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Region
05.01.2018

Wie es sich anfühlt, auf der Autobahn einem Geisterfahrer zu begegnen

Solche Schilder sollten in Bayern davor warnen, in die falsche Richtung auf die Autobahn zu fahren. Doch sie brachten nur wenig Erfolg.
2 Bilder
Solche Schilder sollten in Bayern davor warnen, in die falsche Richtung auf die Autobahn zu fahren. Doch sie brachten nur wenig Erfolg.
Foto: Tobias Hase, dpa

Es ist der Albtraum eines jeden Autofahrers, wenn auf der eigenen Seite ein anderes Fahrzeug entgegenkommt. Unserem Autor ist das passiert – gleich zweimal.

Begonnen hat die Geschichte damit, dass es an diesem Abend später geworden war als an Wochentagen üblich. Es hatte keinen besonderen Grund, einfach ein Kurztrip nach München, essen gehen, noch einen Drink nehmen und wieder zurück nach Hause, so wie wir uns das öfters gegönnt haben in der Zeit, als wir noch keine Kinder hatten. Es war der 22. März, eine trockene, bewölkte Nacht vor knapp 18 Jahren. Viel Verkehr gab es nicht auf der A8. Wir waren kurz vor Augsburg, also fast daheim. Nichts deutete auf das hin, was uns gleich den Atem rauben sollte.

Am Horizont näherten sich zwei Scheinwerfer. Befremdlich war das nicht, warum auch? Wir plauderten weiter gut gelaunt über unsere Urlaubspläne, im Sommer sollte es nach Kreta gehen. Plötzlich wurde uns klar, dass die zwei Scheinwerfer nicht auf der anderen Seite unterwegs waren, sondern uns auf der damals noch zweispurigen Autobahn geradewegs entgegenkamen.

Der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, als schon ein Wagen auf der linken Spur haarscharf an uns vorüberschoss. Dann war es totenstill. Wir schrien nicht auf vor Angst, wir gerieten nicht in Panik. Da war nur Leere im Kopf und ein seltsames Pulsieren. Ich nahm sofort den Fuß vom Gas. Unser Fahrzeug rollte wie vom Autopiloten gesteuert auf die Ausfahrt Augsburg-Ost zu und dort irgendwo hin, wo man schnellstmöglich halten konnte.

Ich weiß noch, wie der Motor tuckerte und gleichzeitig meine Knie schlotterten und das Herz wie verrückt schlug. Niemand im Auto sagte etwas. Langsam formte sich ein Gedanke: „Überlebt!“ Meine Partnerin sah mich an. „Was war das?“, fragte sie, obwohl sie genau wusste, was da eben passiert oder besser gesagt glücklicherweise nicht passiert war. Das Wort Geisterfahrer nahm niemand in den Mund.

Im Schleichgang fuhren wir nach Hause – als könne man damit das Risiko eines Unfalls verringern. Ich bin mir nicht einmal mehr sicher, ob wir die Polizei angerufen haben, so paralysiert waren wir. Zu Hause angekommen, verbrachten wir wohl eine unruhige Nacht; ich weiß das nicht mehr, die Erinnerung daran ist so gut wie gelöscht. Hatten wir Albträume? Panikreaktionen? Ich kann es nicht mehr sagen. Dieser Teil der Geschichte ist für immer im Unterbewusstsein verschwunden.

Ich habe gelernt, dass mein Verhalten nicht sonderbar war

Ich habe mich in den Jahren danach journalistisch immer wieder mit dem Thema Geisterfahrer beschäftigt und dabei gelernt, dass eine solche Reaktion, ein solches Verhalten nicht verwunderlich ist. Schließlich ist die Begegnung mit einem Geisterfahrer eines der schlimmsten Schreckensszenarien, die auf der Straße möglich sind. Oft endet so etwas tödlich. Wir hatten Glück. Und ich sogar schon zweimal.

Ein paar Jahre zuvor war mir an der Autobahnausfahrt München-Ost in Ramersdorf schon einmal ein Fahrzeug entgegengekommen. Allerdings war es nicht so schnell gewesen wie der Wagen auf der A8. Der Fahrer in München verließ die Autobahn, soweit ich mich erinnere, ohne dass etwas passiert war.

Tote und Verletzte durch Geisterfahrer sind kein Massenphänomen auf deutschen Straßen. Analysiert man die Statistik der Verkehrsunfälle, stellt man fest, dass im Jahr etwa 3000 Falschfahrer im Rundfunk gemeldet werden. 2200 Warnmeldungen betreffen Autobahnen. Etwa 20 Personen kommen infolge von Falschfahrten auf Autobahnen ums Leben, heißt es beim Autoclub ADAC. Nicht viel, gemessen an der Gesamtzahl der Unfalltoten.

Und doch ist es eine bedenklich hohe Zahl. Sie bedeutet: Im Schnitt achtmal am Tag sind auf deutschen Straßen Geisterfahrer unterwegs. Lassen sich solche Fahrten verhindern? Experten sind sich uneins. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die schon getestet wurden, doch ein richtig probates Mittel wurde bislang nicht gefunden.

In Österreich etwa versuchte man es mit auffälligen Warnschildern und hatte nach Ansicht des Verkehrsministeriums auch Erfolg. Die Zahl der Falschfahrer sank dem Vernehmen nach. In Bayern fiel ein ähnliches Pilotprojekt nicht zur Zufriedenheit des Ministers und der zuständigen Behörden aus. „Wer aus Unachtsamkeit die falsche Abzweigung nimmt oder gerade eine SMS schreibt, ist von einem Schild nicht aufzuhalten“, sagt Ralf Roos vom Institut für Straßen- und Eisenbahnwesen in Karlsruhe.

Wirkungsvoll wären nach Meinung des Professors unter anderem in der Fahrbahn integrierte Krallen, die hochschnellen und die Reifen zerstechen, wenn jemand aus der falschen Richtung darüberfährt. Gleichermaßen, so der Verkehrswissenschaftler, wäre das angesichts zigtausender Autobahnauffahrten und Rastanlagen in Deutschland eine zu hohe Investition. „Dieser Aufwand ist angesichts des vergleichsweise geringen Risikos nicht gerechtfertigt“, sagt Roos.

„Meine Frau und ich hatten extremes Glück“: Unserem Autor Josef Karg kamen schon zweimal Falschfahrer auf der Autobahn entgegen.
Foto: Ulrich Wagner

In einem aktuellen Fall ermittelt die Justiz wegen Mordes

Auf der anderen Seite ist jeder Tote einer zu viel. Vor sechs Wochen erst erwischte es einen 36-jährigen unschuldigen Autofahrer – wieder auf der A8. Es sei davon auszugehen, dass ein 58-jähriger Mercedes-Fahrer aus Baden-Württemberg den Unfall „absichtlich herbeigeführt“ habe, sagt Werner Schedel, Leiter der Autobahnpolizei Günzburg. Auf Höhe Leipheim hatte der Mann mit seinem Wagen in Richtung München einen Lastwagen ausgebremst, an der Abfahrt gewendet und war dann in falscher Richtung wieder auf die Autobahn gefahren. Kurz darauf rammte er den BMW des 36-Jährigen frontal. Dieser starb noch an der Unfallstelle.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen des Verdachts des Mordes. Im Raum stehe das Motiv Heimtücke, sagt Schedel. Noch laufen die Ermittlungen. Dies liegt vor allem daran, dass der Verursacher noch immer nicht vernehmungsfähig ist. Er war bei dem Zusammenstoß schwer verletzt worden und liegt weiter in einer Ulmer Klinik.

Mitte Dezember gab es dann den nächsten Geisterfahrer-Unfall auf der A8, diesmal bei Edenbergen. Ein 62-Jähriger war bei Neusäß falsch auf die Autobahn gefahren – vermutlich, weil er wegen einer Unterzuckerung orientierungslos war. Beim Zusammenstoß mit dem Auto einer 28-Jährigen wurde die Frau leicht verletzt, er blieb unversehrt.

Der Geisterfahrer, dem wir vor 18 Jahren begegneten, fand ein tragisches Ende. Und nicht nur er. Davon erfuhren wir aber erst am übernächsten Tag aus unserer Zeitung. Dort war zu lesen: „Geisterfahrt auf der A8: drei Tote, zwei Verletzte“. Ein 72-jähriger Rentner war frontal in ein entgegenkommendes Auto gerast. Wir wussten sofort: Es muss sich um eines der Fahrzeuge gehandelt haben, die knapp hinter uns fuhren. Erst da, am Frühstückstisch, wurde uns bewusst, wie viel Glück wir gehabt hatten. Als ich jetzt bei der Recherche die damalige Unfallmeldung wieder las, lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.

Feuerwehr und Rettungskräfte waren nach dem Unfall mit einem Großaufgebot ausgerückt. Der Verursacher, den es aus seinem Auto geschleudert hatte, und seine 78-jährige Frau starben noch vor Ort. Ein 25-Jähriger wurde mit dem Hubschrauber in ein Münchner Krankenhaus geflogen. Auch sein Leben war nicht mehr zu retten.

Bei diesem Geisterfahrer-Unfall im Jahr 2000 bei Augsburg starben drei Menschen. Kurz zuvor war unser Autor dem Falschfahrer begegnet.
Foto: Alexander Kaya

Warum der Rentner zum Geisterfahrer geworden ist, steht bis heute nicht fest. Nach Erkenntnissen der Polizei war das Ehepaar zunächst vorschriftsmäßig in Richtung Stuttgart unterwegs. Auf Höhe der damaligen Behelfsausfahrt Hirblingen soll der Mann plötzlich gewendet haben und auf der gleichen Spur in Richtung München gefahren sein.

Ein Lkw-Fahrer hätte den Unfall übrigens beinahe verhindert. Er hatte geistesgegenwärtig die Polizei verständigt, und die hatte bereits mehrere Streifenwagen zur Autobahn geschickt. Doch die Beamten verloren den Wettlauf gegen die Zeit und konnten den Geisterfahrer nicht mehr rechtzeitig stoppen.

Später fand die Polizei heraus, dass der Verursacher nur wenige Stunden zuvor bereits einen – allerdings harmlosen – Unfall verursacht hatte. Er hatte einen Zaun beschädigt und war, ohne sich darum zu kümmern, weitergefahren. Hatte das etwas zu bedeuten gehabt? War der Mann verwirrt oder suchte er den Tod freiwillig? War er krank? Solche Fragen gehen mir jetzt durch den Kopf. Und: Wie hätte diese Fahrt verhindert werden können?

Verkehrsexperte Roos sagt, eine echte Hilfe gegen Geisterfahrten werde es wohl erst mittel- bis langfristig geben, und zwar mit der Einführung von elektronischen Warnsystemen und des autonomen Fahrens. Zwar werde schon heute an Systemen geforscht, die den Fahrer auf seinen Fehler aufmerksam machen. Auch könne das satellitengestützte GPS-System bereits erkennen, ob ein Auto in verkehrter Richtung auf eine Autobahn oder in eine Einbahnstraße fährt. Doch systematisch eingesetzt wird dies alles noch nicht. „Ziel muss es sein, dass auch die anderen Verkehrsteilnehmer gewarnt werden und sich in Sicherheit bringen können“, fordert Roos.

Voraussetzung dafür sei, dass alle Autos mit einer Car-to-Car-Kommunikation ausgestattet sind – also mit Sensoren und Sendern, die sich ununterbrochen über den Verkehrsfluss austauschen und diese Informationen an die Fahrer weitergeben. Aber auch das hilft nur, wenn ein Fahrer nicht bewusst den Tod sucht oder die Warnungen der Technik ignoriert.

Es gibt drei Gruppen von Geisterfahrern

Die Bundesanstalt für Straßenwesen hat bei Falschfahrten drei Unfall-Fahrertypen ausgemacht. Da sind diejenigen, die aufgrund von Überlastung wie Müdigkeit, Stress, Ablenkung oder Wut versehentlich falsch auf die Autobahn fahren. Solche Situationen entstünden oft an Baustellen, Raststätten, Auffahrten und Fahrbahnteilungen, heißt es. Dann gibt es Fahrer, die aufgrund von Medikamenteneinfluss oder fehlenden Arzneimitteln, aufgrund von Drogen oder Alkohol bei komplexeren Fahraufgaben versagen. Die dritte Gruppe schließlich sind Autofahrer, die absichtlich auf die Gegenfahrbahn steuern, etwa weil sie den eigenen Tod suchen. Sie sind allerdings in der Minderzahl.

Unsere gemeinsame Begegnung mit dem Geisterfahrer liegt nun viele Jahre zurück. Meine Frau und ich haben uns nicht mehr oft darüber unterhalten. Was soll man auch über ein Ereignis sagen, bei dem man dem Tod im wahrsten Sinne für Sekundenbruchteile begegnet ist? Man ist froh, dass es gut ging und möchte sich möglichst wenig damit beschäftigen. Vielleicht sollten wir ja jedes Jahr den 22. März feiern.

Ab und zu allerdings nagt die Erinnerung noch an mir. Wenn ich eine Unfallmeldung über Geisterfahrer in der Zeitung lese, rührt sich irgendetwas schwer zu Beschreibendes in meinem Körper. Es muss die Erinnerung sein.

Und man muss es so deutlich sagen: Meine Frau und ich hatten extremes Glück. Oft fahre ich nachts etwas zügiger, meist auf der Überholspur. In diesem Fall hatte ich mich ohne nachvollziehbaren Grund auf der rechten Spur gehalten. Wahrscheinlich, weil so wenig Verkehr war. Vielleicht aber auch, weil wir keinen Zeitdruck hatten.

Zufall? Schicksal? Schutzengel? Wer weiß das schon? (mit anf)

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