Mofa auf vier Rädern: Der Opel Rocks-e im Test
Der Opel Rocks-e ist der Anti-SUV: Winzig, leicht, spartanisch und in vielerlei Hinsicht so richtig billig. Hier ein kleiner Ritt damit.
Er ist ein Auto, das gar kein Auto sein will. Mehr ein Mofa auf vier Rädern. Nur 45 km/h „schnell“ und voll elektrisch. Der knuffige Kumpel aus Rüsselheim hört auf den Namen Rocks-e und rundet die Opel-Familie nach unten ab. Ein Kleinstwagen, den man schon mit dem AM-Führerschein ab 15 Jahren fahren darf.
Ein Zwilling des Citroen Ami
Der Rocker mit den verschlafenen Scheinwerferaugen ist der technische Zwilling des Citroen Ami und hat diverse Zielgruppen im Visier: Einerseits die 15- bis 18-Jährigen, die mit dem Rocks-e einen fahrbaren Untersatz bekommen, der im Gegensatz zu Mofa und Moped trockener und vor allem sicherer ist.
Andererseits auch Pendler, die einen nicht allzu langen Arbeitsweg haben. Mit ihrer 5,5 kWh großen Batterie packt die fahrende Konservenbüchse bis zu 75 Kilometer. Das reicht für den innerstädtischen Verkehr - sogar ein Ausflug ins nähere Umland dürfte drin sein. Aber auch Kurierdienste und Lieferfirmen zählen zur potenziellen Kundschaft: Schließlich bietet der Rocks-e ein warmes Plätzchen für Lieferando, Wolt und Co, die gerade um die hungrige Großstadt-Kundschaft buhlen. Und Platz ist in der kleinsten Opel-Hütte: mit ein wenig gutem Willen passt der halbe Inhalt eines Pizzaofens hinein.
8000 Euro Einstiegspreis - das bedeutet sparen, sparen, sparen
Eine Fahrzeugtypen-Bezeichnung hat der Rocks-e auch. SUM nennt ihn der Hersteller. Das Akronym bedeutet Sustainable Urban Mobility. Also nachhaltige großstädtische Mobilität. Der SUM ist quasi ein Anti-SUV. Sum Sum – mehr macht der Rocks-e auch beim Fahren nicht. Als Elektroauto fährt er fast lautlos durch die Stadt. Innen hört man das E-Aggregat kaum. Dafür aber fast alles andere. Es rumpelt und rappelt in der Kiste. Kein Wunder, um einen Preis von 8000 Euro hinzukriegen, da ist Sparen angesagt. Keine Dämmung, keine Verkleidung. Schwarz glänzt der metallene Karosseriekäfig, wulstig präsentieren sich die Schweißnaben - echtes Prototypen-Feeling.
Und genauso karg geht es im Interieur weiter. Lenkrad und Blinker gibt es zwar. Aber Letzterer muss von Hand zurückgestellt werden nach dem Abbiegen. So was gabs zum letzten Mal, als der Blinker noch Fahrtrichtungsanzeiger hießt. Auch die Handbremse ist ein klobiger Hebel.
Infotainment ist Fehlanzeige im Opel Rocks-e
Infotainment? Ha, ha! Stattdessen prangt in der Mitte des Cockpits eine Handy-Halterung. Reich, die meisten fahren wegen der zuverlässigen Verkehrseinschätzung sowieso mit Google. Türgriffe finden sich nicht im Rocks-e. Tipp: An den gelben Stoffschlaufen ziehen: Sesam-öffne-Dich auf spartanische Weise.
Eigenwillig ist auch das Fahrgefühl. Schließlich ist man gerade mal mit einem Doppelbett auf vier Rädern unterwegs. Knapp 1,40 Meter breit, dafür 2,40 Meter lang - da kommen einem selbst enge City-Spuren wie eine achtspurige Autobahn vor. Irgendwie fühlt man sich desperat.
Opel Rocks-e: technische Daten
- Dauerleistung 6 kW / 8 PS
- Spitzenleistung 9 kW / 12 PS
- Batteriekapazität 5,5 kWh
- Ladeleistung 1,8 kW/h
- Ladedauer 3,5 Stunden
- Reichweite bis zu 75 km
- 0-45 km/h ca. 10 Sekunden
- Spitze 45 km/h
- Normverbrauch 19,3 kWh
- L/B/H 2,41/1,39/1,52 m
- Wendekreis 7,20 Meter
- Leergewicht 471 kg
- Preis ab 7990 Euro
So richtig ernst genommen wird man im Verkehr sowieso nicht. Wobei sich der ein oder andere wundert, wie schnell der Rocks-e an der Ampel durchstartet. Ist halt ein Elektromotor, der in der Spitze zwölf Pferdestärken auf die Straße bringt, und der nur 470 Kilo (ohne Fahrer) bewegen muss: Von 0 auf 45 km/h geht es in circa zehn Sekunden. Unschlagbar ist der Wendekreis. Wem die Zahl 7,20 Meter nichts sagt: Das ist so, als ob man auf einem Bierdeckel wendet.
100 Kilometer kosten gerade einmal 2 Euro
Aufgeladen wird der Rocks-e mit Haushaltsstrom - in rund 3,5 Stunden. Der Verbrauch hält sich in Grenzen - bei den derzeitigen Preisen kostet die 100-Kilometer-Strecke gerade mal zwei Euro. Ein konkurrenzlos billiges Fahrvergnügen.
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Solche Fahrzeuge sollten auch gefördert werden. Wer vom "normalen" Kleinwagen darauf umsteigt spart einiges an Platz, der in den Städten nicht mehr wird.
Die zulässige Höchstgeschwindigkeit für diese sinnvollen Fahrzeuge sollte endlich von 45 auf 50, besser noch 60 Kilometer pro Stunde angehoben werden.
So kann sowohl im Stadtverkehr mitgeschwommen werden (50) als auch auf der Landstraße das Risiko überholender Lkw (60) beseitigt werden. Denn das ist schon sehr riskant mit den Lkw und alles andere als spaßig.
Übrigens, weil im Artikel SUM und SUV erwähnt werden, die ganzen SUV Hasser sind sowieso recht unbewandert. Die meisten in der BRD verkauften "SUV" der Unter - und Mittelklasse sind weder länger, breiter noch schwerer als die üblichen hässlichen Familienkutschen wie Vans, VW Bus, oder die niedrigeren Mittelklasse PKW.
Ein Blick in die technischen Daten dürfte dem ein oder anderen die Erleuchtung bringen.
Aber wir alle brauchen ja immer etwas tun hassen und ein Feindbild, eine Gruppe auf die wir schimpfen können. Hass!!! Jaaaaa.
Beispiel:
VW Bus T7 Multivan mit der kleinen Motorisierung: Leergewicht 1.941 KG, LxBxH 4.973 mm x 1.941 mm x 1.907 mm.
Leergewicht 1.715 KG, LxBxH 4. 510 mm x 1. 840 mm x 1. 680 mm
Und so ein Unter - bzw. Mittelklasse SUV nimmt auch nicht mehr Platz weg als eine entsprechende Limousinen oder ein hässlicher Kombi. Das gilt dann ungefähr auch für die SUV und Limousinen der Oberklasse.
Aber das mögen die ganzen vom Hass verzehren Menschen gar nicht hören. Können sie auch kaum, weil sie zum Lachen im Keller sind.
Die Angaben nach dem VW Multivan beziehen sich auf den aktuellen VW Tiguan.