Ein Großer tritt ab – und bleibt!
Kapitän Stefan Leitl beendet nach der 0:3-Heimniederlage gegen den 1. FC Köln seine Karriere als Fußballprofi und arbeitet künftig als Jugendtrainer
Ingolstadt Es hätte sein großer Tag werden sollen. Ein mit 12520 Zuschauern bestens gefüllter Audi-Sportpark. Dazu mit dem 1. FC Köln ein äußerst attraktiver Kontrahent, der am Vorabend dieses Aufeinandertreffens offiziell bekanntgegeben hatte, dass Cheftrainer Holger Stanislawski die Geißböcke zum Saisonende trotz eines noch laufenden Vertrages verlassen wird. Sprich: Hinter der Motivation der Rheinländer steckte zumindest das eine oder andere Fragezeichen.
Doch es kam aus Sicht des FC Ingolstadt 04 (wieder einmal) ganz anders – wie schon so oft in dieser Zweitliga-Spielzeit. Anstatt eines unvergesslichen und mit einem dreifachen Punktgewinn dekorierten Abschieds für Kapitän Stefan Leitl, endete das Ingolstädter Saison- beziehungsweise Karriereende des 35-Jährigen mit einer Enttäuschung. Obwohl die Schanzer im ersten Durchgang bei guten Möglichkeiten des fleißigen Caiuby (14./21.) sowie Pascal Groß (25.) und Christian Eigler (39.) dem Führungstreffer näher waren, machten die technisch und vor allem auch taktisch ausgereifteren Kölner im zweiten Durchgang kurzen Prozess.
Erst Daniel Royer nach schöner Vorarbeit von Jonas Hector (48.), dann der aufgerückte Innenverteidiger Bruno Nascimento mit einem gefühlvollen Schuss aus 15 Metern (76.) sowie Torjäger Anthony Ujah, der von den rund 4000 Gästefans anschließend minutenlang gefeiert wurde (bei der Leihgabe aus Mainz ist noch offen, ob sie in Köln bleibt), per Strafstoß (79.), schossen eine zu diesem Zeitpunkt hochverdiente 3:0-Führung heraus. Hätte Kölns überragender Mittelfeldakteur Christian Clemens, der zur neuen Saison wohl zum FC Schalke 04 wechselt, nicht noch Pfosten (57.) und Latte (65.) anvisiert – es wäre aus Ingolstädter Sicht sogar noch ein echtes Debakel geworden!
„Ich denke, dass wir vor allem in der ersten Halbzeit gut gespielt haben und eigentlich in Führung hätten gehen müssen. Doch der Kölner Torhüter (Thomas Kessler, Anm. d. Red.) hat bei unseren Schüssen sehr gut reagiert“, meinte Ingolstadts Aktivposten Caiuby, der bezüglich der soeben abgelaufenen Spielzeit 2012/2013 eine gemischte Bilanz zog: „Insgesamt gesehen können wir schon zufrieden sein, auch wenn sicherlich mehr möglich gewesen wäre. Gerade daheim haben wir doch etliche Punkte verschenkt.“ Fürwahr, in der Heimtabelle der 2. Bundesliga belegte der FC 04 mit 18 Punkten den vorletzten (!) Platz – nur Absteiger Regensburg (10) war noch schlechter. „Keine Frage, in diesem Bereich muss in der kommenden Saison auf alle Fälle eine Verbesserung her“, weiß Caiuby. Ob der 24-jährige Brasilianer selbst dann überhaupt noch das Trikot der Oberbayern tragen wird, erscheint zumindest fraglich. Nach Informationen aus Berlin soll Bundesliga-Aufsteiger Hertha BSC großes Interesse am elffachen Torschützen der Ingolstädter haben. „An mich ist bislang noch niemand herangetreten. Außerdem besitze ich beim FC Ingolstadt einen Vertrag bis 2015“, erklärt Caiuby. Und sollten sich die Berliner Verantwortlichen doch bei ihm melden? „Dann müsste man darüber sprechen und nachdenken, was das Beste für meine weitere Karriere ist“, so der Publikumsliebling. Endgültig Klarheit, was die (sportliche) Zukunft betrifft, herrscht dagegen bei Stefan Leitl. Dass der FC 04-Kapitän am Sonntag gegen den 1. FC Köln ein letztes Mal das Ingolstädter Trikot tragen würde, war bereits seit mehreren Monaten bekannt. Nicht aber, welche Aufgabe der dreifache Familienvater künftig angehen möchte. Doch dieses Geheimnis ist nun auch gelüftet. „Ich habe mich entschieden, in den kommenden drei Jahren als Jugendtrainer beim FC Ingolstadt 04 zu arbeiten. Gerade auch aus familiären Gründen konnte ich dieses Angebot nicht ausschlagen“, erklärt Leitl, der in Kürze mit seinem A-Trainer-Schein beginnen und dann die U17-Junioren übernehmen wird. Zumindest eine gute Nachricht an diesem ansonsten aus FC 04-Sicht tristen Sonntag.
FC Ingolstadt 04: Özcan – da Costa, Biliskov, Matip, Jessen – Groß, Roger – Leitl, Korkmaz (61. Schäffler) – Caiuby (85. Heller), Eigler (72. Knasmüllner).
1. FC Köln: Kessler – Brecko, Bruno Nascimento, Maroh, Hector – Lehmann, Matuschyk – Bigalke (73. Jajalo), Clemens (84. Strobl), Royer – Ujah (79. Maierhofer).
Tore: 0:1 Royer (48.), 0:2 Bruno Nascimento (76.), 0:3 Ujah (79./Foulelfmeter). – Schiedsrichter: Kircher (Rottenburg) - Zuschauer: 12520.
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