Mangelware Erzieher?
Diskussion um Fachkräfteschwund und Personalschlüssel. So ist die Situation im Kreis
Ein graues Stoffeselchen liegt auf dem Boden, daneben steht ein rotes Holzschaukelpferd auf einem quietschbunten Teppich. Dort sitzt Erzieherin Franziska Burkhard inmitten der Kinderschar und lächelt. Die junge Frau hat sich bewusste für diesen Beruf entschieden. „Nach nur einer Woche im Praktikum stand für mich fest, dass ich Erzieherin werden will“, sagt sie. Das ist nun einige Jahre her und mittlerweile hat sie ihr Ziel erreicht: Seit zwölf Monaten arbeitet sie in der Kindertagesstätte Rappelkiste in Wittislingen. Damit hat Franziska Burkhard einen Beruf gewählt, für den es in Bayern vielerorts oft zu wenige Bewerber gibt. Werner Eitle, Schulleiter der Dillinger Fachakademie für Sozialpädagogik, sagt, dass er von Einrichtungen in Ballungsräumen gehört habe, für die sich überhaupt kein Personal finden ließ. Im Landkreis Dillingen ist die Situation allerdings eine andere: Eitle sagt, dass er an seiner Schule, die künftige Erzieher ausbildet, keinen Rückgang an Schülerzahlen feststelle. Und Elke Bayer, die die Rappelkiste in Wittislingen leitet, kann auch nicht über mangelnde Bewerberzahlen klagen. Im Gegenteil: „Leute haben sich beworben, ohne dass wir eine Stelle ausgeschrieben hatten.“ Auch Martin Rehm vom Lauinger Kinderhaus am Bahnhof sagt, dass es für die ausgeschriebenen Stellen genügend Bewerber gegeben habe. Ähnlich sieht es auch in Dillingen aus: „Auf jede Ausschreibung haben wir bisher immer zahlreiche Bewerbungen erhalten“, weiß Michael Bregel von der Stadtverwaltung. „Aber auch wir registrieren, dass die Zahl der Bewerbungen aufgrund des deutschlandweit zu beobachtenden Fachkräftemangels immer weiter zurückgeht.“
In der öffentlichen Diskussion geht es aber nicht nur um den Fachkräftemangel. Aktuell wird auch über den Personalschlüssel diskutiert, also darüber, um wie viele Kinder sich die Erzieher im Schnitt kümmern sollten. Der „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung kommt zu folgendem Ergebnis: 10900 Erzieher fehlen in Bayern. Diese Stellen zu besetzten würde den Freistaat 462 Millionen Euro kosten. Bei den Unter-Dreijährigen kümmert sich eine Erzieherin in Bayern um 3,9 Kinder. Bei den Kindern zwischen drei und sechs Jahren betreut ein Erzieher durchschnittlich 9,1 Kinder. „Die Personalschlüssel für Kitas in Deutschland weichen teilweise erheblich von einem kindgerechten und pädagogisch sinnvollen Betreuungsverhältnis ab“, heißt es in der Studie. Die Stiftung empfiehlt, dass bei den unter Dreijährigen eine Erzieherin für höchstens drei Kinder verantwortlich ist. Für die Altersgruppe ab drei Jahren sollte der Personalschlüssel nicht schlechter als eins zu 7,5 sein.
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