnung. Die Techbranche setzte auf die Demokratin Hillary Clinton. Ihrem republikanischen Widersacher wurde offen Inkompetenz vorgeworfen.
An der Börse hatte die Tech-Branche nach Trumps Wahlsieg verloren
Die Chefs der Konzerne beschwichtigen mittlerweile. "Der einzige Weg vorwärts zu kommen, ist gemeinsam vorwärts zu gehen", schrieb Apple-Chef Tim Cook nach dem überraschenden Wahlausgang an seine Mitarbeiter. Facebook-Chef Mark Zuckerberg rief in dem sozialen Netzwerk auf, an der Welt zu arbeiten, "die wir uns für unsere Kinder wünschen". Diese Aufgabe sei "größer als jede Präsidentschaft".
An der Wall Street zählt die Technologiebranche zu den wenigen, die nach dem Überraschungssieg Trumps abgestraft wurden. Während der Dow Jones am Donnerstag auf ein neues Rekordhoch kletterte, notierten Amazon, Apple, die Google-Mutter Alphabet, Facebook und Microsoft im Minus.
In Wahlkampfreden hätten die Konzerne keinen "günstigen Wind" zu spüren bekommen, sagt Art Hogan von der Investmentfirma Wunderlich Securities. Trump kritisierte und drohte Amazon und Apple gar offen. Als Gewinner der Globalisierung könnten sie unter Abschottungsmaßnahmen - wie Trump sie versprochen hat - nun leiden, sagt Jack Ablin von der BMO Private Bank.
Die genauen Folgen der bevorstehenden Präsidentschaft des Immobilienunternehmers bleiben aber noch im Unklaren. Technologie-Themen seien während des Wahlkampfs "nicht oben auf der Agenda" gewesen, betont Politikprofessorin Melinda Jackson von der Universität im kalifornischen San José. Hillary Clinton sei nur zum Spendensammeln im Silicon Valley gewesen. Und auch Donald Trump habe nicht besonders das Gespräch mit den Tech-Chefs gesucht.
Mit der privilegierten Rolle des Silicon Valley ist es wohl vorbei
Trump habe sich auf "andere Fragen als auf Technologie und Innovation" konzentriert, erklärt die Stiftung ITIF. Nach Einschätzung von ITIF-Chef Rob Atkinson wird Trump die Branche künftig einfach "wie jede andere" behandeln. Mit der privilegierten Rolle, die sie während der Präsidentschaft von Barack Obama spielte, sei es vorbei.
Aber: "Man kann nicht Amerika seine Größe zurückgeben ohne eine starke Technologiebranche", betont Atkinson unter Anspielung auf den Wahlkampfslogan Trumps. Deshalb seien die vom künftigen Präsidenten geplanten Maßnahmen - wie Steuersenkungen für Unternehmen - vermutlich nicht komplett nachteilig für den Sektor.
Mit Trump an der Spitze sei auch die Produktion in der Heimat "wieder sexy", schätzt der Analyst Trip Chowdhry von Global Equities Research. Das könne ein Vorteil für Unternehmen wie Intel und Tesla sein, die Fabriken in den USA betreiben.
Visa-Beschränkungen dagegen könnten "problematisch" sein für Unternehmen, die viele ausländische Ingenieure beschäftigen. Zudem sieht Atkinson ein Spannungsfeld zwischen öffentlicher Sicherheit und der Verschlüsselung von Daten.
Neben der Kluft zwischen Trump und den Tech-Konzernen sieht Politikprofessorin Jackson auch eine Kluft zwischen den Verbrauchern und den Unternehmen im Silicon Valley. Die Branche gebe gern vor, durch die gesammelten Daten ihre Kunden zu kennen. Doch das überraschende Wahlergebnis stelle das Vertrauen in Algorithmen und Big Data infrage. Darüber hinaus sei das Silicon Valley mit seinen gut verdienenden Angestellten, dem kosmopolitischen Flair und der liberalen Haltung eine "Art Elite" - isoliert vom Rest des Landes. Sophie Estienne, AFP
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