Der Mann mit den eisernen Nerven
Moritz Hartmann hat eine makellose Bilanz vom Elfmeterpunkt. Beim 2:1-Sieg gegen den FC Augsburg verwandelt das Ingolstädter Urgestein den vierten Strafstoß der Saison
Wenn Moritz Hartmann zu einem Elfmeter antritt, geht der Puls seiner Kollegen nach unten. „Wir sind durch“, scherzte Marvin Matip über seine Gedanken, als Hartmann am Samstag in der 85. Minute zum Strafstoß antrat.
1:1 stand es zu diesem Zeitpunkt im bayerischen Derby zwischen dem FC Ingolstadt und dem FC Augsburg. Hartmann lief an. Hartmann verwandelte. „Er hat es diesmal etwas knapper gemacht als sonst“, sagte Matip grinsend, „aber Mo ist eine Bank“. Hartmann zielte in die Mitte, FCA-Keeper Marwin Hitz sprang in die Ecke. Tor. Ein Krampf habe ihn in der Schlussphase geplagt, so Hartmann, deshalb traute er sich nicht, in eine Ecke zu schießen, sondern zielte in die Tormitte „Es war ein Sieg des Willens. Jeder ist an die Schmerzgrenze gegangen und hat Kilometer gefressen“, sagte Hartmann weiter.
Selbst Ralph Hasenhüttl, der vor Anspannung bei vorangegangen Elfmetern gerne mal weggeschaut hatte, sah sich den Elfmeter an. „Ja, ich habe hingesehen. Moritz ist mittlerweile so sicher. Er hat nach rechts, nach links und in die Mitte geschossen, ist also nicht auszurechnen.“ Es war Hartmanns viertes Tor vom Punkt in der laufenden Saison. Drei davon waren entscheidend. Insgesamt hat Hartmann nun fünf Saisontore auf dem Konto und führt die interne Torschützenliste des FC Ingolstadt deutlich an.
Beim FC Augsburg echauffierte man sich freilich über den Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Michael Weiner, der in der Tat falsch war. Jan Moravek hatte Pascal Groß den Ball regelkonform vom Fuß gespitzelt, der Unparteiische aber eine Berührung ausgemacht. „Mir fehlt jedes Verständnis, wenn man da auf Elfmeter entscheidet“, schimpfte Augsburgs Trainer Markus Weinzierl.
Die Ingolstädter konnten den Unmut zwar verstehen, ließen sich aber freilich ihre Freude über den Sieg nicht nehmen. „Wir brauchen die Punkte, da wir nicht unten reinrutschen wollen“, sagte Hartmann. Für den 29-jährigen Stürmer läuft es derzeit gut. Immer wieder abgeschrieben, hat sich der dienstälteste Schanzer im Kampf um die Startplätze erneut durchgesetzt. Hartmann spielt seit 2009 für den FC Ingolstadt, erlebte bereits die Zeiten in der dritten Liga. Auch beim ersten offiziellen Heimspiel im Audi Sportpark 2010 war er mit dabei. Ein enttäuschendes 1:4 setzte es damals. Gegner in der 2. Liga war der FC Augsburg.
Die Pleite war eine von vielen Enttäuschungen gegen den bayerischen Nachbarn in den vergangenen Jahren. Vergangenheit. Nach dem 1:0-Erfolg in Augsburg im Hinspiel gewannen die Ingolstädter nun auch das Rückspiel. „Eigentlich ist es egal, gegen wen man die Punkte holt“, sagte Danny da Costa, um dann doch zuzugeben. „Das Derby ein zweites Mal zu gewinnen, ist natürlich doppelt schön.“
Der FCI bewies damit einmal mehr in dieser Saison große Moral. Augsburg führte zur Halbzeit durch einen Sonntagsschuss von Kostas Stafylidis mit 1:0 (14.). Die Ingolstädter erarbeiteten sich aus dem Spiel heraus keine Chancen. Die Standards von Pascal Groß erzeugten hingegen große Gefahr vor dem Augsburger Tor. Roger köpfte knapp vorbei (22.) , eine Direktabnahme von Marvin Matip klärte Stafylidis auf der Linie (38.). Den Glauben verloren die Schanzer aber nicht. „Wir waren in der Halbzeit überzeugt, das Spiel noch drehen zu können“, sagte da Costa, „und haben noch einmal eine Schippe drauf gelegt.“ Wiederum ein Standard von Groß brachte den Ausgleich (59.). Roger verlängerte, Matip köpfte mithilfe der Unterkante der Latte ein. Nachdem Dario Lezcano (68.), der erneut beginnen durfte, und Hartmann (74.) das Tor der Augsburger knapp verfehlt hatten, pfiff Schiedsrichter Michael Weiner den entscheidenden Elfmeter. Moritz Hartmann zeigte sich einmal mehr nervenstark und entschied das bayerische Derby (85.).
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