Wo das Herz des Stadtverkehrs schlägt
Fünf Bildschirme, auf dem einen sind farbige Kästchen zu sehen, auf anderen Tabellen, auf wieder anderen blinkt es grün und rot. Was für den Laien verwirrend aussehen mag, ist für Eduard Peter Alltag. Er hat den Überblick. An seinem Schreibtisch in der Leitstelle der Stadtwerke ist er Herr über Bus und Bahn. Zusammen mit seinen beiden Kollegen Gerhard und Friedrich Mayer kontrolliert er den Verkehrsbetrieb der Stadtwerke.
Er hat den Überblick, welche Tram wann abfährt, sieht, welches Fahrzeug in der Zeit liegt und welches zu spät dran ist. Wenn es Zwischenfälle gibt, schickt er Durchsagen an den Haltestellen oder informiert die Fahrgäste mit einem Sondertext über die Anzeigentafel. Ein paar Klicks und schon läuft ein anderer Satz auf den Tafeln durch. Dabei muss nicht auf jeder der 280 Anzeigen im Stadtgebiet der gleiche Zusatztext stehen. Während auf der einen Linie auf Gleisbauarbeiten hingewiesen wird, ist auf der anderen von Behinderungen die Rede.
"Was der Tower für den Flughafen ist, ist die Betriebsleitstelle für Bus und Tram", erklärt Ludwig Nerb, Bereichsleiter Verkehrstelematik. Ohne ihre Koordination läuft nichts im Stadtverkehr. Rund um die Uhr ist das Büro in der Lechhauser Straße besetzt. Drei Disponenten bilden eine Schicht, insgesamt arbeiten hier zwölf Mitarbeiter.
Eduard Peter ist seit dreieinhalb Jahren mit dabei. Davor hat er jahrelang Busse und Trams durch den Stadtverkehr gelenkt. "Die Erfahrung ist wichtig", erklärt er. Er kennt die Arbeit der Fahrer in- und auswendig. Nur so kann er die Strecken einschätzen, weiß, in welche Seitenstraße ein Bus ausweichen darf, wenn auf seiner Strecke ein Unfall passiert. Und vor allem, ob der Bus dort auch den Platz zum Rangieren hat.
In der Kommandozentrale läuft auch die digitale Fahrgastinformation zusammen. Für 3,5 Millionen Euro wurde das System im vergangenen Jahr modernisiert. Doch das satellitengestützte System, das punktgenau die Ankunft von Bus und Tram an den Haltestellen signalisieren soll, funktioniert noch immer nicht verlässlich.
Die Technik: Die mit GPS-Sendern ausgestatteten Busse und Trams geben ihre Position über Satelliten an die Verkehrsleitstelle weiter. Theoretisch steht damit jederzeit die Position der Fahrzeuge fest und es kann berechnet werden, wie lange diese zur nächsten Haltestelle brauchen.
Der Haken: Die Fahrzeuge senden nicht permanent, sondern nur von gewissen Punkten aus. Alle Probleme, die zwischen zwei Haltestellen auftauchen können wie ein Stau oder ein Unfall, werden nicht erkannt. Nerb verspricht Abhilfe. An zusätzlichen Punkten soll die GPS-Koordinierung gemacht werden. Anfang 2010 sollen die Anzeigen punktgenau funktionieren.
Auf einem der Bildschirme blinkt es. "VU Linie 1", gibt Gerhard Mayer durch. Ein Auto hat am Rathausplatz die Straßenbahn gerammt. "Leichter Schaden ohne Verletzte", sagt Mayer weiter. Er ist im Team für die Koordinierung der Straßenbahnen zuständig. Jeder der drei Disponenten hat eine feste Aufgabe, sie sind ein eingespieltes Team. Gerhard Mayer informiert die nachfolgenden Tramfahrer, erklärt ihnen, welche Ausweichroute sie nehmen sollen. Er telefoniert, funkt, telefoniert wieder. Eduard Peter teilt über Lautsprecher mit, dass sich Verspätungen ergeben. Friedrich Mayer, der Dritte im Bunde, koordiniert die Busse.
Im August letzten Jahres wurde die Betriebsleitstelle umgerüstet. Sie ist eine der modernsten ihrer Art. Zahlreiche Monitore zeigen, was an den wichtigsten Haltestellen vor sich geht. Überwacht werden nur die Fahrzeuge, Personen sind nicht erkennbar, wie Nerb betont. Mit ein paar Klicks lässt sich erkennen, welches Fahrzeug wo steht und wie es in der Zeit liegt. Grün heißt in Ordnung. "Rot wollen wir gar nicht haben", sagt Peter. Das heißt, ein Fahrzeug ist zu früh. Bei Pink schafft ein Fahrzeug die Wendezeit gar nicht mehr.
Schichtwechsel in der Betriebsstelle. Die Routine geht weiter. Die Disponenten kontrollieren Abfahrts- und Ankunftszeiten, informieren Fahrgäste und geben Hilfestellungen bei Störungen. Sie sorgen dafür, dass Straßenbahn und Busse Vorfahrt an den Ampeln haben, sichern, dass Trams außerhalb des Fünf-Minuten-Takts aufeinander warten. Bald soll es auch zu den Aufgaben gehören, dass Fahrscheinautomaten bei Störungen schnell repariert werden. Und am Abend tragen die Männer dafür Sorge, dass am nächsten Morgen das richtige Fahrzeug aus dem Depot rollt. Damit das Herz des Stadtverkehrs wieder schlagen kann.
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