
Ein Rundumpaket aus Deubach für Natur, Mensch und Tier

Die Initiative der Familie Reitmayer deckt nicht nur Insekten den Tisch. 68 Paten finanzieren die Flächen, doch eine goldene Nase ist dabei nicht zu verdienen.
Die Blühfläche in Deubach fesselt sofort den Blick. Auf einem großen Areal an der Verbindungsstraße nach Hausen recken Sonnenblumen ihre Köpfe in den Himmel, aber auch Sommerwicken oder Koriander. „Diese Pflanzen fördern das ökologische Gleichgewicht und unterstützen die Insekten“, sagt Karin Heilgemeir. Die Augsburgerin ist Blühpatin und hat sich mit vielen Naturfreunden vor Ort zum Sommerfest eingefunden. Wie die anderen Blühpaten erhält sie von der Familie Reitmayer, die die Blühfläche ins Leben rief, als Anerkennung eine Urkunde.
Die Nebenerwerbslandwirte Franz und Margit Reitmayer sowie ihre Söhne Johannes und Franz junior sind stolz auf ihre Initiative. Insgesamt seien 68 Patenschaften erworben worden, berichten sie. Für 35 Euro pro 100 Quadratmeter sichern die Paten zwölf Monate lang die Initiative und sorgen so für 6800 Quadratmeter blühende Ackerflächen.
Die finanzielle Förderung ist ernüchternd gewesen
Dabei ist bei den Reitmayers der ökologische Gedanke nicht erst seit dem Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ein wichtiges Thema. „Bereits 2009 haben wir auf fast der Hälfte unserer Ackerfläche eine Saatenmischung Lebensraum angesägt und diese sich dann fünf Jahre lang selbst überlassen“, sagt Franz Reitmayer. Doch die finanzielle Förderung sei ernüchternd gewesen.
Die jetzige Sensibilisierung der Menschen für Insekten und Tiere hat die Familie bestärkt, nach Blühpaten für ihre Ackerflächen zu suchen. Die Initiative bezeichnet Sohn Johannes als Win-win-Situation: „Unser Betrieb verfügt über die Ackerflächen und die Gerätschaften, um eine Blühfläche fachgerecht anzulegen. Durch die Patenschaften erhalten wiederum bedrohte Insekten neue Lebensräume und Futterquellen.“ Hinzu komme, dass sowohl Bürger als auch Landwirte mit im Boot sitzen. Das helfe dem Naturschutz und auch dem Image der Bauern, ergänzt Margit Reitmayer.
Im Mai wurden die Flächen ausgesät
Die ersten Patenschaften gingen im Februar ein. Im April stand die Zahl der Blühpaten fest. Im Mai wurden die Flächen ausgesät. Verwendet wurde dazu eine Bunte Mischung Brache mit Honigpflanzen. Sie beinhalte unter anderem Inkarnatklee, den Honigbienen als Trachtpflanze nutzen, Perserklee, der als ökologischer Nahrungsspender für Insekten dient, und die reich blühende Phacelia, die ebenfalls zahlreichen Insekten eine wichtige Nahrungsgrundlage gibt.
Karin Heilgemeir ist vom Anblick der Blühfläche begeistert. Zusammen mit Tochter Barbara und Sohn Sebastian hat sie drei Patenschaften über je 100 Quadratmeter übernommen. „Als ökologisch interessierter Mensch freue ich mich, wenn Landwirte Teile ihrer Ackerflächen für Blühlandschaften zur Verfügung stellen“, sagt sie. Natürlich seien solche Initiativen nur Kleinmaßnahmen, aber ihrer Meinung nach würden sie ein bisschen etwas bewegen und sei es nur, um auf die Themen Naturschutz und Insektensterben aufmerksam zu machen.
Nur große zusammenhängende Felder bringen etwas
Auch der fünfjährige Sebastian ist von der Blühfläche angetan. Mehr noch allerdings von den Insekten und Tieren. Neben Bienen und Schmetterlingen sei er auch Grashüpfern und einer Heuschrecke begegnet, teilt er mit und seine Augen leuchten dabei. Für Franz Reitmayer sind Blühflächenaktionen wichtig. Er weiß aber auch, dass gegen das Artensterben langfristige Strukturen notwendig seien. Ein blühender Streifen von zwei, drei Metern sei zwar besser als nichts, doch nur große zusammenhängende Felder bringen etwas. Und die wiederum müssten mit den Lebensräumen der Tiere vernetzt sein. Seine Blühfläche wertet er als guten Ansatz.
„Die Pflanzen blühen nun bis Herbst“, erklärt Sohn Johannes. Danach bieten sie für Insekten ein ideales Rückzugsgebiet. Sogar Rehe und Hasen fänden dort dann ein Domizil. So wertet er die Blühfläche als Rundumpaket für Natur, Mensch und Tier.
Das Wie und Wo ist noch zu klären
Mit den Blühflächen wollen die Reitmayers auch im kommenden Jahr weitermachen. Nur das Wie und Wo sei noch zu klären. Eine goldene Nase verdiene man dabei nicht, sagen sie. Alles in allem sei es eher ein Plus-Minus-Null-Geschäft. „Aber bei dieser Initiative können wir der Natur etwas zurückgeben und gleichzeitig Menschen die Natur zugänglich machen“, betont Johannes Reitmayer.
Karin Heilgemeir will jedenfalls wieder dabei sein. Damit trage sie als Stadtmensch ihr Scherflein zur Umwelt sowie gegen das Insektensterben und endlose Maisfelder bei.
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