Hurra, das halbe Dorf ist da
Der TSV Buchbach setzt für das heutige Spiel bei der U 23 des FC Augsburg einen Sonderzug ein. Der Gast schafft den Aufstieg von der A-Klasse bis in die Regionalliga.
Begonnen hat alles in der Saison 1995/96. Damals dümpelte der TSV Buchbach in der A-Klasse vor sich hin. Als kleiner Verein in einer 3000 Seelen Gemeinde, rund 30 Kilometer östlich von München. Ein Verein, wie es viele in Bayern gibt. Georg Hanslmaier war damals schon dabei. Neben vielen ehrenamtlichen Helfern und Funktionären hat der 2. Fußball-Abteilungsleiter in seiner Freizeit dazu beigetragen, dass nun, rund 16 Jahre später, aus dem unbekannten ein bekannter TSV geworden ist.
Die Buchbacher haben mal einen deutschen Rekord aufgestellt, als sie 75 Spiele in Serie ungeschlagen waren; vor allem sind sie aber von der untersten Liga bis in die viertklassige Regionalliga Bayern durchgestiegen. Dort steht der Neuankömmling mit 22 Punkten auf Tabellenplatz neun. Der sportliche Aufstieg kam nicht plötzlich. Es gab und gibt keinen selbstherrlichen Mäzen, der viel Geld in die Hand nimmt, um einen Amateurverein in kürzester Zeit nach oben zu hieven – und ihn bei Desinteresse wieder fallen zu lassen.
Der TSV verweilte stets drei Spielzeiten in der Bezirks-, Landes- und Bayernliga, ehe er in der vierten Saison den Aufstieg perfekt machte. Buchbach ist ein Ort wie das in der Region bekannte Pipinsried (Landkreis Dachau); ein Fleckchen, das keiner kennen würde, würde sich dessen Name nicht beständig im höherklassigen Amateurfußball halten.
Zuschauerzahlen trotzen dem rückläufigen Trend
In Buchbach basiere alles auf ehrlicher Arbeit, erzählt Hanslmaier stolz. Auch die beiden Hauptsposoren, mittelständische Unternehmen, sind ortsansässig. „Wir sind immer ein kleiner Dorfverein geblieben, immer authentisch.“ Anderen PR-Beratern mag vor einem derartigen Image grauen, Hanslmaier, der „Schorsch“ aus Buchbach, spielt damit. „Wir halten immer engen Kontakt mit unseren Fans. Nach dem Spiel sitzen alle zusammen, fast immer wird gegrillt“, schiebt er in breitem Oberbayerisch hinterher.
Fans? Während der Amateurfußball über sinkende Zuschauerzahlen stöhnt, trotzen die Buchbacher dem rückläufigen Trend: In dieser Saison kommen im Schnitt rund 1300 zu jedem Heimspiel, gerade gegen Publikumsmagneten wie die Reserven des FC Bayern und der Münchner „Löwen“ strömten die Massen. Andere Vereine in der Regionalliga haben Zuschauer oder Besucher – der TSV Buchbach hat Fans.
Heimspiele allein scheinen denen nicht mehr zu genügen. Am Samstag macht sich das halbe Dorf auf den Weg nach Augsburg. In einem Sonderzug begleiten über 600 Buchbacher die Mannschaft und Trainer Anton Bobenstetter zum Auswärtsspiel bei der U 23 des FC Augsburg (14 Uhr, Rosenaustadion). Auf der professionell anmutenden Vereinshomepage ist zu lesen, dass der Zug voll ist. Sogar einen rot-weißen Schal mit den Vereinswappen beider Teams hat der TSV für seine erstmalige Aktion produzieren lassen.
Der „Schorsch“ erklärt, warum die Reise ausgerechnet nach Augsburg, zum Tabellenletzten, geht; er redet von einem Bahn-Sponsor, von der günstigen Entfernung, dem altehrwürdigen Rosenaustadion und der Stadt. „Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Damen lieber zum Shoppen gehen als ins Stadion“, sagt Hanslmaier und lacht. Gegen 12 Uhr kommt der Zug an, gegen 18 Uhr verlässt er Augsburg wieder.
FCA-Trainer Dieter Märkle hofft, dass die Stimmung dann getrübt ist, weil Buchbach verloren hat. Schon jetzt scheint die Situation für den FCA II ausweglos bei elf Punkten Rückstand auf einen Relegationsplatz. Am Samstag gegen Buchbach, am Mittwoch gegen Rosenheim (19 Uhr, Rosenaustadion), dann in Frohnlach. Innerhalb einer Woche ließe sich viel Boden gut machen. „Ich will den Druck aber auch nicht zu hoch schrauben“, sagt Märkle, der auf Unterstützung aus dem Profi-Lager zählen kann.
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