„Die Kündigung kam für mich sehr überraschend“
Interview der Neuburger Rundschau mit dem ehemaligen Kaufmännischen Leiter des ERC Ingolstadt, Sven Zywitza
Den 31. Juli 2013 wird Sven Zywitza so schnell nicht vergessen. Gegen 16 Uhr bekam der bis dahin Kaufmännische Leiter des ERC Ingolstadt von Geschäftsführer Karl-Heinz Schapfl seine Kündigung zum 31. Oktober 2013 ausgehändigt und wurde zugleich mit sofortiger Wirkung beurlaubt. Seitdem ist es um den 43-Jährigen, der seit 1999 ununterbrochen bei den Panthern – zuerst als Spieler, anschließend unter anderem als Praktikant, Geschäftsführer und zuletzt eben Kaufmännischer Leiter – beschäftigt war, ruhig geworden. Im Gespräch mit der Neuburger Rundschau äußert sich Zywitza über seine derzeitige Gefühlslage sowie die Art und Weise der Kündigung.
Herr Zywitza, wie geht es Ihnen rund sechs Wochen nach der überraschenden Kündigung beziehungsweise Beurlaubung?
Zywitza: Den Umständen entsprechend gut. Die Kündigung kam für mich sehr überraschend. Nach einer so langen Zeit beim ERCI den Arbeitsplatz zu verlieren, muss erst einmal verarbeitet werden.
Sie haben gesagt, dass diese Kündigung sehr überraschend für Sie gekommen sei. Hat es vorher überhaupt keine Anzeichen in diese Richtung gegeben?
Zywitza: Nein, aus meiner Perspektive nicht! Wir haben die Aufgaben für die anstehende DEL-Saison gemeinsam bearbeitet. Gerade mit Sportdirektor Jim Boni gab es eine kontinuierliche Zusammenarbeit und intensive Kommunikation. Ich war unter anderem verantwortlich für die Budgetierung und die darauf basierende Lizenzierung. So haben wir beispielsweise unsere Lizenzunterlagen als Erste abgegeben und auch die Spielberechtigung für ein weiteres Jahr in der DEL ohne Rückfragen oder Auflagen erhalten. Zu diesem Zeitpunkt waren maßgebliche organisatorische Umstrukturierungen kein Thema.
Welche Gründe wurden Ihnen für diese Kündigung genannt?
Zywitza: Der Geschäftsführer Karl-Heinz Schapfl hat mir – sehr allgemein – betriebsbedingte und wirtschaftliche Gründe als Erläuterung für die Kündigung mitgeteilt.
Was hat dann Ihrer Meinung nach den Ausschlag gegeben?
Zywitza: Zu diesem Thema kann ich nur auf die bereits in der Presse veröffentlichten Äußerungen von Herrn Schapfl verweisen.
Wie geht es nun aus Ihrer Sicht weiter? Werden Sie rechtliche Schritte gegen diese Kündigung einleiten?
Zywitza: Wie es genau weitergeht, kann ich zum momentanen Zeitpunkt nicht sagen. Gemeinsam mit meiner Anwältin habe ich eine Kündigungsschutzklage eingereicht. Das Arbeitsgericht Ingolstadt wird sich in der Verhandlung am 26. September dem Fall annehmen. Im Anschluss daran kann man die weitere Zukunft in Angriff nehmen.
Stichwort ERC Ingolstadt: Sie waren seit 1999 bei den Panthern. Was bleibt nach dieser Kündigung von den rund 15 Jahren bei Ihnen hängen?
Zywitza: Sicherlich die enorme sportliche Entwicklung des Vereins sowie die der gesamten Organisation um den Spielbetrieb auf diesem Niveau sicherzustellen. Als ich damals als Spieler zum ERCI gewechselt bin, haben wir noch im alten Pantherkäfig an der Jahnstraße gespielt. In meinem ersten Jahr Meister zu werden und im nächsten Jahr den Aufstieg in die DEL zu erreichen, sind dabei sicherlich meine persönlichen sportlichen Highlights. Danach kam natürlich der Bau und Umzug in die Saturn-Arena mit der anschließenden Erweiterung des VIP-Raums sowie der Entstehung der zweiten Eisfläche inklusive Gastronomie. Gerade der Bau der zweiten Eisfläche und die damit verbesserten Bedingungen für den ERCI Nachwuchs werden sicher in Erinnerung bleiben. Letztlich hatte ich in jedem Jahr beim ERCI einen Helm auf – zuerst den Eishockeyhelm und anschließend einen Bauhelm (lacht).
Zwischendurch mussten Sie ja auch immer mal wieder in brenzligen Situationen beim ERCI einspringen – sei es im sportlichen als auch organisatorischen Bereich...
Zywitza: Kann man so sagen. Nach der Trennung des damaligen Cheftrainers Ron Kennedy und Sportlichen Leiter Stefan Wagner im November 2007 wurde ich gebeten, vorübergehend die Aufgaben des Sportlichen Geschäftsführers mit zu übernehmen. Diese Aufgabe habe ich angenommen, denn es bestand dringender Handlungsbedarf, um kein Vakuum im sportlichen Bereich entstehen zu lassen. Ähnlich gelagert war auch die Situation im Dezember 2012, als es zur Trennung von Marketingleiter Rudi Hofweber kam. Im Anschluss daran, haben wir es trotz einer dezimierten Geschäftsstelle mit unserem Team gemeinsam geschafft, die Grundlagen für eine wirtschaftlich äußerst erfolgreiche Saison 2012/2013 auf die Beine zu stellen. Ich hoffe sehr, dass auch die Spielzeit 2013/2014 sehr positiv verlaufen wird und wünsche dem ERCI insgesamt und seinen Fans alles Gute für die Zukunft.
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