Kolbenschläge spürt man in der Magengegend
Haunswies Agrartechnik hat immer schon fasziniert. Dabei muss es nicht unbedingt ein High-Tech-Ungetüm sein wie etwa der Fendt 936 Vario, Baujahr 2007, mit einer Nennleistung von 261 Kilowatt oder umgerechnet 355 PS. Es genügt auch Lanz, Baujahr 1951, 45 PS. Das Ding hat mit seinem einzigen Zylinder immerhin 10 Liter Hubraum. Und wenn da drin der Dieselkraftstoff explodiert, dann spürt der Mensch in der Nähe diesen Kolbenschlag satt in der Magengegend.
"Jedes Jahr wird einmal geackert", sagt Christian Lindermeir aus Haunswies. Ihm gehört der Lanz, der noch in der Original-Lackierung - olivgrün - seine Kolbenknaller von sich gibt. Das Ding steht gerade mit angezogener Handbremse vor dem Aussiedlerhof Higl. Mit jedem Hub wiegt das Gewicht des liegenden Kolbens das Gefährt leicht vor und zurück - ideal, um Kinder in den Schlaf zu wiegen!? Denkste. Die beiden, die das agrarhistorische Lenkrad in ihren kleinen Händen halten, finden die Sache eher aufregend. Doch nun müssen sie ihren Platz räumen. Christian Lindermeir greift mit seinem Bum-Bum-Bum-Ungetüm ins Geschehen ein. Er ist nicht der einzige an diesem Samstagnachmittag. Neben ihrer Passion verbindet die Bulldog-Narren mittlerweile auch ein T-Shirt mit der Aufschrift "Bulldogfreunde Aichacher Oberland". Während die Lanz-Gefährte richtige schwere Ur-Technik darstellen, präsentiert sich der Eicher von Andreas Dallinger aus Neuhausen (zwischen Edenried und Zahling) richtig modern. Nur 98 Maschinen verließen 1957 das Band mit vier gleich großen Rädern und Allradantrieb. Ihr Manko: Nur 26 PS trieben sie an. Diese 26 Pferde aber sind der ganze Stolz seines Lenkers.
Im Vergleich zum Lanz schnackelt der 15-PS-Schlüter von Fred Widmann aus Rehling wie eine Nähmaschine. Doch das Verhältnis passt, denn während der 45er Lanz mit einem Dreischar-Pflug die Furchen zieht, spielt der AS 15 - richtig putzig - mit einem Einscharer. Wie neu schaut der 20er Lanz des Haunswiesers Alfons Gail her. Offensichtlich bereitet das Spaß-Gefährt der ganzen Familie Vergnügen, denn außer der Mami sitzen alle oben. Dass die Begeisterung für die alten Geräte längst bei der nächsten Generation angekommen ist, beweisen auch Markus und Madeleine Lindermeir. Die Kinder von Christian Lindermeir sitzen mit auf dem Traktor. Markus sogar auf dem Fahrersitz. Er braucht keine Anleitung vom hinter ihm stehenden Vater. Weich lässt er die Kupplung des 45er Lanz kommen. Im Viertel-Sekunden-Rhythmus explodiert im 10-Liter-Hubraum der Kraftstoff. Sie sind wieder da - die satten Schläge in der Magengegend.
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