Wenn viele Gemeinden an einem Strang ziehen
Die Schaffung und der Erhalt von Arbeitsplätzen, gleichzeitig aber auch Landschaft und Umwelt schonen: Das ist der klassische Spagat, mit dem sich viele Städte und Gemeinden konfrontiert sehen. Immer mehr Gewerbegebiete werden deshalb interkommunal erschlossen und vermarktet.
Von Harry Klofat
Die Neuansiedlung von Unternehmen benötigt Flächen. Grundstücke, die bisher meist landwirtschaftlich genutzt wurden, müssen versiegelt werden. Schnell kommen da etliche Hektar zusammen. Eine Möglichkeit, Gewerbe anzusiedeln ohne dass einzelne Gemeinden zu viel Grund zur Verfügung und damit auch für entsprechende Ausgleichsflächen sorgen müssen, sind interkommunale Gewerbegebiete. Mehrere Gemeinden teilen sich die Verantwortung und die Erschließung und profitieren gemeinsam von den Steuereinnahmen.
Im Altlandkreis Mindelheim sind in den letzten Jahren zwei große interkommunale Gewerbeparks entstanden, beide direkt neben der A 96. Die Stadt Mindelheim, die Gemeinden Stetten, Kammlach, Apfeltrach und Unteregg haben bereits 2003 einen Zweckverband für einen Interkommunalen Gewerbepark gegründet. Das Areal befindet sich im wesentlichen in der Gemarkung Oberkammlach und zu weiteren Teilen auf dem Gebiet des Mindelheimer Stadtteils Oberauerbach sowie auf der Flur der Gemeinde Stetten.
Für Bayern sei es einmalig, dass fünf Gemeinden ein gemeinsames Gewerbegebiet ausweisen, sagte Lothar Zettler, dessen Ingenieurbüro das Gebiet geplant hat, bei der Vertragsunterzeichnung. Das sei nur möglich gewesen, weil Bürgermeister und Gemeinderäte ihre Eigeninteressen hintangestellt hätten.
„Sie sparen dadurch Kosten ein, gewinnen finanzielle Spielräume und vermeiden interne Konkurrenz“, stellte Zettler die Vorteile der Zusammenarbeit heraus und bescheinigte den Gemeinden, ihrer Zeit voraus zu sein.
Wie langwierig und mühsam jedoch die Vermarktung eines solchen Gebietes ist, zeigt das Beispiel Mindelheim deutlich: Erst 2008 siedelte sich mit dem dänischen Reifen-Recycler Genan die erste Firma an. Das Dänische Bettenlager nahm als zweites Unternehmen im Jahr 2014 den Spatenstich für ein Logistikzentrum vor.
Zwei Firmenansiedlungen in knapp zwölf Jahren unterstreichen, dass ein langer Atem gefragt ist, wenn man Firmenakquise betreibt. Im Jahr 2012 unterzeichneten in Bad Wörishofen fünf Kommunen eine Zweckvereinbarung zur Erschließung für das „Interkommunale Gewerbegebiet A 96 Bad Wörishofen/Allgäu“. Bad Wörishofen trägt mit 48 Prozent (und somit fünf Sitzen im Zweckverband) die größte Beteiligung. Es folgen die Gemeinden Amberg und Rammingen mit jeweils 21 Prozent (je drei Sitze) und die Gemeinden Eppishausen und Ettringen mit je fünf Prozent (je ein Sitz). Vorerst umfasst das Gebiet 40 Hektar Fläche an der Autobahn.
„Da Amberg als kleine Gemeinde keine große Möglichkeit hat, großflächige eigene Gewerbegebiete zu erschließen, können wir mit diesem interkommunalen Gewerbepark unseren Beitrag leisten, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen und zu halten“, sagte der Amberger Bürgermeister Peter Kneipp bei der Vertragsunterzeichnung. Seine Gemeinde sei sofort bereit gewesen, sich zu beteiligen. „Als kleine Gemeinde sehe ich es für uns als historische Zukunftschance“, bilanzierte Bürgermeister Anton Schwele aus Rammingen.
Um die Vermarktung des „Interkommunalen Gewerbegebiet A 96 Bad Wörishofen/Allgäu“ kümmert sich Wirtschaftsförderer Günter Brüch im Rathaus Bad Wörishofen. Unter anderem habe man sich um die Ansiedlung des neuen BMW-Logistikzentrums beworben.
Es gebe auch bereits mehrere Interessenten, die sich freie Flächen geblockt hätten, berichtet Günter Brüch weiter. Namen könne er derzeit nicht nennen, doch seien interessante und große Unternehmen darunter.
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