Nach schwerem Unfall auf A96: Wann fangen Autos an zu brennen?
Autobrände kommen zwar nicht häufig vor, können aber tödlich enden. So wie bei dem schweren Unfall auf der A96. Experten erklären, unter welchen Umständen Feuer ausbrechen.
Der schreckliche Unfall, bei dem am Dienstag zwei Menschen auf der Autobahn nahe Mindelheim in ihrem Wagen verbrannt sind, wirft eine kritische Frage auf: Wie kann es sein, dass ein Auto Feuer fängt und so plötzlich lichterloh in Flammen steht, dass die Insassen nicht mehr gerettet werden können? Denn eigentlich, sagen Experten, brenne ein Auto nicht so schnell. Und Autos, die explodieren, gebe es nur im Film.
Ein so schlimmer Fall wie der auf der A96 komme glücklicherweise selten vor, sagt Burkhard Böttcher, Experte für Fahrzeugsicherheit am Technikzentrum des ADAC in Landsberg. Für ihn ist die Ursache des Brandes klar: Seiner Ansicht nach ist das auffahrende Fahrzeug beim Aufprall aufgrund des hohen Geschwindigkeitsunterschieds bis zum Kraftstofftank des anderen Autos durchgedrungen. Der Tank sei zerborsten und Kraftstoff ausgelaufen. Fahrzeugteile, die auf dem Asphalt streiften, haben einen Funkenflug erzeugt und zusammen mit der heißen Auspuffanlage den Kraftstoff entzündet, wie er erklärt. „Wenn 30 Liter Kraftstoff auslaufen, dann brennt ein Auto relativ schnell aus“, sagt Böttcher.
Der Fachreferent für Fahrzeugtechnik nennt einige bauliche Vorkehrungen, die bei weniger schweren Unfällen für gewöhnlich das Risiko eines Brandes minimieren. So verhindere ein Leckageschutz am Tank ein Auslaufen des Kraftstoffs. Zudem sei der Kraftstofftank sicher in den Fahrzeugen verbaut, meist im Bereich der Hinterachse. „Die Hersteller achten darauf, dass die Crashsicherheit gegeben ist“, sagt Eckehart Rotter vom Verband der Automobilindustrie.
Vincenzo Lucà, Pressesprecher bei TÜV-Süd in München, sagt: „Alle Bauteile eines Autos sind schwer entflammbar.“ Selten stehe ein Fahrzeug lichterloh in Flammen. „Dann muss irgendeine brennbare Flüssigkeit ausgelaufen sein“, sagt er. Über die Ursachen für den Unfall bei Mindelheim will Lucà nicht spekulieren. In den meisten Fällen jedoch bleibe den Insassen nach einem Unfall genügend Zeit, um sich selbst in Sicherheit zu bringen oder von Helfern gerettet zu werden, bevor sich die Flammen ausbreiten.
Bei kleinem Brand kann Feuerlöscher im Auto helfen
Welche Stoffe sind denn überhaupt brennbar im Fahrzeug? Neben dem Kraftstoff nennt der TÜV-Sprecher noch Öl und das Kühlmittel 1234yf, das in einigen modernen Klimaanlagen verwendet wird. „Es kann passieren, dass durch einen Unfall die Ölwanne aufgerissen wird und sich das Öl an heißen Motorteilen entzündet“, sagt der TÜV-Sprecher. Ein weiteres Szenario, das es oft bei Lastwagen gebe: Der Turbolader platzt – und Öl entzündet sich an heißen Auspuffteilen. Immer wieder kommt es Lucà zufolge vor, dass ein Fahrzeug aufgrund eines Kurzschlusses in Brand gerät. Aber auch in diesen Fällen könnten Fahrer noch rechtzeitig anhalten und aussteigen.
Allein im August gab es im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung mindestens drei Fälle, bei denen während der Fahrt im Motorraum eines Autos ein Feuer ausgebrochen war. Alle drei Fahrzeuge in Friedberg, in Kempten und auf der Autobahn 8 zwischen den Anschlussstellen Burgau und Zusmarshausen brannten komplett aus. Die Fahrer blieben unverletzt. In zwei Fällen ging die Polizei von einem technischen Defekt aus.
Autos mit Erdgas- oder Flüssiggasantrieb weisen nach Aussage des ADAC-Experten Böttcher und des TÜV-Sprechers Lucà kein höheres Brandrisiko auf als Diesel und Benziner. Auch von Elektrofahrzeugen gehe keine höhere Gefahr aus, sagt Lucà. Beide halten es generell für sinnvoll, einen Feuerlöscher an Bord zu haben. Pflicht ist das nicht. „Bei einem kleinem Brand kann ein Feuerlöscher aber schon helfen“, sagt Böttcher.
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