Ein Leben lang ein Ulmer
Diesmal ging es nicht nur um die Bundesliga, sondern auch um den Orange-Campus. Bei dessen Finanzierung planen einige Fans und Promis sehr langfristig
Von Pit Meier
Normalerweise dient die Tipoff-Gala der Ulmer Basketballer in erster Linie dazu, ein handverlesenes Publikum aus Politik, Wirtschaft und Medien auf die neue Bundesliga-Saison einzustimmen. Diesmal waren die rund 400 Edelfans in die Neu-Ulmer Niederlassung des neuen Trikotsponsors Mercedes Benz eingeladen und das Management von Ratiopharm Ulm nutzte die Gelegenheit, um nebenbei noch einmal kräftig die Werbetrommel zu rühren für das ehrgeizige Lieblingsprojekt: Auf dem Donaubad-Gelände soll wie berichtet der Orange-Campus entstehen, ein für die Öffentlichkeit zugängliches Trainingszentrum für die Profis und den Nachwuchs mit zwei Hallen, einem großzügigen Außenbereich und Wohnungen für Spieler. Der Ulmer Finanzchef Andreas Oettel schwärmte: „Das ist einmalig in Deutschland. Es gibt keinen anderen Verein, der so etwas gestemmt hat.“
Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 11,5 Millionen Euro. Die Basketballer rechnen mit Zuschüssen sowohl der Städte Ulm und Neu-Ulm als auch der Landessportverbände Bayern und Baden-Württemberg. Einen großen Teil müssen die Basketballer aber selber aufbringen. „Es ist eine Herkulesaufgabe, ein Objekt zu finanzieren, dessen Kosten unser Jahresbudget deutlich übersteigen“, sagte auch Oettel: „Aber es ist zu schaffen.“
Die Ulmer verlassen sich auf die Unterstützung ihrer Sponsoren, aber auch auf die Hilfe der Fans. Der neu gegründete Verein BBU01 hat inzwischen beinahe 1000 Mitglieder, etwa 50 haben sich für einen Betrag von 2001 Euro sogar lebenslang an den Klub gebunden. Untre ihnen sind Dr. Markus Leyck, der Geschäftsführer der Hauptsponsors Teva und Cheftrainer Thorsten Leibenath. Eine gerade in seinem Fall überraschende Entscheidung. Lebenslange Mitgliedschaft in einem Verein ist schließlich möglich, lebenslange Trainertätigkeit bei einer Mannschaft ist dagegen im Profigeschäft ausgeschlossen. Leibenath widersprach energisch der Vermutung, dass seine Unterschrift eine Art Marketing-Gag sei: „Dafür ist mir mein Geld zu schade.“ Der eigentliche Grund: „Kein anderer Verein hatte den Mut, mich nach einer durchschnittlichen Zeit in Quakenbrück zu verpflichten. Die Ulmer haben es getan. Dafür bin ich ihnen dankbar und das werde ich nie vergessen.“
Der Ulmer Mut wurde belohnt, die bisherige Bilanz von Leibenath beim schwäbischen Bundesligisten ist alles andere als durchschnittlich: In vier Jahren unter seiner Regie hat die Mannschaft einmal die Endspielserie um die deutsche Meisterschaft erreicht, zweimal war sie im Halbfinale und einmal im Viertelfinale. Und die Ulmer sind noch lange nicht satt. Per Günther, der einzige verbliebene Spieler aus der Stammformation der vergangenen Saison, sagte bei der Vorstellung der Mannschaft: „Ich nehme mir jedes Jahr wieder vor, einen Titel zu gewinnen. Stillstand ist Rückschritt.“ Ein überaus ehrgeiziges Ziel angesichts der vermeintlich übermächtigen und von Jahr zu Jahr stärker aufrüstenden Konkurrenz aus München, Bamberg und Berlin. Aber was die Ulmer selber tun können, das haben sie nach Überzeugung ihres Trainers im Sommer getan: „Diese Vorbereitung war die härteste, aber auch die beste in meiner bisherigen Amtszeit.“
Obendrein sei die Stimmung bestens, worüber sich Leibenath bei einer beinahe komplett neu zusammengestellten Mannschaft nicht wundert: „Noch sind wir in der Honeymoon-Phase, in der man alles toll findet.“ Der Trainer geht davon aus, dass es im Verlauf der Saison Konflikte und Krisen geben wird. Der erste Härtetest wartet gleich zum Saisonauftakt am kommenden Donnerstag (20 Uhr) im Auswärtsspiel bei Alba Berlin. Die Mannschaft wird die Aufgabe immerhin voraussichtlich in bester Besetzung angehen können. Wie am Rande der Gala zu erfahren war, steigert der zuletzt angeschlagene Carlon Brown sein Trainingspensum von Tag zu Tag und bis zum Berlin-Spiel wird er wohl fit sein.
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