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Interview
02.09.2016

Abtprimas Notker Wolf: „Man muss die Dinge beim Namen nennen“

Abtprimas Notker Wolf 2005 vor der Kirche von Kloster Andechs. Der Benediktiner geht bald in Ruhestand.
Foto: Matthias Schrader, dpa (Archiv)

Abtprimas Notker Wolf ist einer der bekanntesten Ordensmänner. Bald geht er in den Ruhestand ins Kloster Sankt Ottilien. Ein Gespräch über den Papst, die Kanzlerin und das Zölibat.

Selbst wer sich nicht für die katholische Kirche interessiert, den Namen Notker Wolf dürfte er in den vergangenen Jahren sicher schon einmal gehört haben. Der 76-Jährige aus Bad Grönenbach im Landkreis Unterallgäu ist seit 2000 Abtprimas der Benediktiner, also oberster Repräsentant von mehr als 20 000 Ordensbrüdern und -schwestern weltweit. Und daher immer unterwegs. Bekannt wurde er vor allem dadurch, dass er Klartext redet – und sich weder davor scheut, die Kirche noch Top-Manager scharf zu kritisieren.

Zudem ist Abt Notker unter anderem Bestsellerautor, „Pfeifenraucher des Jahres 2012“ und begeisterter Musiker. So spielte er bereits mit der Band Deep Purple deren Hit „Smoke on the Water“ – auf seiner roten E-Gitarre. Am 9. September geht er in den Ruhestand.

Abt Notker, gibt es ein Wort, dass Ihnen gerade durch den Kopf geht?

Abt Notker: Nachtanken.

Sie sind also reif für den Ruhestand?

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Notker: Ruhestand, das ist für mich ein Fremdwort.

Sie werden künftig nicht mehr in Rom, sondern in der Erzabtei Sankt Ottilien im Kreis Landsberg am Lech leben. Werden Sie Ihre Mitbrüder dort überhaupt zu Gesicht bekommen? Sie bringen es schließlich bislang auf 300 000 Flugkilometer im Jahr ...

Notker: Mein Terminkalender ist jedenfalls bis zum Dezember voll. Was danach kommt, weiß ich nicht. Ich habe keinen konkreten Plan.

Wie ist das, so ein Leben als Reisender?

Notker: Man vergisst hier mal den Schlafanzug, dort mal die Zahnbürste. Vor allem ist es anstrengend, und auf den Flughäfen der Welt habe ich Geduld gelernt. Ich reise inzwischen nur noch mit zwei Handgepäckstücken, weil ich nicht mehr auf meinen Koffer warten möchte, ja, nicht einmal weiß, ob er überhaupt ankommt. Zu oft sind mir Koffer schon verloren gegangen.

Was ist für Sie Heimat?

Notker: Bad Grönenbach und Sankt Ottilien. In Bad Grönenbach bin ich geboren, und das Aufwachsen dort, auf dem Lande, hat mich geprägt: die Nähe zur Natur, man hat sich gekannt, die Leute haben mich mitgetragen. In Sankt Ottilien ging ich zur Schule und habe dort mein Noviziat und später während meines Studiums meine Ferien verbracht. Schließlich habe ich 23 Jahre lang als Erzabt meine Kräfte für dieses Kloster eingesetzt.

Sprechen Sie eigentlich noch viele Menschen mit Ihrem Geburtsnamen Werner an?

Notker: In meiner Heimat fast alle, sie duzen mich auch.

Was hätte der Schüler Werner Wolf, damals in den 50er Jahren, über den E-Gitarre-spielenden und für seine deutlichen Aussagen bekannten Abtprimas Notker Wolf wohl gedacht?

Notker: Nichts. Denn dass ich einmal Abtprimas der Benediktiner sein würde, daran dachte ich nie.

Als Abtprimas sind Sie seit dem Jahr 2000 oberster Repräsentant von mehr als 20.000 Ordensbrüdern und -schwestern weltweit.

Notker: Ich habe alles auf mich zukommen lassen und getan, was getan werden musste – auch aus Verantwortungsgefühl heraus. Ich wollte ja nie Erzabt von Sankt Ottilien werden. Das geschah Hals-über-Kopf, weil mein Vorgänger als Erzabt zum Abtprimas gewählt worden war. Es musste damals, 1977, schnell gehen, und ich wurde ins kalte Wasser geschmissen. Als ich 1996 selbst zum Abtprimas gewählt werden sollte, sagte ich nein. Vier Jahre später kam ich nicht mehr darum herum.

Gab es Momente, in denen Sie dachten: Die Verantwortung, die mein jeweiliges Amt mit sich bringt, lastet zu schwer auf mir?

Notker: Darüber habe ich nie nachgedacht, ich habe es einfach gemacht.

Sie haben offensichtlich Spaß daran, auch einmal anzuecken.

Notker: Ich würde es so sagen: Ich habe mir die Spitzbübigkeit eines 15-Jährigen bewahrt. Man muss die Leute immer mal wieder ein bisschen stupsen. Man muss die Dinge beim Namen nennen.

Welche Ihrer eher kirchenkritischen oder gesellschaftspolitischen Aussagen hat Ihnen so richtig Ärger eingebracht?

Notker: Das ist schwer zu sagen. Zumindest bin ich nie gemaßregelt worden. Zu mir ist auch nichts vorgedrungen. Aber dass hintenrum über einen geredet wird, ist logisch.

Worüber können Sie sich aufregen?

Notker: Ich habe von meinem alten Prior gelernt: Lieber die anderen ärgern als sich selbst, das ist gesünder.

Regen Sie sich über die Debatten zur umstrittenen Flüchtlingspolitik der Kanzlerin auf?

Notker: Wir wollen in Deutschland immer noch nicht wahrhaben, dass sich die Welt in Zeiten der Globalisierung geändert hat. Auch die Flüchtlingsströme sind ein Teil der Globalisierung. Wagenburgdenken hilft da nicht weiter.

Teile der katholischen Kirche ärgern sich über Positionen der CSU, etwa der Forderung nach einer Obergrenze. Sie empfinden das als unchristlich.

Notker: Wir kommen irgendwann an unsere Belastungsgrenze, sicherlich. Das ist eine Frage, über die wir diskutieren müssen. Die Bewältigung der Flüchtlingskrise ist nicht leicht, Lösungen lassen sich nicht bequem haben. Für die Ankommenden ist es allerdings ebenfalls nicht leicht: Sie stammen oft aus einer völlig anderen Kultur, haben andere Wertvorstellungen – und werden von heute auf morgen mit unserer Kultur, mit unseren Wertvorstellungen konfrontiert. Bis mancher Flüchtling sozusagen „demokratisch umdenkt“ braucht das Zeit. Dafür haben wir offenbar nicht die Geduld.

Gerade in der CSU wird eine erneute Kanzlerschaft Angela Merkels infrage gestellt. Sollte sie 2017 im Amt bleiben, um ihre Flüchtlingspolitik weiterführen zu können?

Notker: Ich würde es begrüßen, wenn Angela Merkel Bundeskanzlerin bliebe. Ich hoffe, es gelingt ihr, die Nation beim Thema Flüchtlinge zu einen. Ich finde es gut und christlich, zu sagen, was sie mehrfach sagte: „Wir schaffen das“. Aber man muss ergänzen: Die CSU hat ja ihre Anliegen, durchaus wichtige Anliegen, in die Flüchtlingspolitik einbringen können. Ich denke an eine bessere Kontrolle und Integration.

Ängstigt Sie das offensichtliche Erstarken von Nationalismus und Rechtspopulismus in Deutschland?

Notker: Wir müssen die Ängste, die dahinterstehen, ernst nehmen. Mich persönlich ängstigt die Entwicklung nicht, doch wir müssen wachsam sein und Paroli bieten.

So zerrissen wie das Land erscheint bisweilen die katholische Kirche in Deutschland – wegen ihrer Auseinandersetzungen zwischen traditionalistischen und liberalen Kreisen.

Notker: Wir haben eine unglaubliche Harmoniesucht, dabei herrschte auch innerhalb der Kirche nie rosige Einheit. Wir wollen immer Friede-Freude-Eierkuchen – was wir brauchen, ist eine Streitkultur. Wir müssen uns auseinandersetzen, aber stets kompromissfähig bleiben.

Verzweifeln Sie nicht gelegentlich an der katholischen Kirche? Die, sieht man einmal vom überaus populären Papst Franziskus ab, sorgte in den vergangenen Jahren vor allem mit Skandalen für Schlagzeilen.

Notker: Wir erwarten von den Amtsträgern, dass sie alle Heilige sind. Das ist nicht drin. Die Skandale sind bedauerlich und tragisch, aber sie sind auch menschlich. Und damit will ich nichts verharmlosen.

Erst vor wenigen Wochen wurde ein ehemaliger Mönch des Benediktinerklosters Ettal wegen Kindesmissbrauchs zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Notker: Und das ist richtig so, das ist überhaupt gar keine Frage. Das Schlimme in diesem Fall war, dass der Pater das so lange abgestritten hat. Das hat unter anderem seinen Abt schwer getroffen, der ihm vertraut hatte.

Auch die Finanzaffäre um den früheren Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat der Kirche schwer zugesetzt. Er hat inzwischen einen Posten im Vatikan. Sehen Sie ihn ab und an in Rom?

Notker: Wissen Sie: Ich bin recht selten im Vatikan, auch wenn manch einer meint, ich würde jeden Tag um 17 Uhr mit dem Papst Tee trinken. Für mich ist der Vatikan übrigens eine Behörde – und in jeder Behörde gibt es Machtspielchen und Intrigen. Das verwundert mich nicht.

Was wünschen Sie Tebartz-van Elst?

Notker: Dass er noch einen guten Dienst für die Kirche tut.

Und was wünschen Sie seinem Nachfolger Georg Bätzing, der am 18. September in sein Amt als Bischof von Limburg eingeführt wird?

Notker: Dass er die Wogen glättet und wieder Frieden bringt ins Bistum Limburg.

Zurzeit wird über den Priestermangel diskutiert. Kürzlich forderte der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, in unserer Zeitung: die Weihe sogenannter viri probati, bewährter Männer, zu Priestern; die Einführung des Diakonats der Frau; sowie eine Lockerung des Zölibats.

Notker: Ich würde es durchaus begrüßen, wenn die viri probati zu Priestern geweiht werden könnten. Was das Frauendiakonat angeht, weise ich auf die Kirchen- und Ordensgeschichte hin, in der es etwa Äbtissinnen gab, die mehrere Bischöfe unter sich hatten. Es war schon immer vieles in Bewegung.

Was bewegt Papst Franziskus, der für Sie ein „Revolutionär“ ist?

Notker: Mit Franziskus ist eine Zeitenwende in der Kirche eingetreten, und das war höchste Eisenbahn.

Was macht Papst Franziskus denn zum Revolutionär?

Notker: Franziskus gibt sich nicht mit einem Schwarz-Weiß-Denken zufrieden. Manche in der Kirche wollen etwa ganz klare Ordnungen. Dann können sie sagen: „Ich halt mich dran, die anderen nicht.“ Die anderen stehen somit außerhalb der Kirche und sind zu verurteilen. Das war jedoch nicht die Mentalität von Jesus, er wollte integrieren. Jesus geißelte auch jede Art von Ehrsucht oder Karriere- und Machtstreben. Es gibt welche, die meinen, unsere Kirche müsste groß und prächtig dastehen. Nein, unsere Kirche muss den Menschen dienen. Franziskus lässt sich da keinen Sand in die Augen streuen.

Wie stark ist der Widerstand im Vatikan gegen Franziskus?

Notker: Da gibt es einen festen Widerstand, aber der gute Franziskus hat auch einen Dickschädel

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