Wunder im Herzen
In St. Anna erklang der dritte Teil des Bach’schen „Weihnachtsoratoriums“
Die wohl berührendsten Arien hat Johann Sebastian Bach der Altstimme anvertraut. „Es ist vollbracht“, „Erbarme dich“, aber auch „Schließe, mein Herze“ sind für tiefe Frauenstimme oder männlichen Altus komponiert. Die letztgenannte Arie aus der dritten Kantate des „Weihnachtsoratoriums“ ist für Michael Grabow „musikalischer und spiritueller Höhepunkt des ganzen Oratoriums“. In seiner Predigt in St. Anna zum Festgottesdienst am 1. Weihnachtstag ging der evangelische Regionalbischof kundig auf diese Kantate ein, die den Gottesdienst rahmte. Anfangs, in der Mitte und am Schluss führte sie Kirchenmusikdirektor Michael Nonnenmacher mit Vokalsolisten, Capella und Madrigalchor bei St. Anna auf. Besagte Arie war dabei im Zentrum positioniert – von Birgit Jeschke mit warmer, weicher Klangfarbe gelungen gesungen und zu sparsamem Continuo inniglich von der Solo-Violine begleitet.
Davor lag das Duett „Herr, dein Mitleid“ für Sopran und Bass, lautmalerisch mit stockend seufzendem „tröstet uns“ und fließendem „macht uns frei“. Sinnigerweise begleitet wurden die stimmschönen Kantilenen von Susanne Simenec und Manuel Wiencke paarweise von Querflöte und Oboe d’amore. Dazu gab es die erzählerischen Rezitative des Evangelisten, von Tenor Gábor Molnár mit passendem Timbre gesungen. Pauken und Trompeten erklangen zu Beginn und zum Auszug: „Herrscher des Himmels“, tänzerisch und triumphierend in D-Dur, spielten Chor und Orchester alles andere als „matt“, wie es demütig untertreibend im Text steht. Michael Nonnenmacher und seine Musiker brachten diese dritte Kantate des „Weihnachtsoratoriums“ jedenfalls würdig mit musikalisch-freudiger Pracht zur Aufführung.
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