Der Abriss ist vom Tisch: Meitingen darf sein Rathaus behalten
Das gut 40 Jahre alte Rathaus von Meitingen muss grundlegend saniert werden. Beginnen soll das Millionenprojekt mit einem ganz dringenden Bedürfnis.
Es muss nicht abgerissen werden. Freunde der Architektur des Meitinger Rathauses können aufatmen. Gemäß einer Machbarkeitsstudie zur Sanierung und Neuordnung des über 40 Jahre alten Gebäudes, die der Architekt Clemens Frosch jetzt im Meitinger Gemeinderat vorstellte, dürften auf die Gemeinde aber immerhin Investitionen in Höhe von fast acht Millionen Euro zukommen, um das Rathaus für die nächste Zeit fit zu machen.
Zuvorderst sparte Frosch nicht mit Lob an die Erbauer des Verwaltungssitzes mit Bürgersaal in der Schlossstraße. Aus heutiger Sicht sei damals Ende der 1970er Jahre vieles vorausschauend und richtig gemacht worden. Freilich bleibe nicht aus, dass angesichts des technischen Wandels, neuer Verordnungen und gewisser Alterungsprozesse Nachbesserungen erforderlich würden.
Giftiger Anstrich an Dach und Fenstern am Rathaus Meitingen
Augenfällige Beispiele: Der Brandschutz, der heute deutlich strengere Vorgaben macht als vor Jahren und der in sehr vielen öffentlichen Gebäuden – auch im Meitinger Rathaus – Nachbesserungen erforderlich macht. Nach Worten von Planer Frosch sei nahezu die gesamte elektrische Installation erneuerungsbedürftig. In diesem Zuge sollte ein komplett neues Beleuchtungskonzept – mit modernen, energiesparenden Lampen – umgesetzt werden. Als angeraten bezeichnete Frosch den Einbau von einem oder zwei weiteren Treppenhäusern im Gebäude, was die Situation von Rettungswegen verbessern würde.
Weiteres Beispiel: Wärmedämmung. Auch hier schlug Frosch ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor, von der Isolierung im noch ungedämmten Kellerbereich über die Fassaden bis hin zur Dachhülle. Beim Bearbeiten des Dachs und der Fassade könne gleichzeitig der Problempunkt „Schadstoffbelastung“ abgearbeitet werden. Im Anstrich des Holzes im (nach innen teilweise offenen) Dachraum wurde der Schadstoff PCP gefunden, der dort durch die Behandlung des Holzes hingelangt sei, ebenso wie das Gift Lindan im Holz der Fenster. Zwar gehe von den Giften laut Gutachten aktuell keine Beeinträchtigung für die Angestellten im Rathaus aus, gleichwohl sei es angezeigt, diese Schadstoffe zu beseitigen oder baulich einzuschließen.
Meitingen bekommt eine öffentliche Toilette
Mehr Einwohner in der Marktgemeinde, mehr Aufgaben für die Verwaltung, das erfordert quasi automatisch mehr Personal im Rathaus und erhöht den Platzbedarf. Die Corona-Pandemie habe zudem gezeigt, wie wichtig es sei, ausreichend Platz an jedem einzelnen Arbeitsplatz zu haben bis hin zur Möglichkeit der räumlichen Trennung. Dazu biete das Rathaus nach wie vor ausreichend Platz, wenngleich daran zu denken sei, bestimmte „Nebennutzungen“ zu verändern.
Langfristig stellte Frosch den Bestand der Gemeindebücherei am angestammten Platz im Rathaus infrage. Stattdessen könnte in diesem Teil des Gebäudes ein neues Standesamt mit Trausaal und daneben dem Ordnungsamt Platz finden. Eine deutliche Vergrößerung müssten Toiletten- und Sanitärbereiche im Rathaus erfahren, Stichwort „Barrierefreiheit“. Damit gelangte Frosch zu jenem Thema, das der Marktrat mit als erstes im Zusammenhang mit der Rathaus-Erneuerung in Angriff nehmen möchte: die Schaffung einer von außen zugänglichen öffentlichen Toilette im Gebäude.
Gut machbar, so des Planers Einschätzung, der dazu riet, bereits vor dem großen Umbau schon bei der neuen Toilette den Weg in Richtung neues Farb- und Gestaltungskonzept einzuschlagen.
Der Umbau des Rathauses Meitingen soll 7,7 Millionen Euro kosten
Alle vorgeschlagenen Maßnahmen zusammengezählt kam Clemens Frosch auf eine Summe von rund 7,7 Millionen Euro, die der Markt Meitingen für die Ertüchtigung seines Rathauses auszugeben gefordert sein wird. Eine Stange Geld, aber im Vergleich zu einem Abriss und anschließenden Neubau ein Schnäppchen. Was manche der Meitinger Räte beruhigte: Die Umbaumaßnahmen lassen sich problemlos in mehreren Bauabschnitten aufgeteilt über Jahre hinweg ausführen. Bei solch einem Vorgehen nannte Frosch eine Spanne von viereinhalb bis über sechs Jahren, die der Umbau dauern könnte. Aber das Rathaus könnte vermutlich bis auf wenige Ausnahmen trotz des Umbaus als Verwaltungssitz erhalten bleiben.
Einstimmig beauftragte der Marktrat Bürgermeister Michael Higl und die Gemeindeverwaltung, den Weg von der Machbarkeitsstudie über erforderliche Ausschreibungen bis hin zum Umbau zu beschreiten.
Die Diskussion ist geschlossen.