Der Bayreuther "Ring" ist ein Triumph für Dirigent Petrenko
Dieser Abschied wird schwerfallen: Nach dieser Saison verlässt Kirill Petrenko die Bayreuther Festspiele. Bitter, denn er hält die derzeit laufende Produktion zusammen.
Man kann nicht behaupten, dass dieser "Ring" irgendjemanden im Bayreuther Festspielhaus kalt lässt. Als Regisseur Frank Castorf zum Abschluss des Opern-Vierteilers "Der Ring des Nibelungen" von Richard Wagner am Samstagabend vor den Vorhang tritt, sind die Emotionen geteilt: Die einen schmettern ihm Buhrufe entgegen, die anderen applaudieren besonders laut. Castdorf und sein Team schauen und hören sich das ein paar Minuten lang an, sie kennen ja die aufwallenden Gefühle der Wagnerianer. In den vergangenen beiden Jahren war es allerdings viel heftiger zugegangen, nach der Premiere 2013 packten wütende Zuschauer sogar Trillerpfeifen aus, um ihr Missfallen auszudrücken.
Einig ist sich das Publikum zum Abschluss der Premierenwoche bei den Bayreuther Festspielen aber in der Bewertung der Musik: Dirigent Kirill Petrenko wird laut und ausführlich bejubelt, es ist ein Triumph für den bescheiden, fast schüchtern auftretenden 43-Jährigen. Die "Götterdämmerung" zum "Ring"-Finale wird aber auch zu einem musikalischen Fest dank Catherine Foster als Brünnhilde, dank Stefan Vinke als Siegfried und dank Stephen Milling als Hagen.
Abschied von Petrenko von Bayreuther Festspielen wiegt schwer
Petrenko ist es, der im aktuellen Bayreuther "Ring" die Fäden zusammenhält, in der "Götterdämmerung" wird das einmal mehr deutlich. Nichts ist übertrieben, nichts krachend. Alles ist präzise und doch leuchtend ausgestaltet. Umso schwerer dürfte am Ende der Festspiele der Abschied von Petrenko fallen. Wie er bereits im Herbst 2014 angekündigt hatte, will er sich künftig auf seine Aufgabe als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper in München konzentrieren, ehe er dann Chef der Berliner Philharmoniker wird. Bei den Bayreuther Festspielen wird Marek Janowski übernehmen.
Abgesehen von Petrenkos denkwürdigem Dirigat ist in der Produktion kein großer Bogen, keine große Idee, kein roter Faden zu erkennen. Auch wenn die "Götterdämmerung" im Vergleich zu "Siegfried" stärker ist: Die Personenführung orientiert sich an der Musik, tragische Momente dürfen meistens tragische Momente sein. Dass Castorf sich eher für den düsteren Hagen interessiert anstatt für den zum Helden ausersehenen Siegfried, ist in Ordnung. Dass viel getrunken wird und zwischen Mann und Frau viel gefummelt - nun ja.
Das erneut beeindruckende Bühnenbild von Aleksandar Denic konzentriert sich auf schmuddeliges Hinterhof-Berlin. Spät wird die Fassade der New Yorker Börse enthüllt. Wird sie als Symbol des Kapitalismus zum Abschluss brennen? Ein grandioses Schlussbild versagt der Regisseur den Zuschauern. Es brennt bloß in einer Tonne im Hinterhof, Hagen sitzt davor. Obwohl Brünnhilde zuvor immerhin Benzinkanister ausgießen durfte. Es ist eben auf nichts Verlass, wenn sich Frank Castorf ein Stück vornimmt - das gilt auch für Richard Wagners Mammutwerk. dpa
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