Viertes Eishockey-Finalspiel: Matchball oder Ausgleich
Der ERC Ingolstadt erwartet am Freitagabend im vierten Spiel die Adler Mannheim und käme mit einem weiteren Erfolg der Titelverteidigung ein gehöriges Stück näher.
Freunde fürs Leben werden Danny Richmond und die Akteure des ERC Ingolstadt in dieser DEL-Finalserie mit Sicherheit nicht mehr. Hatte sich der Verteidiger der Adler Mannheim bereits im zweiten Aufeinandertreffen Panther-Stürmer Christoph Gawlik gekrallt (die Schiedsrichter verhinderten gerade noch einen Faustkampf), hieß sein Widersacher am Dienstag Jeffrey Szwez.
Als sich die gefrusteten Kurpfälzer zu einigen „schmutzigen“ Aktionen im Schlussabschnitt – allen voran gegen ERCI-Schlussmann Timo Pielmeier – hinreißen ließen, kam es zum direkten Duell „Mann gegen Mann“. Beide Kontrahenten warfen ihre Handschuhe weg und gingen aufeinander los. Während Richmond plötzlich zur „Baumstammwurf-Taktik“ griff (er packte Szwez an den Füßen und wollte ihn aushebeln), war der Ingolstädter Stürmer einen Schritt (oder besser gesagt „Schlag“) schneller, beförderte Richmond zu Boden und ging somit als klarer Punktsieger aus diesem Privatduell hervor.
„Ich habe getan, was getan werden musste“, berichtet Szwez mit einem ähnlich schelmischen Lächeln wie jenes, das die Helm-Kamera des Linienrichters unmittelbar nach seiner erfolgreichen Faustkampf-Einlage eingefangen hatte und mittlerweile in sozialen Netzwerken längst „Kultstatus“ erreicht hat. „Die Mannheimer waren in den letzten 20 Minuten ungemein gefrustet. Und da ist es natürlich unsere Aufgabe, sowohl dich selbst als auch deine Mitspieler zu beschützen. Gerade unser Torhüter Timo Pielmeier wurde immer wieder attackiert“, erklärt der 32-Jährige.
„Adler werden ihr bestes Eishockey zeigen“
Dass es heute Abend (19.30 Uhr) beim nunmehr vierten Match dieser Finalserie in der heimischen Saturn-Arena gleich von Beginn an zu derartigen Scharmützeln von Mannheimer Seite kommen wird, glaubt Szwez indes nicht: „Die Adler haben gesehen, dass sie damit keinen Erfolg haben und werden sich daher auf ihr spielerisches Potenzial konzentrieren. Von dem her bin ich auch überzeugt, dass sie ihr bestes Eishockey zeigen werden. Darauf müssen wir von der ersten Sekunde an vorbereitet sein.“
Apropos Vorbereitung: Diese lief am Donnerstagvormittag aus Panther-Sicht zwangsläufig etwas anders ab. Nachdem am Abend in der Saturn-Arena die österreichische Band „Die Seer“ ein Konzert gab und auch in der „Halle 2“ das Eis schon vor einigen Tagen abgetaut wurde, mussten die Schanzer in Sachen Training improvisieren. Fündig wurden sie schließlich in der Olympia-Eissporthalle in München, in der eine rund 60-minütige Einheit auf dem Programm stand. Für Larry Huras war der kurzzeitige, einmalige Umzug in die Landeshauptstadt jedoch kein Problem: „Wir sind momentan voll auf die Finalspiele fokussiert. Von dem her ist es uns egal, wo wir trainieren“, meint der Panther-Trainer – um mit einem Augenzwinkern anzufügen: „Wir befinden uns ja nach wie vor in Bayern und daher automatisch nicht weit von Ingolstadt entfernt.“
In der etatmäßigen DEL-Heimspielhalle von RedBull München stand neben einer „Fünf-gegen-Fünf“-Einheit auch noch das Über- und Unterzahlspiel auf dem Trainingsplan, um für den zu erwartenden Adler-Ansturm heute Abend bestens gerüstet zu sein. „Natürlich haben wir mit der 2:1-Führung in dieser Serie einen kleinen Vorteil. Nachdem die Mannheimer das vierte Match nun fast schon gewinnen müssen, erwarten wir in dieser Partie einen sehr starken und konzentrierten Gegner“, so Huras.
Verzichten muss der 59-jährige Kanadier dabei auf seine „Arbeitsbiene“ Jean-Francois Boucher, der sich zuletzt in Mannheim seine dritte zehnminütige Disziplinarstrafe in dieser Saison einhandelte und daher für ein Spiel gesperrt ist – sehr zum Leidwesen Huras’: „Leider hat man in der DEL keine Chance, gegen eine solche Strafe, die es meiner Meinung nach niemals hätte geben dürfen, Einspruch einzulegen. Die Aktion ging klar von Kurtis Foster und nicht von Boucher aus.“ Voraussichtlich wird Björn Barta den Platz von Ingolstadts Nummer 84 in der vierten Sturmformation einnehmen.
PANTHER IN KÜRZE:
Alexandre Picard zum zweiten Mal Vater
Für Cheftrainer Larry Huras war es „die Meldung des Tages“: Verteidiger Alexandre Picard wurde am Mittwoch zum zweiten Mal Vater und fehlte deshalb gestern beim Training. Seine Ehefrau brachte Töchterchen Leonie zur Welt. „Ich habe Alex und seiner Frau schon vor einigen Tagen gesagt, dass es perfekt wäre, wenn das Baby genau an diesem Mittwoch zur Welt kommen würde, da die Mannschaft einen freien Tag hat. Von dem her war es ein perfektes Timing“, lacht Huras.
Zwei weitere Akteure nicht beim Training
Neben dem frischgebackenen Vater Alexandre Picard fehlten bei der gestrigen Übungseinheit auch Verteidiger Aaron Brocklehurst und Stürmer John Laliberte. „Nach Rücksprache mit unseren Ärzten haben wir uns entschieden, diesen Jungs eine zusätzliche Pause zur Regeneration zu geben“, erklärt Huras, der allerdings davon ausgeht, „dass beide am Freitag einsatzbereit sind“. Das Gleiche gilt auch für Angreifer Ryan MacMurchy, der seine Gehirnerschütterung auskuriert hat und auf seinen Einsatz brennt. „Wer am Ende spielen wird, werden wir am Freitag vor dem Spiel entscheiden“, so der ERCI-Trainer, der freilich auch weiß, „dass das eine harte Entscheidung wird, da einer von unseren ausländischen Akteuren pausieren muss. Aber das ist nun einmal mein Job.“
Kein Ermittlungsverfahren seitens des ERCI
Pure Frustration herrschte bei den Akteuren der Adler Mannheim am Dienstag (Spiel 3) im Schlussabschnitt. So ließen sich unter anderem Brandon Yip und Jochen Hecht zu heftigen Aktionen gegen die Panther-Cracks hinreißen. Beide bekamen dafür jeweils nur zwei Strafminuten von den Unparteiischen aufgebrummt. „Wir haben dennoch kein Ermittlungsverfahren gegen diese Spieler bei der Liga eingeleitet“, erklärt ERCI-Sportdirektor Jiri Ehrenberger. „Eine gewisse Aggressivität gehört zum Eishockey dazu. Wir vertrauen auch weiterhin voll auf die Schiedsrichter, dass sie unfaire Aktionen konsequent unterbinden und die Akteure schützen“, so Ehrenberger weiter.
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