Weinzierl und Reuter: Ein unterkühltes Wiedersehen
Das Erfolgsduo Stefan Reuter und Markus Weinzierl hat sich beim Transferpoker im Sommer entzweit. Nun sehen sie sich in Augsburg wieder.
Es waren unangenehme Tage für Markus Weinzierl im Januar 2013 im Trainingslager in der Türkei. Mit neun Punkten lag der FCA zur Winterpause auf Platz 17, die Bundesliga-Karriere des neuen Trainers des FCA hing am seidenen Faden. Besser gesagt am Wohlwollen von Stefan Reuter. Der war kurz nach Weihnachten als neuer Manager verpflichtet worden.
Im Trainingslager nahm Reuter Weinzierl genau unter die Lupe. Reuter erinnert sich: „Man hat sich beim FC Augsburg in den Wochen vor meinem Arbeitsbeginn schon damit (Anm. d. Red. die Entlassung Weinzierls) beschäftigt. Aber alle Verantwortlichen haben die Situation analysiert und wir waren vor allem nach dem Trainingslager überzeugt, dass der Trainer passt. Wir haben beschlossen, es in jedem Fall durchzuziehen. Denn es war uns klar, dass wir keine Chance haben, wenn jede Woche in der Öffentlichkeit eine Trainerdiskussion geführt wird.“
Der Weltmeister von 1990 hatte das richtige Gespür. Das Gespann Weinzierl/Reuter führte den FCA vier Jahre erfolgreich. Im Mai trennten sich dann die Wege.
Reuters Verhältnis zu Weinzierl hat sich eingetrübt
Am Samstag (15.30 Uhr) kehrt Markus Weinzierl mit Schalke 04 erstmals als Gast in die WWK-Arena zurück. Die Augsburger Anhänger werden ihn aller Voraussicht nach mit viel Beifall empfangen, die FCA-Führung nicht. Es wird ein unterkühltes Wiedersehen, auch wenn Stefan Reuter sagt: „Ich freue mich. Es kommt ja das ganze Trainerteam. Sie haben hier über Jahre einen guten Job gemacht.“
Sein Verhältnis zu Weinzierl hat sich eingetrübt. Dabei schien im April 2015 alles bestens. Weinzierl hatte seinen Vertrag bis 2019 verlängert. Ein halbes Jahr später überlegte es sich Weinzierl anders. Schalke lockte. Für Reuter und Klubchef Klaus Hofmann ein Tiefschlag. Reuter: „Klar waren wir enttäuscht, weil er seinen Vertrag zuvor erst bis 2019 verlängert hatte und er uns klar signalisiert hatte, dass er glücklich ist und sich wohlfühle und dann kurze Zeit später doch ein Umdenken eintrat.“
Weinzierl ist sich keiner Schuld bewusst, wie er gestern auf der Pressekonferenz erklärte. Eine Interview-Anfrage unserer Zeitung hatte er im Vorfeld abgelehnt. „Ich habe immer offen und ehrlich kommuniziert. Ich habe den Verein frühzeitig informiert, dass ich die Aufgabe nach vier Jahren als abgeschlossen sehe. Ich bin froh, den Entschluss getroffen zu haben. Ich habe das Kapitel Augsburg sehr positiv beendet. Ich war der Meinung, es ging nicht besser.“
Weinzierl machte intern Druck
Das Tauziehen begann. Schalke wollte Weinzierl, der wollte zu Schalke, der FCA wollte ihn aber nicht gehen lassen. Doch Weinzierl ließ sich nicht mehr umstimmen, machte intern Druck. Reuter gefiel dieses Verhalten nicht. „Wenn die Entscheidung von Klubseite gefallen wäre, dass er nicht freigegeben wird, hätte ich von ihm erwartet, dass er das akzeptiert wie jeder Spieler auch und sich weiter voll für den FC Augsburg engagiert“, sagt er heute.
Am Ende versuchte Reuter das Beste herauszuholen: eine hohe Ablösesumme. Es sollen drei Millionen Euro plus Bonuszahlungen bis zu zwei Millionen Euro sein. Reuter: „Ich sehe das inzwischen ähnlich wie bei Spielern, auch wenn ich die Entwicklung schade finde. Der Trainer ist vielleicht der wichtigste Mitarbeiter in einem Verein. Wenn ein Klub den Trainer aus einem Vertrag herauslösen will, muss er auch bezahlen.“
Weinzierl: „Ich habe ehrlich gesagt, wie es in mir aussieht“
Die Verhandlungen zogen sich aber. Zu lange für Weinzierl. Er erklärte der Sportbild seine Pläne mit Schalke, als sein Vertrag beim FCA noch nicht aufgelöst war. Weinzierl gestern: „Ich habe mich nach außen bis zum letzten Spieltag bedeckt gehalten, um die Position des FCA zu wahren. Dann hat es zu lange gedauert und ich habe ehrlich gesagt, wie es in mir aussieht. Das war den Augsburgern vielleicht zu früh.“
Eine nachträgliche Verabschiedung ist nicht geplant, doch trotz aller Misstöne werden sich Reuter und Weinzierl die Hand geben. Sie sind Profis und haben sich gegenseitig viel zu verdanken. Weinzierl seinen Trainer-Job, Reuter seinen gelungenen Einstieg als FCA-Manager.
Spruch des Jahres 2016: Diese Trainer und Spieler sind nominiert
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Vorschlag für Reuter & Weinzierl: "Nach einem Riegele sieht die Welt schon wieder anders aus"........und das werden sie sicherlich auch tun. Na denn Prost.
Zu wünschen wäre, wenn die FCA-Fans Weinzierl einen verdienten "Willkommmens-Applaus" schenken würden (den hat er auch verdient) und danach den FCA zum Sieg brüllen.
Ich bin Ihrer Meinung ! Allerdings den " Willkommens - Applaus " nicht zu überschwänglich , dafür umso mehr unsere Mannschaft anfeuern ! Einen Punkt wollen wir unbedingt einfahren , drei wären besser .