Bayerischen Bauern droht wegen der Hitze eine magere Ernte
Die Hitzewelle in Bayern bereitet den Bauern Sorgen: Die Pflanzen auf den Feldern leiden unter der Hitze und Trockenheit. Nicht nur beim Mais drohen Ertragseinbußen.
Noch wachsen keine Yucca-Palmen auf Schwabens Feldern. Aber so manche Pflanze sieht derzeit so aus. Statt in die Höhe zu schießen, fristen viele Maispflanzen ein trauriges Dasein. „Teilweise ausgedörrt und braun“, so beschreibt es Markus Peters vom Bayerischen Bauernverband (BBV).
Bayernweit ist die Trockenheit laut Peters inzwischen ein Problem. Lediglich im westlichen und südlichen Allgäu fielen zuletzt einige Regentropfen, ansonsten kam seit einem Monat so gut wie kein Wasser von oben. Daher wünschen sich die Landwirte das, was kein Schulkind in den Ferien haben will: „Vier, fünf Tage komplettes Regenwetter wären notwendig“, sagt Peters.
Hitze schadet der Maisernte
Bis zu 40 Prozent Einbußen könnte es nach Schätzungen des Bauernverbands bei der Maisernte geben. Davon wären Betriebe betroffen, die Mais an ihre Tiere verfüttern oder die aus Biomasse Energie erzeugen. Auch bei der Futterversorgung mit Gras und Heu könnten die Landwirte eine große Konkurrenz bei der Nachfrage und einen hohen Kostendruck zu spüren bekommen.
Walter Schuler, Obmann des BBV in Königsbrunn (Landkreis Augsburg), will in den nächsten Tagen bereits mit der Maisernte beginnen. So kann er noch das Bisschen retten, was da ist. „Wenn man zu lange wartet, dann vertrocknet der Mais im Stehen“, sagt er. Hinten und vorne fehle es auf dem Lechfeld an Wasser. Dort versickert das Wasser sehr schnell im Boden. Laut Schuler hat der Mais kaum Körner und kaum Stärke. Er geht davon aus, dass er für seine Mastbullen Futter zukaufen muss.
Saft- und kraftlos präsentieren sich zudem die Zuckerrüben. Auch diese normalerweise widerstandsfähigen Kulturen lassen die Blätter hängen, wenn die Hitze anhält. Bei der Getreideernte hingegen haben die Bauern laut BBV-Sprecher Peters noch einmal Glück gehabt. Die konnten sie noch einfahren, bevor die lange Trockenphase den Pflanzen zu schaffen machte. Schuler bestätigt: Die Getreideernte sei unterdurchschnittlich, aber in Ordnung.
Ertragseinbußen bei Kartoffeln, Zuckerrüben und Mais
Mit deutlichen Einbußen rechnen die Erzeuger bei den Kartoffeln. „Es ist schwabenweit so, dass die Kartoffeln in eine Art Ruhemodus gehen“, sagt Peters. „Die Pflanze will einfach überleben. Sie hat andere Sorgen als die, große Knollen auszubilden.“
Herbert Riehr aus Dürrlauingen (Landkreis Günzburg) baut im Donau- und Mindeltal Kartoffeln an. „Es sieht momentan nicht gut aus“, sagt der Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft Donau-Lech. Wenn es weiter so trocken bleibe, dann werde es nur wenige, sehr kleine und qualitativ minderwertige Kartoffeln geben, erzählt er. Nur 30 Prozent der Flächen können laut Riehr künstlich bewässert werden. Die Ernteausfälle könnten dann auch die Verbraucher zu spüren bekommen – durch höhere Preise und ein kleineres Angebot an heimischen Kartoffeln.
Wetterverhältnisse sorgen für eine schlechte Ernte in diesem Jahr
Viel Regen im Frühjahr, Trockenheit im Sommer: Diese Konstellation hat die Probleme in der Landwirtschaft heuer verschärft. Da es im Frühjahr für die Pflanzen leicht war, an Wasser zu kommen, haben sie nur kurze Wurzeln ausgebildet. Doch inzwischen würden ihnen auch längere Wurzeln nicht mehr helfen. Gartenbesitzer greifen unter diesen Bedingungen einfach zum Wasserschlauch, aber die meisten Landwirte können das nicht. „In solchen Extremsituationen wie heute und bei der Größe der Flächen ist keine Bewässerung möglich“, sagt Markus Peters vom Bauernverband.
In der Gegend um Lindau am Bodensee soll in den nächsten Tagen die Obsternte beginnen. Dort ist Obstbauer Helmut Jäger noch relativ zuversichtlich, zumal in den vergangenen Wochen immer wieder Regenschauer niedergingen. Allerdings sieht auch er in diesen Tagen die Folgen der Hitze. „Wir messen regelmäßig das Fruchtwachstum“, erzählt er. „Das geht im Moment gegen null.“ Normal seien zwei bis drei Millimeter in der Woche. Betroffen ist unter anderem die Sorte Elstar, die beliebteste Apfelsorte. Südländische Sorten hingegen kommen laut Jäger auch mit höheren Temperaturen zurecht.
Anders geht es den Obstbauern im Norden Bayerns. „Bei unseren Kollegen am Untermain ist es dramatisch“, erzählt Jäger. Gegen einige Regentage hätte auch er derzeit nichts einzuwenden.
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