Retter für Einsätze in schwindelerregender Höhe
In 70 Meter Höhe hängt Feuerwehrmann Martin Jackel im wahrsten Sinne des Wortes in den Seilen. Um Leben und Tod geht es bei dieser Vorführung zum Glück nicht. Der 31-Jährige und seine Kollegen sind dennoch hoch konzentriert. "Es ist für uns schließlich eine gute Übung für den Ernstfall." Noch dazu spielt diesmal Jackels Frau Tanja das Opfer. Sie liegt in einer Bergewanne und wird gemeinsam mit ihrem Mann abgeseilt.
Beim Aktionstag der Stadt präsentierten die Höhenretter der Berufsfeuerwehr am Perlachturm ihr spektakuläres Handwerk: Zwei Mann stehen oben an den Seilen, einer unten, einer hängt. Über Funk sprechen sich die vier mit Berg, Tal und Retter an. "Somit ist für uns immer klar, wer gemeint ist", erklärt Jackel. Seit 15 Jahren ist er bei der Feuerwehr, seit sechs Jahren in der Höhenrettungsgruppe. "Bergsport und Klettern waren schon immer mein Hobby." Jetzt ist es sein Beruf. Insgesamt 30 Leute haben bei der Berufsfeuerwehr diese spezielle Zusatzausbildung. Wie alle Feuerwehrmänner/-frauen müssen sie körperlich extrem belastbar sein und natürlich schwindelfrei. "Wir machen auch den normalen Feuerwehrdienst", erklärt Ausbilder Andreas Hötzel.
Doch wenn es in spezielle Höhen oder Tiefen geht, sind sie in ihren knallroten Rettungsuniformen gefragt. Manchmal kann es relativ harmlos eine Katze im Baum sein, meistens geht es allerdings um ein Menschenleben. Wie zum Beispiel vor einem Jahr bei einem Unfall auf einer Baustelle in der Sebastianstraße. Die Höhenrettung musste einen Bauarbeiter bergen, der von einem Gerüst in einen zehn Meter tiefen Schacht gestürzt war.
Von einer "enormen psychischen Belastung" für die Retter spricht Hötzel, wenn er von Einsätzen erzählt, bei denen es um Selbstmordversuche geht. Ob auf Baukränen, Häusern oder Strommasten, die Höhenretter sind meist die Ersten, die direkt Kontakt mit dem Betroffenen aufnehmen. "Es kann schon sein, dass man zwei Stunden auf jemanden einreden muss." Auch das lernen die Feuerwehrleute in der Spezialausbildung. "Zum Glück haben wir sehr guten Kontakt zur Notfallseelsorge. Die sind uns oft bei solchen Einsätzen behilflich."
Einmal sei es bislang in den zehn Jahren, seit es die Höhenrettung bei der Augsburger Feuerwehr gibt, passiert, dass sich einer vor den Augen der Retter in die Tiefe stürzte. Jackel blieb von solch einem tragischen Einsatz bisher verschont. "Das ist das Schöne an der Höhenrettung. Ich habe bisher alle Personen lebend bergen können."
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