Zollfahnder ziehen 82 Kilo Opium aus dem Verkehr
Als Zollbeamte auf der A 8 bei Burgau einen Mercedes stoppten, ahnten sie noch nicht, dass sie einen dicken Fisch an der Angel hatten. Bei dem Einsatz fiel auch ein Schuss.
Als Zollbeamte Ende November auf der A 8 bei Burgau einen Mercedes stoppten, ahnten sie noch nicht, dass sie einen dicken Fisch an der Angel hatten. Am Steuer des Wagens saß ein 44-jähriger Iraner. Die Zollfahnder nahmen das Auto genau unter die Lupe – und fanden insgesamt 82 Kilo Rohopium. Versteckt war die Droge im doppelten Boden eines Dachkoffers und im Reifen eines Reserverads. Es war ein Zufallsfund, der weitreichende Folgen hatte: Die Fahnder kamen einem international tätigen Drogenring auf die Spur. Fünf Männer sitzen inzwischen in Haft.
Die Fahnder von Zoll und Landeskriminalamt sind überzeugt, dass ihnen ein großer Schlag gegen den Drogenhandel gelungen ist. Sie gehen davon aus, dass die Bande insgesamt fast eine Tonne Rohopium aus dem Iran über Afghanistan nach Deutschland geschmuggelt hat. Für den Schmuggel nutzten die Kriminellen offenbar den Landweg – sie waren mit verschiedenen Autos und Lastwagen unterwegs.
In der vorigen Woche durchsuchte ein Großaufgebot von Polizisten und Zollfahndern gleichzeitig mehrere „Niederlassungen“ der Bande im Raum Bonn und Hamburg. In fünf Wohnungen und zwei Lagerhallen wurden sie fündig. Unter anderem stießen die Beamten auf drei Cannabisplantagen, die in den Gebäuden versteckt waren. Eine Plantage war bereits abgeerntet, in den beiden anderen Anlagen wuchsen aber noch insgesamt etwa 8000 Pflanzen, die zu Rauschgift verarbeitet werden können.
Bei der groß angelegten Aktion wurden auch ein gestohlenes Auto, eine Luxuslimousine, Munitionsteile und 14 000 Euro Bargeld sichergestellt. In einem Gebäude bei Bonn erschraken die Beamten, als sie in die Wohnungen eindrangen – sie dachten, sie hätten dort eine Bombe entdeckt. Kurz darauf stellte sich aber heraus, dass es sich nur um eine Bombenattrappe handelte.
Was mit dem Rohopium geschehen sollte, ist offenbar noch nicht abschließend geklärt. Das Rohopium kann geraucht werden. Es ist aber auch der Grundstoff, aus dem Heroin gewonnen wird, das sich die Süchtigen üblicherweise spritzen. Meist wird das Heroin aber bereits in den Ursprungsländern hergestellt und nicht erst in Deutschland. Die Ermittler sind stolz auf ihren Erfolg. „Wir können uns an keinen Fall erinnern, bei dem es gelang, eine solch große Menge aus dem Verkehr zu ziehen“, sagt Christian Schüttenkopf, der Sprecher des Zollfahndungsamtes in München.
Bei der Festnahme zweier Komplizen fällt ein Schuss
Wenige Tage nach dem spektakulären Zufallstreffer auf der Autobahn bei Burgau gelang es Spezialeinheiten von Zoll und LKA dann, an der A- 8-Raststätte Edenbergen (Kreis Augsburg) zwei Komplizen des 44-jährigen Schmugglers, ebenfalls Iraner, festzunehmen. Die Aktion an dem Rastplatz sorgte für großes Aufsehen. Als die Beamten abends gegen 19 Uhr im Bereich der Tankstelle zugriffen, waren mehrere Autofahrer in der Nähe, welche die Szenen beobachteten.
Bei der Aktion hatte einer der Beamten, offenbar ein LKA-Mann, auch geschossen. Getroffen wurde von der Kugel aber niemand. Hinterher hieß es, der Schuss sei versehentlich abgegeben worden. Weitere Details wurden nicht genannt. Die Augsburger Kripo prüft die genaueren Umstände der Schussabgabe. Die Ermittlungen in der Sache seien bislang aber noch nicht abgeschlossen, teilte ein Sprecher der Augsburger Polizei am Dienstag mit.
Unklar ist auch noch, weshalb in der Wohnung bei Bonn eine Bombenattrappe lag. Zur Frage, ob der Drogenring möglicherweise in Kontakt mit Islamisten stand, wollten die Behörden gestern aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben machen. Die Ermittlungen konzentrierten sich zunächst einmal vor allem auf das Rauschgiftgeschäft, hieß es.
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