„Endlich kann ich allein zum Golfplatz fahren“
Die Augsburgerin ist 18 geworden, hat das Abitur und vor allem ein erfolgreiches Jahr als Nachwuchsgolferin hinter sich.
Augsburg Ein erfolgreiches Jahr mit zwei deutschen Meistertiteln und der Teilnahme am Junior Solheim Cup hat die Augsburger Golfspielerin Antonia Scherer (18) hinter sich gebracht und weit über die Golfszene hinweg für Aufsehen gesorgt. So sehr, dass sie am Sonntag mit dem Bayerischen Sportpreis in der Kategorie „Herausragende Nachwuchssportlerin“ ausgezeichnet wird. Vor der Preisverleihung durch Bayerns Ministerpräsidenten Horst Seehofer in der BMW Welt in München sprachen wir mit der Sportlerin, die derzeit mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft der Mädchen in Heidelberg im Einsatz ist.
Frau Scherer, herzlichen Glückwunsch, Sie werden am Sonntag als herausragende Nachwuchsgolferin mit dem Bayerischen Sportpreis ausgezeichnet. Wie war Ihre Reaktion auf diese Ehrung?
Scherer: Ich war sehr überrascht, denn ich wusste nicht, dass es diesen Sportpreis gibt. Dann habe ich nachgelesen und war noch mehr erstaunt, dass Magdalena Neuner, Maria Riesch und Mats Hummels schon zu den Preisträgern gehörten. Die habe ich immer in einer ganz anderen Liga gesehen, deshalb ist es für mich eine riesengroße Ehre, nun selbst diesen Preis zu bekommen.
Sie werden am Sonntag in der BMW Welt auch persönlich anwesend sein, obwohl Sie bis Samstagabend bei der Golf-Europameisterschaft der Mädchen im Einsatz sind?
Scherer: Ja, zeitlich wird das ein wenig eng, aber ich habe Glück, dass die Europameisterschaft in diesem Jahr in Deutschland, in Heidelberg, stattfindet. Am Samstag ist der Abschlussabend, sodass ich am Sonntag nach München kommen kann. Da ist die Anreise glücklicherweise nicht ganz so weit.
Sie wurden Ende April von einem Golfball schwer am Arm verletzt und mussten monatelang pausieren? Wie fühlen Sie sich körperlich?
Scherer: Ich kann eigentlich erst seit drei Wochen wieder spielen, doch es läuft erstaunlich gut. Natürlich habe ich noch nicht die Länge in den Schlägen wie zuvor, aber ich spüre keine Schmerzen mehr im Arm. Manchmal vielleicht ein kleines Ziehen, aber das kommt vom vielen Training. Weil der Bundestrainer unbedingt noch mal meine Leistung sehen wollte, habe ich vergangene Woche noch kurzfristig ein Turnier gespielt. Das lief zwar noch nicht ganz so gut, aber immerhin kann ich jetzt bei der EM dabei sein. Das war mein großes Ziel, denn es ist schön, Teil einer Mannschaft zu sein.
Sie haben für die EM eine Wildcard bekommen. Können Sie die Verletzung auch gedanklich wegstecken oder hemmt das manchmal noch?
Scherer: Bei hartem Boden oder im Bunker bin ich vielleicht noch ein bisschen zögerlich. Aber ich möchte dem Bundestrainer unbedingt zeigen, dass es sich gelohnt hat, mich mitzunehmen. Er vertraut auf mich und meine Erfahrung. Mir ist es wichtig, für die Mannschaft zu spielen, wo man zusammenhalten und füreinander spielen muss.
Trotzdem hatten Sie wenig Zeit zur Vorbereitung. Zur Verletzung kam in den vergangenen Monaten ja auch noch der Abiturstress hinzu. Wie ist es gelaufen?
Scherer: Ich hatte Glück, dass die Verletzung in die Abiturvorbereitung gefallen ist. Für die Zeit, die ich mit Lernen zugebracht habe, bin ich mit einem Schnitt von 2,0 sehr zufrieden.
Wie sehen nun Ihre beruflichen und sportlichen Pläne aus?
Scherer: 2013 werde ich auf alle Fälle zum Studieren nach Amerika gehen. Zuvor will ich einige Praktika machen, um zu wissen, in welche Richtung es gehen soll, wahrscheinlich BWL. Zudem will ich mich aufs Golfen konzentrieren und dabei hoffentlich den Sprung in die Damen-Nationalmannschaft schaffen.
Vor einem Monat sind Sie 18 Jahre alt geworden. Ein weiterer wegweisender Schritt?
Scherer (lacht): Ja, denn jetzt kann ich endlich allein zum Golfplatz fahren und muss nicht mehr gefahren werden. Ansonsten stimme ich mich bei meinen sportlichen Planungen weiterhin in erster Linie mit dem Nationaltrainer und mit meiner Familie ab und entscheide so, welche Turniere gespielt werden.
Darunter ist im August auch das EPD-Turnier in Ihrem Heimatclub GC Augsburg, das Turnier der jungen europäischen Profis...
Scherer: ... Ja und darauf ich bin total stolz, denn bisher hat dort noch nie eine Frau mitgespielt. Allerdings wird es eine ziemliche Herausforderung, denn vom Männerabschlag aus kann ich mit der Länge wohl nicht ganz mithalten. Es wird sicher schwierig, aber ich freue mich sehr auf diese Erfahrung.
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