MT Aerospace: Neue Hoffnung für die Ariane-Produktion in Augsburg
Neue Hoffnung für die Ariane-Produktion bei MT Aerospace in Augsburg: Wirtschaftsministerin Aigner sieht Chancen, dass der Standort auch an einer neuen Trägerrakete beteiligt wird.
Dass Firmenchefs kein Blatt vor den Mund nehmen, kommt selten vor. Und wenn sie es tun, dann aus gutem Grund. Dann, wenn viel auf dem Spiel steht. So sieht das auch Hans J. Steininger, Chef von MT Aerospace. 80 Prozent seines Umsatzes macht das Unternehmen mit seiner Raumfahrtsparte – allem voran mit Bauteilen für die Ariane 5. Die Augsburger sind der größte Zulieferer für die europäische Trägerrakete außerhalb Frankreichs. Deswegen geht es MT Aerospace gut. Der Umsatz soll in diesem Jahr mit rund 140 Millionen Euro konstant bleiben.
Doch Steininger weiß, wie schnell sich das ändern kann. Wie schnell sich Augsburgs Tor zum Weltraum schließen kann. Und wie schnell auch sein Luft- und Raumfahrtunternehmen ins Abseits gedrängt werden kann – jetzt, wo nach fast 20 Jahren eine neue große Lastenrakete für den Transport von Satelliten in den Weltraum kommen soll.
Bislang entwickelt und baut MT Aerospace die sogenannten Feststofftanks für die Raketen. Bekommt das Unternehmen auch beim Nachfolgemodell den Zuschlag, ist das Werk gestärkt. Geht der Auftrag in ein anderes Land, wäre MT Aerospace nur noch eine verlängerte Werkbank – und damit wäre auch ein Teil der 500 Stellen in Augsburg mittelfristig gefährdet. „Die Lage ist sehr ernst“, sagte Steininger vor zwei Monaten unserer Zeitung.
MT Aerospace soll offenbar auch am Ariane-6-Programm beteiligt werden
Nun könnte sich das Blatt für den Standort wenden. Nach Informationen unserer Zeitung ist die europäische Raumfahrtagentur Esa bereit, MT Aerospace auch am Ariane-6-Programm zu beteiligen. Diese Zusage hat Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner in einem Schreiben erhalten, das unserer Zeitung vorliegt. Die CSU-Politikerin betont: „Damit würden MT Aerospace und der Standort Augsburg erheblich an Bedeutung gewinnen und hoch qualifizierte Arbeitsplätze gesichert werden.“
Allerdings fordert die Esa im Gegenzug, dass die Bundesregierung ihren Anteil an den Trägerprogrammen von derzeit zehn auf 22 Prozent erhöht. Damit müsste Deutschland 60 Millionen mehr in das europäische Programm investieren. Wie es heißt, hat sich Aigner bei Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel für eine Erhöhung des Anteils starkgemacht.
In Berlin hält man sich unterdessen bedeckt und verweist auf die Ministerratskonferenz der Esa, die am 2. Dezember darüber entscheiden soll, wie die Ariane künftig aussehen wird und welche Firmen mitbauen dürfen. Klar ist aber, dass Deutschland und Frankreich hinter den Kulissen um das Konzept der neuen Trägerrakete streiten. Frankreich befürwortet, gemeinsam mit der Esa und der Raumfahrtindustrie, gleich eine neue Ariane 6 zu bauen. Deutschland dagegen setzt auf eine weiterentwickelte Ariane 5 ME als Zwischenschritt – auch aus finanziellen Gründen.
Produktion für neue Rakete soll 2018 starten
Eine Diskussion, die man bei MT Aerospace mit Sorge sehen dürfte. Zum einen, weil man die Unterstützung der Bundesregierung benötigt; zum anderen, weil man weiß, dass eine neue Ariane-Generation dem Hersteller größere Chancen bietet. Chef Steininger macht das vor allem am Beispiel des Feststofftanks fest. Für Ariane 5 baut der Hersteller den sogenannten Booster noch aus Metall, in der neuen Generation soll er aus Kohlefaserverbundwerkstoffen bestehen. Seit Jahren forschen die Ingenieure hier in Augsburg daran, diese leichten und dennoch steifen Materialien im Raketenbau einzusetzen. Das Problem ist nur: Auch in Italien und Frankreich will man die Feststofftanks bauen – und dort scheint man mit der Technologie schon weiter zu sein.
Aus dem Esa-Hauptquartier heißt es nun, man sei bereit, eine zweite Fertigungslinie für die Gehäuse der Feststofftanks in Augsburg zu installieren – neben einer Hauptlinie in Italien – und ein entsprechendes Entwicklungsprogramm bei MT Aerospace zu finanzieren. Dafür verlangt man aber mehr Geld aus Deutschland.
Im Jahr 2021 soll die neue Rakete ins All starten, spätestens 2018 soll die Produktion beginnen. Bei MT Aerospace, wo Firmenchef Hans J. Steininger am Freitag nicht zu erreichen war, dürfte die Hoffnung nun groß sein – dass sich das Augsburger Tor zum Weltraum weiter öffnet.
Die Diskussion ist geschlossen.