Augsburger Plärrer: Zoff wegen Currywurst-Stand
Ein Currywurst-Stand auf dem Augsburger Plärrer sorgt für mächtig Ärger. Aufgestellt hat ihn der Sozialverband VdK. Ganz zum Unmut der Schausteller. Von Sonja Krell
Von Sonja Krell
Zoff um den neuen behindertengerechten Imbiss auf dem Plärrer: Der Sozialverband VdK wartet heuer erstmals mit einem Imbisswagen auf dem Volksfest auf, an dem auch Rollstuhlfahrer ihr Essen an einer niedrigen Theke entgegennehmen können.
Bei den Schaustellern stößt die Neuerung auf Unmut. "Uns wird unterstellt, wir würden nichts für Behinderte tun", schimpft Josef Eberhardt, Vorsitzender des schwäbischen Schaustellerverbands.
"Unsere Imbisse sind alle behindertengerecht", erklärt sein Stellvertreter Michael Lutzenberger. Zur Not gingen die Betreiber vor den Stand, um den Rollstuhlfahrer Wurst oder Schaschlik in die Hand zu geben. Er weist auf die jährlichen Aktionen für Menschen mit Handicap hin. Riesenrad und Toiletten seien längst behindertengerecht.
Was die Schausteller besonders wurmt: Der VdK schöpft ihrer Meinung nach die begehrten Plätze auf dem Plärrer ab. Viele der örtlichen Schausteller warteten jahrelang darauf, einen Stand auf Schwabens größtem Volksfest zu bekommen, sagt Lutzenberger. "Und die kommen daher und machen auf soziale Schiene." Dabei wolle der Verband allein "Kohle abschöpfen". Lutzenberger zweifelt, dass bei der Vergabe alles mit rechten Dingen zuging. "Der Stadt ist das Ganze unter dem Deckmantel der Behindertenfreundlichkeit verkauft worden."
Beim Marktamt sieht man das anders. Der Imbiss sei eine behindertenfreundliche Ergänzung, betont Leiter Günther Ipfelkopfer. Der VdK habe sich regulär beworben und sei angenommen worden. Peter Zimmermann, Geschäftsführer der VdK Pemperlprater Caroussell GmbH, die den Imbiss betreibt, sieht die Kritik der Schausteller gelassen. Man wolle Behinderten ein besseres Volksfest-Erlebnis bieten. "Natürlich wollen wir auch ein Geschäft machen. Wir haben eben einen Wettbewerbsvorteil erkannt."
Die Idee für die barrierefreie Imbissbude hatte Carmen Sturm. Die Augsburgerin ist jedes Jahr auf dem Plärrer. Doch jedes Fahrgeschäft, jede Imbissbude wird für die Rollstuhlfahrerin zur unüberwindbaren Hürde. Vor vier Jahren hatte Sturm, die im Landesvorstand des VdK Bayern sitzt, die Idee für den behindertengerechten Imbisswagen. Weil es ideal wäre, "wenn einem der Senf nicht auf den Kopf tropft."
85 Zentimeter ist die Theke hoch. So niedrig, dass Rollifahrer wie Sturm dort ihre Wurst essen können. Der Wagen ist so gebaut, dass er auch von einem Rollstuhlfahrer betrieben werden kann.
Heute steht der Plärrer im Zeichen der Tracht. Alle Geschäfte sind bayerisch geschmückt. In den Festzelten werden zum Bayerischen Abend viele Besucher in Dirndl und Lederhosen erwartet.
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