Auf 22 Kilometern Länge: Die Wertach wird zur Großbaustelle
Auf rund 22 Kilometern wird die Wertach derzeit renaturiert. Die größte Baumaßnahme stellen die Fischwanderhilfen dar. Die aufwendigste entsteht derzeit in Großaitingen.
Prüfend steht Großaitingens Bürgermeister Franz Stellinger auf der Wertachbrücke, die von seiner Gemeinde in Richtung Gnadental führt. Ganz genau beobachtet er die Arbeiten, die dort unten, knapp 15 Meter unter ihm, vorgenommen werden. Ein großer Bagger ist dort am Werkeln, versetzt tonnenschwere Steine innerhalb des Flussbetts, steht zentimetertief in dem – zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich flachen – Gewässer. Die Arbeiten dieses Pilotprojekts laufen nach dem harten Winter wieder auf Hochtouren.
Ein Konzept mit Vorzeigecharakter
Hochwasserschutz, Renaturierung, Umweltschutz – das Gewässerumsetzungskonzept Untere Wertach, das die BEW, eine Tochterfirma der LEW, derzeit hier betreibt, hat Vorzeigecharakter. Auf knapp 22 Kilometern soll die Wertach zwischen der Schwabmünchner Siedlung Wertachau und der Stadtgrenze zu Augsburg renaturiert werden. So soll ein Fluss, der in den 60er- und 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingedämmt worden ist, wieder zu alter Schönheit gelangen. Und das alles im Zeichen des Naturschutzes. Das kann man beim Blick auf die Baustelle gar nicht richtig glauben. Ein Baustellengit-ter versperrt den direkten Zugang zum Großaitinger Wehr und der Wertach.
Auf dem Baustellengelände herrscht Helmpflicht. Meterhohe Steinhaufen reihen sich an gefällte Baumstämme. Es sieht wirklich nicht danach aus, als ob hier etwas für den Umweltschutz getan wird – aber genau so ist es.
Weg zu den Laichplätzen soll ermöglicht werden
In Großaitingen wird derzeit – genau wie an den Wehren in Schwabmünchen, Mittelstetten und Bobingen – eine sogenannte Fischtreppe errichtet. Um den Fischbestand in der Wertach langfristig wieder zu steigern und den Fischen den Weg vorbei an den Wehren zu den Laichplätzen im Süden Schwabmünchens zu ermöglichen: „Das ist hier in Großaitingen aber mit Abstand am schwierigsten“, sagt Ralf Klocke, Leiter Wasserbau der BEW. „Die Fallhöhe hier ist schon extrem. Wir müssen über zehn Meter überbrücken. Das ist schon ’ne Nummer.“
Dass dieses Vorhaben keine leichte Aufgabe ist, zeigt sich schon mit Blick auf die Uferhänge nördlich des Wehrs. Steil fallen sie hinab zur Wertach. An der Ostseite des Flusses soll die Fischwandertreppe entstehen. Dafür arbeiten die knapp 20 Bauarbeiter bis mindestens Ende Oktober: „Dann wollen wir hier fertig sein“, sagt Klocke. „Für mindestens zehn, 15 Jahre. Das hier ist keine Sparlösung.“
Bürgermeister ist dankbar
Dessen ist sich auch Stellinger bewusst. Immer wieder betont er, dass er dem Unternehmen dafür dankbar ist, dass es im Rahmen der Renaturierung auch das Fundament der Brücke nach Gnadental saniert. Das wäre sonst irgendwann Sache der Gemeinde geworden. Und doch hätte er sich in einem anderen Bereich noch mehr Änderungen gewünscht: „Die Eintiefung hier in Großaitingen ist immer noch sehr problematisch“, sagt der Bürgermeister.
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