„Mir gefällt, wie Manuel Neuer spielt“
Örjan Nyland erzählt, welche Torhüter für ihn das Nonplusultra sind, wie er sich in seiner Zeit auf der Bank motiviert hat und spricht über den derzeitigen Lauf des FC Ingolstadt, der am Montag Eintracht Braunschweig empfängt.
Örjan Nyland, es heißt, der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften. Der FC Ingolstadt hat mit 16 Gegentreffern die drittwenigsten der Liga kassiert, spielte in den jüngsten zwölf Spielen sechsmal zu Null. Demnach ist der FCI auf einem guten Weg nach oben...
Nyland: Ja, genau. Wir haben uns zuletzt von Spiel zu Spiel gesteigert und eine super Entwicklung genommen. Wir stehen hinten sicher und sind nach vorne immer gefährlich. Das ist eine gute Kombination.
Mit sechs „weißen Westen“ haben Sie von allen Zweitligisten am häufigsten zu Null gespielt. Was bedeutet Ihnen diese Quote?
Nyland: Es ist immer sehr schön, kein Gegentor zu bekommen. Allein ist das aber unmöglich. Das bedeutet, dass nicht nur ich, sondern die ganze Mannschaft vieles richtig gemacht hat. In den zwölf Spielen unter Stefan Leitl sind wir sechsmal ohne Gegentor geblieben. Das kann sich durchaus sehen lassen.
Was macht die Mannschaft in der Defensive derzeit so gut?
Nyland: Wir haben ein gut funktionierendes Gegenpressing und dadurch viele Ballgewinne in der gegnerischen Hälfte. Wenn der Gegner dann doch in unsere Hälfte kommt, verteidigen wir konzentriert und lassen wenige Torschüsse und Flanken zu. Das ist entscheidend.
Verändert sich für Sie als Torwart durch das hohe Stehen der Feldspieler das Spiel?
Nyland: Ja. Wenn etwas nicht funktioniert, entstehen Kontersituationen für den Gegner. Wenn die letzte Kette überspielt ist, muss ich da sein. Ich glaube, ich kann mittlerweile sehr gut einschätzen, wie viel Risiko ich dabei gehen kann.
Ihr Trainer Stefan Leitl lobt vor allem Ihre Spieleröffnung. Wie wichtig ist beim Torwartspiel die fußballerische Komponente?
Nyland: Die wird immer wichtiger. Wir haben uns zu einer Ballbesitzmannschaft entwickelt. Dann ist es wichtig, wenn sich der Torwart nach Rückpässen am Spielaufbau beteiligen kann. Es ist auch wichtig, lange Bälle gezielt nach vorne schlagen zu können, damit die Stürmer sofort auf die zweiten Bälle gehen können.
Gibt es in dieser Hinsicht Vorbilder?
Nyland: Ich habe viele Spiele von Manuel Neuer angeschaut, als Pep Guardiola Bayern-Trainer war. Wie er spielt, gefällt mir sehr gut. Auch Marc-Andre Ter Stegen vom FC Barcelona ist unglaublich gut mit dem Ball. Auf hohem Niveau kann man als Torwart ohne fußballerische Qualitäten kaum mehr bestehen.
Derzeit läuft es hervorragend bei Ihnen. Es gab aber auch schwierigere Zeiten, als Sie zuerst hinter Ramazan Özcan, dann hinter Martin Hansen nur die Nummer zwei waren. Wie sind Sie damit umgegangen?
Nyland: Es gab in der Tat schwierige Tage und Wochen für mich in Ingolstadt. Ich habe im Sommer viel überlegt, wie es für mich weitergeht. Gegen Ende des Transferfensters kam dann der Trainerwechsel zu Stefan Leitl. Er hat mir dann die Chance gegeben. Ich habe auch in der Zeit auf der Bank eine positive Entwicklung als Torwart genommen, obwohl ich nicht so viele Spiele gemacht habe. Man muss mit großer Motivation und einem klaren Plan in jede Woche, in jede Einheit gehen. Entweder gibst du auf oder machst weiter. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden. Wenn ich nicht gut trainiere, schade ich außerdem der Mannschaft und mir als Spieler selbst, da man dann nie eine Chance bekommt.
Stefan Leitl hat Sie zur klaren Nummer eins gemacht. Wie wichtig ist Ihnen dieses Vertrauen?
Nyland: Sehr wichtig. Jeder macht nun mal auch Fehler. Wenn du das Gefühl hast, dass ein solcher keine direkten Folgen hat, ist es insgesamt einfacher, gut zu spielen.
Was bedeutet es Ihnen, wieder für die Nationalmannschaft Norwegens nominiert zu werden?
Nyland: Enorm viel. Ich glaube, ich war in den vergangenen Jahren nur einmal nicht dabei. Die Spielzeit, die ich jetzt beim FC Ingolstadt bekomme, ist natürlich vorteilhaft.
Wohin führt der Weg der Schanzer?
Nyland: Wir gehen voll fokussiert in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Das ist entscheidend. Machen wir das jedes Wochenende, stehen wir am Ende jedenfalls mit vielen Punkten da.
Noch drei Ligaspiele, dann die Pokalpartie in Paderborn. Sie wurden in Norwegen dreimal Pokalsieger. Ist dieser Wettbewerb etwas Besonderes für Sie?
Nyland: Ich weiß, wie schön es ist, Pokalsieger zu sein. In Deutschland gewinnen aber normalerweise die großen zwei, drei Mannschaften. Jetzt ist RB Leipzig ausgeschieden und der FC Bayern spielt in der nächsten Runde gegen Borussia Dortmund. Dann ist noch eine Spitzenmannschaft draußen und alles kann passieren. Aber für Träume ist es viel zu früh. Zunächst müssen wir beim SC Paderborn bestehen und ins Viertelfinale einziehen.
Zur Person Örjan Nyland (27) spielt seit 2015 für den FC Ingolstadt und hat 25 Länderspiele für Norwegen absolviert. Bereits sechs Spiele in dieser Saison blieb Nyland ohne Gegentreffer. Am kommenden Montag, 4. Dezember (20.30 Uhr), trifft er mit den Schanzern auf Eintracht Braunschweig.
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